Internationale Grüne Woche i Berlin

Zukunftstrends der Ernährung erkennen und Wertschöpfung im Land weiter erhöhen

Berlin – Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsstaatssekretär Dr. Stefan Rudolph hat sich am Freitag auf der Internationalen Grünen Woche (IGW) in Berlin über die heimische Ernährungswirtschaft und Innovationen informiert.

„Ich erwarte zum Beispiel vom Verbundforschungsvorhaben der Bäckerei & Konditorei Reichau (Landkreis Vorpommern-Greifswald) aus Grambin und dem Zentrum für Ernährung und Lebensmitteltechnologie gGmbH (ZELT) aus Neubrandenburg neue Produktionsverfahren für neue marktfähige und hoch innovative Produkte. Die Internationale Grüne Woche eignet sich hervorragend für unsere heimische Ernährungswirtschaft auch als Testmarkt für neue Produkte und Dienstleistungen, für mehr Wertschöpfung und Wirtschaftswachstum. Hier werden Zukunftstrends vorgestellt und traditionelle regionale Highlights der Ernährungswirtschaft präsentiert. In Kombination mit den touristischen Ausstellern zeigt sich Mecklenburg-Vorpommern auf der Messe auch als attraktives Urlaubsland mit großem wirtschaftlichem Potenzial“, sagte der Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit Dr. Stefan Rudolph vor Ort.

Insgesamt sind 72 Betriebe der Land- und Ernährungswirtschaft sowie Verbände, Vereine und Institutionen aus dem Land unter dem Motto „Genieß Mecklenburg-Vorpommern“ auf der IGW. Die Projektpartner Bäckerei & Konditorei Reichau aus Grambin und das Zentrum für Ernährung und Lebensmitteltechnologie gGmbH (ZELT) aus Neubrandenburg entwickeln gemeinsam ein Verfahren zur Aufbereitung und zum Einsatz von Amaranth in veganen, glutenfreien, eiweißreichen Backwaren. Amaranth gilt als sogenanntes „Pseudogetreide“. Das bedeutet, obwohl es botanisch nicht zu den Süßgräsern gehört, lassen sich die feinkörnigen Samen für die menschliche Ernährung nutzen und wie Getreide verarbeiten.

„Amaranth enthält kein Gluten, daher ist es als Getreideersatz für Personen geeignet, die auf glutenfreie Nahrungsmittel angewiesen sind oder diese bevorzugen. Amaranthmehl ist für die Ausbildung großvolumiger Teigstrukturen, wie sie bei Brot nötig sind, nicht geeignet. Deshalb wird Amaranth zur Proteinanreicherung in Backwaren oft nur in geringeren Anteilen eingesetzt. Die Entwicklung eines spezifischen Verfahrens zum Backen mit Amaranthmehl und den dafür notwendigen Verfahrensumstellungen in Rohstoffvorbehandlung und Teigbereitung ist Kern des Vorhabens. Das Wirtschaftsministerium unterstützt aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) in Höhe von knapp 422.000 Euro die Arbeit. Die Gesamtkosten betragen knapp 547.000 Euro. Das ist ein gutes Beispiel für die Zusammenarbeit für Wirtschaft und Wissenschaft. Aus steigenden Kundenwünschen nach glutenfreiem Essen heraus entwickelt ein Handwerksbetrieb mit wissenschaftlicher Unterstützung ein innovatives Produkt, das hier im Land auch produziert werden soll. So wird Wertschöpfung geschaffen. Unternehmen und Hochschulen sollten noch stärker in der Ernährungswirtschaft in Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten zusammenarbeiten“, betonte Rudolph.

Im Zeitraum 2014 bis 2020 stehen in Mecklenburg-Vorpommern insgesamt 236,3 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) für den Bereich Forschung, Entwicklung und Innovationen (FuEuI) zur Verfügung. Im Zeitraum von 2014 bis 2018 hat das Wirtschaftsministerium Zuschüsse von insgesamt 140,5 Millionen Euro für 423 Vorhaben bewilligt. Auf das Jahr 2018 entfielen davon 17,9 Millionen Euro für 69 Projekte. Im Bereich Ernährung wurden im Jahr 2018 sechs Projekte mit einem Zuschuss von insgesamt knapp 1,6 Millionen Euro bewilligt. „Die Branche der Ernährungswirtschaft ist im stetigen Wandel – ein höheres Gesundheitsbewusstsein, der Wunsch nach regional produziertem Essen und möglichst naturbelassenen Lebensmitteln bestimmen derzeit die Ernährungstrends. Hier sehe ich viel Potential für unsere heimischen Unternehmen, mit Unterstützung des Wirtschaftsministeriums innovative Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln und am Markt anzubieten“, sagte Rudolph abschließend.

In Mecklenburg-Vorpommern zeichnet sich die Ernährungsindustrie durch eine große Zahl leistungsfähiger mittelständischer Unternehmen sowie ein qualitativ hochwertiges und vielfältiges Produktsortiment aus. Derzeit sind in den 88 Betrieben mit mehr als 50 Mitarbeitern insgesamt über 15.000 Mitarbeiter beschäftigt. Die Branche erwirtschaftete dabei einen Jahresumsatz von rund 4,7 Milliarden Euro. Der Anteil der Ernährungsindustrie am Gesamtumsatz des verarbeitenden Gewerbes beträgt etwa 33 Prozent. Die Ernährungswirtschaft ist damit innerhalb des verarbeitenden Gewerbes sowohl gemessen an der Zahl der Beschäftigten als auch nach dem Umsatz der größte Industriezweig des Bundeslandes.

Zu den bedeutendsten Produktionsbereichen gehören die Backwarenindustrie, die Fleischverarbeitung, die Milchverarbeitung, die Fischverarbeitung und die Getränkeherstellung. Zudem sind im Land wichtige Tochterunternehmen von internationalen Konzernen ansässig, z. B. die Dr. Oetker Tiefkühlprodukte GmbH in Wittenburg und die Pfanni GmbH & Co. KG in Stavenhagen. Dazu kamen in den letzten Jahren regelmäßig weitere Ansiedlungen und Investitionen von Unternehmen der Ernährungsbranche. Dazu zählen insbesondere der Bau einer Betriebsstätte für Lebensmittelzusatzstoffe der SternMaid GmbH in Wittenburg, die Errichtung eines Edeka-Fleischwerkes in Valluhn, die Ansiedlung der Süßwarenhersteller Toffee Tec GmbH und Sweet Tec GmbH in Boizenburg oder des Nescafé Dolce-Gusto-Werkes in Schwerin. Viele Unternehmen der Ernährungsindustrie haben eine lange Tradition in Mecklenburg-Vorpommern, wie zum Beispiel die Mecklenburgische Brauerei Lübz GmbH, die Mecklenburger Kartoffelveredelung GmbH und die Mecklenburger Backstuben GmbH.

Die Internationale Grüne Woche (IGW) findet noch bis zum 27. Januar zum 84. Mal statt. Sie gilt als weltweit größte Messe für Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau. Veranstaltet wird die Grüne Woche von der Messe Berlin GmbH. Ideelle Träger sind der Deutsche Bauernverband (DBV) sowie die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE). Nach Veranstalterangaben sind über 1.700 Aussteller mit mehr als 100.000 Produkten aus Deutschland und der Welt vor Ort vertreten. Die Messe ist für Fach- und Privatbesucher täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr, am „langen Freitag“ (25.1.) von 10.00 bis 20.00 Uhr geöffnet. Mecklenburg-Vorpommern präsentiert seine Aussteller zum 20. Mal in einer eigenen Länderhalle auf 1.800 Quadratmetern mit 40 Verkaufs- und Präsentationsständen sowie rund 60 Ausstellern.

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