Gegen Mobbing und Gewalt in der Schule

Ministerin Hesse: Lehrkräfte gehen sehr verantwortungsvoll mit Vorfällen um

Schwerin – In Mecklenburg-Vorpommern gibt es viele Angebote für Schulen, um über Mobbing oder andere Arten von Diskriminierung aufzuklären. Sie sollen vor allem aufzeigen, wie Konflikte gewaltfrei gelöst werden können. Seit 2016 stehen staatlichen und privaten Schulen pro Jahr insgesamt 80.000 Euro für Projekte zur Bildung für nachhaltige Entwicklung, Demokratie-, Rechts- und Friedenserziehung, politische Bildung und Gewaltprävention zur Verfügung. Wer von Mobbing oder Gewaltübergriffen betroffen ist, kann sich an die Schulpsychologinnen und Schulpsychologen in den Staatlichen Schulämtern wenden.

„Ständige Schikanen, Belästigungen und Nötigungen, Mobbing, verbale oder körperliche Verletzungen sind auch an unseren Schulen ein Thema“, sagte Bildungsministerin Birgit Hesse. „Unsere Lehrerinnen und Lehrer gehen sehr verantwortungsvoll mit den Vorfällen um, wenn Schülerinnen und Schüler betroffen sind. Ich sehe aber auch die Eltern in der Verantwortung, genauer hinzusehen. Sie müssen ihren Kindern aufzeigen, wann sie Grenzen überschreiten. In der Schule setzen wir vor allem auf Prävention, damit Mobbing und Gewalt gar nicht erst entstehen“, betonte Hesse.

In der Schule sollen Hass, Rassismus und Gewalt abgebaut und der Respekt gegenüber anderen Menschen gestärkt werden. Darauf gehen beispielsweise die fächerübergreifenden Rahmenpläne „Interkulturelle Erziehung“ und „Rechtserziehung“ ein. Im neuen fächerübergreifenden Rahmenplan „Digitale Kompetenzen“, der zum Schuljahr 2018/2019 in Kraft getreten ist, ist das Lernziel „Erscheinungsformen von Mobbing oder Hate Speech erkennen und Schutzmöglichkeiten eruieren“ formuliert. Dabei geht es auch darum, Cybermobbing zu verhindern.

„Durch das Internet, Smartphones und Social Media sind weitere Mobbing-Formen entstanden“, erläuterte Bildungsministerin Hesse. „Üble Kommentare verbreiten sich im Netz in Windeseile. Die Gründe für Mobbing können sehr vielschichtig sein. Manchmal ist schon die Kleidung Auslöser dafür, dass eine Schülerin oder ein Schüler diffamiert wird. Über die Folgen müssen wir stärker aufklären und deutlich machen, dass so etwas nicht geht. In der Schule ist korrektes Verhalten in Fächern wie Sozialkunde, Religion oder Philosophieren mit Kindern ein Thema. Ich kann mir gut vorstellen, dass wir darüber hinaus einen landesweiten Projekttag durchführen, an dem sich Schulen mit dem Thema Mobbing intensiv und kritisch auseinandersetzen“, sagte die Ministerin.

Auswahl von Präventionsprojekten:

Anti-Mobbing-Koffer

Zusammen mit dem Bildungsministerium hat die Techniker Krankenkasse im Jahr 2010 die Anti-Mobbing-Initiative „Mobbingfreie Schule – gemeinsam Klasse sein“ gestartet und den Schulen 600 Anti-Mobbing-Koffer zur Verfügung gestellt, deren Inhalte immer wieder aktualisiert wurden. 2013 wurde zum Beispiel das Modul „Cybermobbing“ hinzugefügt.

Medienkompass für Schulen

Der Medienkompass Mecklenburg-Vorpommern ist ein Kooperationsprojekt zwischen der Medienanstalt Mecklenburg-Vorpommern und der Universität Greifswald und ist unter der Mitarbeit des Bildungsministeriums entstanden. Er enthält etwa 80 verschiedene Projektbeschreibungen, die konkrete Tipps geben, wie Kindertagesstätten, Schulen, Familien und außerschulische Träger Medienbildung vermitteln können, u. a. zum richtigen Umgang mit Handys und Computern, Datenschutz, Jugendmedienschutz oder Cybermobbing.

Medienscouts MV

Die Medienscouts klären ihre Mitschülerinnen und Mitschüler über die Chancen und Risiken des Internets auf. Sie wollen ihnen die Möglichkeit geben, die eigene Mediennutzung zu hinterfragen und mehr Wissen im sicheren Umgang mit dem Netz vermitteln. Auch Cybermobbing spielt dabei eine Rolle. Das Projekt „Medienscouts MV“ wird vom Landesbeauftragten für den Datenschutz und Informationsfreiheit in Zusammenarbeit mit Partnern organisiert.

„Helden statt Trolle“

Das Landeskriminalamt und die Landeszentrale für politische Bildung (LpB) gehen gegen Hass-Kommen­tare im Internet vor und setzen dabei auf die Mithilfe von Schülerinnen und Schülern. Mit dem Projekt „Helden statt Trolle“ (https://helden-statt-trolle.de) haben sie gemeinsam mit den Universitäten Rostock und Greifswald eine Internet- Plattform an den Start gebracht und eine Gemeinschaft gegründet, die sich aktiv in die Diskussionen im Internet einschaltet und Hass-Kommentare verdrängen will.

Lions-Quest-Programme

Die Lions-Clubs in Mecklenburg-Vorpommern fördern die Seminar- und Unterrichtsprogramme „Klasse 2000“ für die Grundschulen, „Lions-Quest – Erwachsen werden“ für  die Altersstufen 10 – 14 Jahre und „Lions-Quest – Erwachsen handeln“ für die Altersstufen 15 – 21 Jahre des Hilfswerks der Lions in Wiesbaden, die wissenschaftlich evaluiert wurden. Sie zielen auf die Entwicklung und Förderung der allgemeinen Sozial- und Lebenskompetenzen von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen einschließlich der Vermittlung von Konfliktlösungskompetenzen und der Förderung von Demokratiefähigkeit und gesellschaftlichem Engagement ab.

„Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“

Anerkennung, Toleranz, und der Erwerb von gewaltfreien Konfliktbewältigungsstrategien stehen im Zentrum der Teilnahme am bundesweiten Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ mit mehr als 2.500 Schulen. Seit 2007 koordiniert die Regionale Arbeitsstelle für Bildung, Integration und Demokratie Mecklenburg-Vorpommern e. V.  dieses Projekt im Land. Das Projekt geht gegen alle Formen von Diskriminierung und Ausgrenzung aktiv vor und will einen Beitrag zu einer gewaltfreien, demokratischen Gesellschaft leisten.

Qualitätssiegel „Sicherheit macht Schule“

Der Landesrat für Kriminalitätsvorbeugung Mecklenburg-Vorpommern hat gemeinsam mit dem Ministerium für Bildung Wissenschaft und Kultur das Qualitätssiegel „Sicherheit macht Schule”. Das Siegel wurde im Jahr 2012 erstmals vergeben. Mit dem Siegel werden Schulen ausgezeichnet, die eine vorbildliche Präventionsarbeit gegen Gewalt und Kriminalität leisten.

Respekt Coaches

Seit dem vergangenen Jahr unterstützen Respekt Coaches die Präventionsarbeit an ausgewählten Schulen. Sie stärken Werte wie Respekt und Toleranz, zeigen Lebensperspektiven auf und fördern das Demokratieverständnis. Mit den Angeboten soll unter anderem Ausgrenzung, Mobbing oder Gewalt gegenüber Andersgläubigen vorbeugt und Radikalisierung entgegengewirkt werden. Die Respekt Coaches sind bei den Jugendmigrationsdiensten angesiedelt und werden vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend finanziert.

Lehrerfortbildungen

Das Institut für Qualitätsentwicklung (IQ M-V) des Bildungsministeriums bietet Lehrerinnen und Lehrern fortlaufend Fortbildungen zum Thema „Mobbing“ an. In den Schuljahren 2016/2017 und 2017/2018 hat es zehn Veranstaltungen gegeben, an denen insgesamt 405 Lehrkräfte teilgenommen haben. Außerdem gab es Fortbildungen, in denen Pädagoginnen und Pädagogen Tipps und Anregungen erhielten, wie sie mit verhaltensauffälligen Schülerinnen und Schüler umgehen und Elterngespräche zum Thema führen.

Beratung und Unterstützung

Die Landeskoordinierungsstelle für Suchtthemen als Fach- und Informationsstelle für Suchtprävention und Suchthilfe bietet Betroffenen Hilfe und Unterstützung bei Mobbing und Cybermobbing an. Sie leistet zudem mit vielen Projekten in Schulen Präventionsarbeit und steht Lehrerinnen und Lehrern beratend zur Seite.

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