Kommission Universitätsmedizin 2020 nimmt Arbeit auf

Ministerin Hesse: Eine klare Orientierung an medizin-ethischen Werten muss Vorrang haben

Schwerin – Die unabhängige Kommission Universitätsmedizin 2020 hat ihre Arbeit aufgenommen. Zum Auftakt haben sich der Vorsitzende der Kommission und die Mitglieder mit Wissenschaftsministerin Birgit Hesse in Schwerin über die Aufgabenschwerpunkte ausgetauscht. Das Gremium besteht aus sechs Personen und wird für anderthalb Jahre eingesetzt. Die Kommission soll Empfehlungen erarbeiten, wie die beiden Universitätsklinika in Mecklenburg-Vorpommern vor dem Hintergrund der zunehmenden Ökonomisierung im Gesundheitswesen ihre Aufgaben zuverlässig erfüllen können.

„Kernaufgaben der Universitätsmedizin sind Forschung und Lehre. Die Krankenversorgung kommt dazu. Es ist notwendig, dass wir uns wieder stärker darauf besinnen“, betonte Wissenschaftsministerin Birgit Hesse. „Die Universitätsklinika haben als staatliche Einrichtungen eine Vorbildfunktion, der sie als große Arbeitgeber, Forschungsstätten und Hochleistungsversorger gerecht werden müssen. Ich erhoffe mir von der Kommission Empfehlungen, wie sich unsere beiden Häuser künftig aufstellen können, damit sich Anspruch und Wirklichkeit decken. Dabei müssen das Patientenwohl und eine klare Orientierung an medizin-ethischen Werten Vorrang haben. Den Mitgliedern der Kommission danke ich sehr, dass sie ihre Expertise einbringen wollen“, lobte Hesse.

„In der Kommission wollen wir Empfehlungen erarbeiten, wie unter dem sozialgesetzlichen Gebot der Wirtschaftlichkeit und dem ökonomischen Gewinnstreben das Patientenwohl und die Mitarbeitermotivation in den Universitätsklinika des Landes nachhaltig gesichert werden können und welche Regeln für die Vorstände sich daraus ergeben“, erläuterte der Vorsitzende der Kommission, Dr. med. Harald Terpe.

„Interdisziplinäre Zusammenarbeit von Experten unterschiedlicher Fachgebiete, aufwändige medizin-technische Infrastruktur und der Innovationszyklus von Grundlagenforschung, translationaler Forschung und klinischer Forschung kennzeichnen die universitäre Medizin“, sagte Dr. Brunhilde Seidel-Kwem. „Deren Zukunft, eingebettet in den wissenschaftlichen Wettbewerb und die Versorgungsansprüche der Bevölkerung, wirtschaftlich stabil und entwicklungsfähig zu halten, gehört zu den anspruchsvollsten und spannendsten Managementaufgaben im Gesundheits-und Wissenschaftssystem. Unabdingbare Voraussetzungen hierfür sind glaubwürdige Qualitätsversprechen und eine offene und partizipative Unternehmenskultur“, so Seidel-Kwem.

„Die deutschen Universitätsklinika und medizinischen Fakultäten haben den Auftrag, in der Einheit von Forschung, Lehre und Krankenversorgung die komplette Bandbreite medizinischer Angebote sowie die Sicherstellung des Medizinischen Nachwuchses zu entwickeln und auf hohem Niveau anzubieten“, so Hedwig François-Kettner. Dabei sind sowohl die Qualifizierungen aller weiteren Gesundheitsberufe wie auch die kontinuierliche Weiterentwicklung adäquater Patientenversorgungsstrukturen beinhaltet und von sehr großer Bedeutung. Alle ökonomischen Herausforderungen sind unter der o. a. Zielsetzung zu meistern, auftretende Probleme entsprechend zu managen. Aus meiner Sicht müssen nach entsprechenden Analysen der Vorgänge und vorliegenden Fragestellungen im Kreis der ausgewählten Experten sachkundig und vorbehaltlos Antworten erarbeitet werden, die Aufklärung und Vorschläge für die Zukunft der Universitätsmedizin in Mecklenburg-Vorpommern beinhalten“, so François-Kettner.

„Da finanzielle Ressourcen immer nur begrenzt zur Verfügung stehen, müssen sich alle Kliniken in Deutschland, auch die Universitätsklinika, mit dem ethischen Spannungsfeld eines sparsamen Umgangs mit den Ressourcen und einer medizinisch angemessenen und patientengerechten Behandlung auseinandersetzen“, sagte Dr. med. Hermann Schulte Sasse. „Dieses Thema hat mich auf meinem gesamten Berufsweg begleitet, sowohl als Klinikarzt als auch in den verschiedenen politischen Ämtern auf kommunaler, Landes- und Bundesebene“, so Schulte Sasse.

„Wir alle erwarten viel von unseren Universitätskliniken. Sie sollen dem Patientenwohl optimal durch Behandlung und Forschung dienen, ethischen und rechtlichen Maßstäben gerecht werden und zugleich bezahlbar bleiben“, sagte Prof. Dr. Karsten Gaede. Die Kommission Universitätsmedizin 2020 will die wieder dringliche Frage, wie diese Ziele unter aktuellen Bedingungen in ein Gleichgewicht gebracht werden können, von neuem stellen. Dies ist eine sehr anspruchsvolle, aber auch reizvolle Aufgabe. Konkret möchte ich, entsprechend der Ausrichtung meines Forschungsinstituts, vor allem die Möglichkeiten und Grenzen einer rechtlichen Steuerung und eine verlässlichen Anleitung der Mitarbeiter der Kliniken in den Blick nehmen“, so Gaede.

„Die hoheitlichen Aufgaben der Universitätsmedizin in Forschung und Lehre markieren den wesentlichen Unterschied zum Aufgabenprofil von reinen Krankenhäusern der Maximalversorgung“, erläuterte Prof. Dr. Reiner Biffar. „So muss die Patientenversorgung an einer Universitätsmedizin ungehindert auch der Ausbildung von Ärzten, Zahnärzten, Wissenschaftlern und Gesundheitsfachberufen sowie der universitären Wissenschaft dienen. Das reibungslose Funktionieren dieses Dreiklangs aus Forschung, Lehre und Krankenversorgung ist entscheidender Garant für den kontinuierlichen wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn und die Weitergabe dieses Wissens in Lehre, Fort- und Weiterbildung. Nur so kann die Universitätsmedizin ein Hort der aktuellsten Erkenntnis sein und dieses Wissen auf vielen Wegen in die Patientenversorgung zum Wohle der Bevölkerung zurückgeben“, so Biffar.

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