Elbeanrainer optimieren Hochwasserschutz

Havelberg – In Havelberg wurden heute Ergebnisse des Projekts „Optimierung der Nutzung der Havelpolder“ vorgestellt. Die Havelpolderoptimierung ist eines von zwei in 2015 gestarteten, länderübergreifenden Projekten des Nationalen Hochwasserschutzprogramms an der Havel zur Entlastung der Elbe. Unter Mitwirkung des Bundes kooperieren die Bundesländer Sachsen-Anhalt, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein in diesem Projekt unter der Federführung Brandenburgs.

„Aus Sicht des Landes Mecklenburg-Vorpommern ist der Hochwasserschutz an der Elbe nur in einer Solidargemeinschaft zu bewältigen. Das heißt, jeder Anlieger hat zwar in seinem Bereich selbst für den Hochwasserschutz zu sorgen, macht dies aber in Abstimmung mit den jeweiligen Ober- und Unterliegern. Deshalb ist es gut, dass es die Flussgebietsgemeinschaft Elbe gibt, in der man sich zu den wesentlichen Dingen wie die Bemessungsgrundlagen von technischen Hochwasserschutzanlagen wie Deiche oder Ufermauern abstimmt“, betonte Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschafts- und Umweltminister Dr. Till Backhaus.

Zum vorsorgenden Hochwasserschutz gehöre aber auch, sich darüber Gedanken zu machen, wie mit Extremereignissen umgegangen werden soll, die größer als das Bemessungsereignis sind, führte Backhaus aus. Am mecklenburgischen Teil der Elbe habe sich die Hochwassersituation nach dem Hochwasser 2002 immer weiter verschärft. 2013 seien die Wasserstände so bedrohlich hoch gewesen, dass die Bemessungsansätze der Anlagen trotz der bedauerlichen Deichbrüche im Oberlauf und der Havelpolderflutung um bis zu 52 cm überschritten wurden, erinnerte Backhaus. In beiden Jahren habe das Land von den Havelpolder-Flutungen und der damit verbundenen Hochwasserscheitelkappung profitiert.

In der Rückschau der Flutungen 2002 und 2013 hat die Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) unter Mitwirkung der Bundeswasserstraßenverwaltung festgestellt, dass sich der Hochwasserscheitel in der Elbe bei extremen Hochwassern noch effektiver absenken lässt. Die beim Hochwasser 2013 erzielte Wasserstandsabsenkung von etwa 25 Zentimetern allein durch die Wirkung der Havelpolder lässt sich bei einem vergleichbaren Ereignis steigern, indem das Gesamtvolumen von 286 Millionen Kubikmetern der Havelpolder und Havelniederung zum Rückhalt bei Elbhochwasser besser ausgenutzt wird.

Dafür gibt es unterschiedliche Möglichkeiten: Zum Beispiel, dass Einlassquerschnitte in die Polder besser platziert und dimensioniert, die Wasserverteilung in den Poldern optimiert und der Beginn der Flutung zeitlich anders gewählt wird, idealerweise möglichst genau den Scheitelwasserstand der Welle erwischt, um ein optimales Wasserspiegelgefälle für die Flutungen zu erreichen. Darüber hinaus bereiten die Länder auf Wunsch des Landes Schleswig-Holstein die Aufnahme in den Staatsvertrag über die Flutung der Havelpolder vor.

Für das Projekt wurden insgesamt rund 700.000 Euro eingesetzt, wovon der Bund 60 Prozent trägt. Die verbleibenden 40 Prozent finanzieren die beteiligten Länder zu jeweils gleichen Teilen.

Das zweite in 2015 gestartete Projekt in Kooperation mit dem Land Berlin, die „Optimierung des Stauregimes der Havel und der Spree“, wird voraussichtlich 2020 fertiggestellt. Im Zusammenspiel beider Vorhaben soll eine zur Entlastung der Elbe optimale Nutzung des Rückhaltevolumens im Havelsystem geklärt werden. Die resultierende Entlastung im Hochwasserfall käme Städten wie Wittenberge, Hitzacker, Dömitz, Neu Darchau, Boizenburg und Lauenburg zugute.

Die Maßnahmen sind Teil des von Bund und Ländern gemeinsam beschlossenen Nationalen Hochwasserschutzprogramms (NHWSP) und werden über den „Sonderrahmenplan Präventiver Hochwasserschutz“ vom Bund mitfinanziert. Seitens des Bundes stehen dafür jährlich 100 Millionen Euro zur Verfügung. Im Elbegebiet sind insgesamt 37 Maßnahmen im NHWSP als gesteuerte Flutpolder und Deichrückverlegungen enthalten.

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