Hamburger Umweltbehörde kauft MoorFutures aus M-V

Hamburg – Der Senat der Hansestadt Hamburg hat sich zum Ziel gesetzt, die Landesverwaltung bis 2030 CO2-neutral zu organisieren. Ein Baustein darin ist die CO2-Kompensation für Dienstflüge. Seit 2008 werden für alle Dienstflüge der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Kompensationszahlungen entrichtet. Erstmalig werden diese Mittel für ein Projekt innerhalb Deutschland eingesetzt: Durch den Kauf von 3.000 ökologischen Wertpapieren in Form von MoorFutures investiert die Umweltbehörde in die Wiedervernässung eines ganzen Moores – der Kamerunwiese nordöstlich von Neustrelitz (Gemeinde Blankensee) im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte.

„Ich freue mich sehr, dass sich die Umweltbehörde für ein Produkt aus Mecklenburg-Vorpommern entschieden hat! Es ist das erste Mal, dass ein Interessent die Emissionsminderung eines ganzen Moores kauft“, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Dr. Till Backhaus. Zum Auftakt der Umweltministerkonferenz in Hamburg-Harburg übergab er heute ein entsprechendes Zertifikat an Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan.

„Moore sind sehr wichtig für den Klimaschutz, da sie viel Kohlendioxid speichern. Moorschutz lohnt sich umso mehr, da sich hohe Mengen klimaschädlicher Gase freisetzen, wenn Moore entwässert und zerstört werden. Ich freue mich sehr, dass wir für die CO2-Kompensation für die unvermeidbaren Dienstflüge ein norddeutsches Projekt gefunden haben und so in der Region in Klimaschutzprojekte investieren können. Die Kamerunwiese wird zudem ökologisch aufgewertet und trägt somit zum Erhalt der regionalen Biodiversität bei“, betonte Kerstan.

Die Umweltbehörde hatte sich bereits im Frühjahr 2017 beim Land Mecklenburg-Vorpommern nach Möglichkeiten zur Kompensation von mindestens 3.000 Tonnen Kohlendioxidäquivalenten durch Moorwiedervernässung erkundigt. Mit der Kamerunwiese (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte) konnte ein knapp acht Hektar großes Moor exklusiv zur Wiedervernässung angeboten werden. Die Fläche ist im Besitz der Landesforstanstalt Mecklenburg-Vorpommern.

Minister Backhaus unterstrich in diesem Zusammenhang die Bedeutung dieses Zusammenwirkens von ländlichen Räumen und der Metropole Hamburg. „Die Ökosystemleistungen, die die ländlichen Räume erbringen, sind für die Städte unverzichtbar! Wir müssen noch viel stärker darauf hinweisen, dass diese Leistungen auch gesellschaftlich relevant sind. Folgt man den Berechnungen des Umweltbundesamtes, so hat jede zusätzliche Tonne Kohlendioxid in der Atmosphäre ein Schadpotential von mindestens 80 Euro. Die durch die Kamerunwiese erbrachte Leistung liegt daher bei rund einer viertel Million Euro.“ Hinzu kämen die derzeit nicht quantitativ zu beziffernden Leistungen im Bereich der Biodiversität, der Verbesserung der Wasserqualität und des Grundwasserdargebotes.

Dazu Minister Backhaus: „Wir erleben hier den Fall, dass aus urbanen Räumen finanzielle Mittel zur Verbesserung der ökologischen Infrastruktur ländlicher Räume zur Verfügung gestellt werden. Das ist für mich beispielhaft, da die vielfach bislang nur in Expertenkreisen bekannten Ökosystemleistungen ländlicher Räume dadurch nicht nur besser „sichtbar“, sondern auch in finanziell skalierbar werden. Hierin mag man die Basis für einen ökologisch begründeten Länderfinanzausgleich erkennen, auch wenn es bis dahin sicher noch ein weiter Weg ist.“

Mit den MoorFutures wurde im Jahre 2011 das nach der Waldaktie (2007) und vor dem Streuobstgenussschein (2015) zweite Öko-Wertpapier aus Mecklenburg-Vorpommern emittiert. Es handelt sich hierbei um Kohlenstoffzertifikate, die auf dem freiwilligen Kohlenstoffmarkt angeboten werden. Sie dienen der freiwilligen Kompensation von unvermeidbaren Emissionen. Die Marke wurde europaweit geschützt, Nutzungsrechte haben auch die Länder Brandenburg und Schleswig-Holstein. Ende 2018 wurde das erste vollständig aus dem Verkauf von MoorFutures finanzierte Wiedervernässungsprojekt, der Polder Kieve in Mecklenburg-Vorpommern, abgeschlossen (14.325 zu einem Einzelpreis von 35€ verkaufte MoorFutures). Das Projekt Nr. 2, die Rehwiese, liegt in Brandenburg, Projekt Nr. 3 ist das Königsmoor in Schleswig-Holstein.

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