Küstenschutz

M-V bereitet sich auf den steigenden Meeresspiegel vor

Schwerin – Der Meeresspiegel steigt und das immer schneller. Das geht aus dem neuen Sonderbericht des Weltklimarates (IPCC) hervor, der heute in Monaco vorgestellt wurde.

„Auch wenn konkrete Aussagen zu Änderung des relativen Meeresspiegelanstiegs an der deutschen Ostseeküste und auch weltweit nur mit Unsicherheiten getroffen werden können, zeichnet sich doch eine Beschleunigung ab. Diese Entwicklung ist für den Küstenschutz in Mecklenburg-Vorpommern von besonderer Bedeutung, da es insbesondere an unseren sandigen Flachküsten zu sichtbaren Veränderungen kommen wird. Wegen der hohen Risiken und der Unumkehrbarkeit des Meeresspiegelanstiegs ist aus Vorsorgegesichtspunkten eine angemessene Berücksichtigung in der Planung von Infrastrukturprojekten bereits heute unerlässlich“, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Dr. Till Backhaus.

Konkret bedeute dies, dass beispielsweise Küstenschutzbauwerke, wie Sperrwerke, Ufermauern oder Hochwasserschutzwände, schon jetzt so geplant und errichtet werden, dass auch eine spätere Erhöhung unproblematisch möglich ist, sagte er weiter. Ein solcher Ansatz werde aktuell am Alten Strom von Warnemünde realisiert. Die gesamte Gründungsstruktur der Hochwasserschutzwand sei so geplant worden, dass sie jederzeit erhöht werden könne.

Darüber hinaus sollen die Erkenntnisse des neuen IPCC-Berichts mit anderen Küstenländern, insbesondere mit Schleswig-Holstein, im Sinne einer gemeinsamen Küstenschutzstrategie beraten werden. Auch streben beide Bundesländer eine Kooperation mit Universitäten und Forschungseinrichtungen an, um im Rahmen wissenschaftlicher Untersuchungen nutzer- und umweltgerechte Küstenschutzmaßnahmen zu identifizieren.

Der IPCC-Bericht präsentiert den weltweiten wissenschaftlichen Kenntnisstand über die Folgen der weltweiten Erderwärmung. Er legt dar, dass der Klimawandel bereits jetzt unausweichliche Folgen für Ozeane und Eisgebiete hat und zeigt auf, dass das heutige Handeln Konsequenzen weit über das Jahr 2100 hinaus hat.

„Auch wenn der Anstieg des Meeresspiegels bis zum Ende diesen Jahrhunderts natürlich von zahlreichen Unsicherheiten gekennzeichnet ist und der Bericht bisweilen mit Durchschnitts- und Extremwerten sowie Szenarien arbeitet, so gibt der er den aktuellen wissenschaftlichen Sachstand dennoch umfassend, ausgewogen und objektiv wieder“, wertete Backhaus.

Bund und Küstenländer hätten sich darauf verständigt, für Vorsorgezwecke das sogenannte RCP 8.5-Szenario („Weiter-wie-bisher-Szenario“) zu verwenden, sagte Backhaus weiter. In diesem Szenario steigen die globalen Emissionen unverändert bis nach 2100 weiter an und gehen erst um 2300 auf netto null zurück. In diesem Fall würde der mittlere globale Meeresspiegelanstieg zum Ende dieses Jahrhunderts zwischen 61 bis 110 Zentimeter betragen; der Median liegt bei 84 Zentimeter.

„Auch für die Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommers ist nach diesem Szenario bis 2100 ein mittlerer Meeresspiegelanstieg von ca. 84 Zentimeter zu erwarten. Bisher sind wir von 50 Zentimeter ausgegangen. Insofern liefert der IPCC wertvolle wissenschaftlichen Grundlagen, auf Basis derer wir wissensbasierte politische Entscheidungen treffen können“, so Backhaus.

Seit 1991 sind rund 500 Millionen Euro in den Schutz der Außen-, Bodden- und Haffküsten von Mecklenburg-Vorpommern geflossen. Derzeit wendet das Land jährlich rund 20 Millionen Euro für Küstenschutzmaßnahmen auf. „Das wird zukünftig nicht mehr reichen“, betonte der Minister.

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