„Landesregierung vor Ort“ – Backhaus und Bürger im Dialog über Gewässer

Schwerin – „Wasser ist das flüssige Gold unserer Erde, ohne Wasser wäre kein Leben möglich. Der Schutz unserer Gewässer setzt eine nachhaltige Bewirtschaftung voraus. Dabei müssen verschiedene und zum Teil konträre Nutzungen gegeneinander abgewogen werden, was nicht immer konfliktfrei ist. Hier kommt der Umweltverwaltung eine verantwortungsvolle und zugleich schwierige Aufgabe zu.“

Mit diesen Worten eröffnete der Minister für Landwirtschaft und Umwelt Dr. Till Backhaus gestern an seinem Dienstsitz in Schwerin das Bürgerforum zum Thema „Lebenselixier Wasser – Nachhaltige Gewässerbewirtschaftung bei unterschiedlichen Landnutzungen“, zu dem rund 50 Bürgerinnen und Bürger aus allen Teilen des Landes und sogar aus Hamburg gekommen war.

Ein Ehepaar aus Alt Tellin (LK Vorpommern-Greifswald) äußerte sich aufgrund persönlicher Betroffenheit kritisch über den Bau von Schweinezuchtanlagen und mögliche Folgen für den Gewässerschutz. Backhaus betonte vor diesem Hintergrund, wie wichtig es sei, die Menschen vor Ort in derartige Vorhaben einzubinden und ihre Sorgen und Bedenken ernst zu nehmen. Im Fall von Alt Tellin seien alle gesetzlichen Vorgaben nach Bundesimmissionsschutz eingehalten worden.

Eine Bürgerin aus Lassahn (LK Vorpommern-Greifswald) äußerte ihr Unbehagen über den Bau großer Güllesilos und die Folgen für den sanften Tourismus im Urlaubsland Mecklenburg-Vorpommern. Minister Backhaus zeigte sich für einzelne Hinweise dankbar und brachte seine Prioritäten klar zum Ausdruck: „Mecklenburg-Vorpommern wird von Einheimischen und Gästen insbesondere wegen seiner einzigartigen Naturlandschaften geschätzt. Ich werde alles daran setzen, dass Natur und biologische Vielfalt weiterhin ein Aushängeschild unseres Landes bleiben.“

Schon heute kommt Mecklenburg-Vorpommern mit den Nationalen Naturlandschaften (drei Nationalparks, drei Biosphärenreservate, sieben Naturparks) und den Naturschutz- und Landschaftsschutzgebieten auf fast 1 Million Hektar Schutzgebietsfläche.

Die Situation der Gewässer im Land sei hingegen unbefriedigend, resümierte der Minister. Allerdings müssten die Ergebnisse nach Wasserrahmenrichtlinie differenziert betrachtet werden: „Wenn der See oder Fluss auch nur ein Kriterium der Wasserrahmenrichtlinie nicht erfüllt, bekommt das Gewässer insgesamt eine schlechte Note. Das muss man im Hinterkopf haben, wenn man sich unsere bisherige Bilanz ansieht“, sagte Minister Backhaus.

Die Wasserrahmenrichtlinie fordert für alle europäischen Gewässer einen Zustand hoher Wasserqualität und Strukturvielfalt, der genug Lebensraum für Pflanzen und Tiere bietet. Die letzte Bestandsaufnahme habe gezeigt, dass ca. 97 % der berichtspflichtigen Fließgewässer (ca. 8.000 km) dieses Ziel verfehlen.

In Mecklenburg-Vorpommern sieht es bei nach WRRL berichtspflichtigen Grundwasserkörpern im Land am besten aus. Von ihnen erhalten 55 Prozent die Note „Gut“ – das heißt sie sind mengenmäßig und chemisch in einem guten Zustand. Bei den berichtspflichtigen Seen sind 18 Prozent in einem guten ökologischen Zustand, 3 Prozent sind es bei den berichtspflichtigen Seen. Bei den Küstengewässern erfüllt bislang keines alle Vorgaben der WRRL.

„Aber nochmal: Das heißt nicht, dass die Wasserqualität unser Gewässer per se schlecht ist. Die Zahlen täuschen über viele Teilerfolge hinweg, da etliche Faktoren in die Bewertung eingehen. Für jedermann sichtbar sind unsere Gewässer in den letzten drei Jahrzehnten sauberer geworden. Das hat im Wesentlichen damit zu tun, dass wir insgesamt 2,5 Milliarden Euro in die Abwasserreinigung investiert haben. Die Modernisierung der Kläranlagen hat die chemische Wasserqualität erheblich verbessert“, erklärte Backhaus.

Nachholbedarf gebe es in erster Linie bei den Gewässerstrukturen, die wieder natürlicher gestalten werden müssen, und bei dem Zustand der Gewässerfauna und -flora“. Dazu seien in den kommenden Jahren ca. 2.000 weitere Maßnahmen geplant.

Auch die Landwirtschaft sieht Backhaus hier in der Pflicht, lobte aber auch deren Engagement: „Seit vielen Jahren arbeiten Land- und Wasserwirtschaft auf meine Initiative hin eng mit dem Ziel zusammen, die Einträge diffuser Nährstoffe zu verringern. Es werden klare Handlungsempfehlungen für die Landwirte erarbeitet und Beratungen angeboten.“

Die neue Düngeverordnung sieht zudem längere Sperrzeiten, größere Abstände zu Gewässern und einheitliche Vorgaben zu Düngebedarfsermittlung vor. Darüber sind die Länder mit dieser Düngeverordnung ermächtigt worden, für Gebiete, in denen die Grundwasserkörper in einem schlechten chemischen Zustand (größer als 50 mg Nitrat/l Wasser) sind, schärfere Regelungen zu erlassen. Eine entsprechende Landesverordnung soll bis zum Sommer 2019 in Kraft treten.

Auch die Nutzung von Präzisionsmaschinen beim Düngen oder dem Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln verringert die Einträge in die Umwelt. Das Ministerium unterstützt die Anschaffung solcher Technik und fördert im Rahmen der Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen die emissionsarmen Gülleausbringung.

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