Anerkennung der polnischen Arztausbildung

Schwerin – Mecklenburg-Vorpommerns Gesundheitsminister Harry Glawe setzt sich dafür ein, dass deutsche Studenten, die in Polen ein Medizinstudium absolviert haben, auch in Mecklenburg-Vorpommern als Arzt arbeiten können. „Hierfür ist die Approbation unabdingbar. Leider ist die Rechtslage unklar. In Polen werden deutsche Studenten gut ausgebildet, die brauchen wir in Mecklenburg-Vorpommern, um die medizinische Versorgung weiter zu verbessern. Solange rechtlich Unklarheit herrscht, setzen wir übergangsweise auf eine eigene landesspezifische Lösung. Daran arbeiten wir bereits mit Hochdruck“, sagte der Minister für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit, Harry Glawe am Dienstag.

Grund für die rechtliche Unsicherheit ist die Auslegung einer EU-Richtlinie über die Berufsqualifikationsanerkennung. Demnach können seit der Änderung der Richtlinie im Jahr 2019 deutsche Absolventen polnischer Medizinstudiengänge nicht mehr automatisch die Approbation erhalten. Nach dem 6-jährigen Studium und vor der Approbation schließt sich in Polen ein 13-monatiges Praktikum, das sog. „Staz“, sowie eine Prüfung, das sog. „LEK“, an.

In Polen studierende deutsche Studenten bräuchten demnach beide Zertifikate (Staz und LEK), um in Deutschland als Arzt zu arbeiten. „Das verlängert die Studienzeit um ein weiteres Jahr. Die Absolventen der polnischen Medizinerausbildung bekommen trotz eines wie in Deutschland üblichen sechsjährigen Studiums keine Approbation in Deutschland. In Polen dürften sie als Arzt arbeiten und bei uns in Deutschland nicht. Das darf nicht sein“, so Glawe weiter.

Eine Anerkennung der ärztlichen Ausbildung in Polen ist trotz abgeschlossener sechsjähriger Ausbildung mit dem Titel „Lekarz“ (Arzt) erst nach Staz (Praktikum) und LEK (Prüfung) aus formalen Gründen in Deutschland zulässig. „Wir sind dabei, eine Landeslösung in Form eines Erlasses zu erarbeiten. Diese könnte so aussehen: Absolventen sollen die ärztliche Berufstätigkeit im Rahmen einer Berufserlaubnis in abhängiger Beschäftigung für ein Jahr erlaubt werden. Das ist vergleichbar mit dem früheren Arzt im Praktikum. Sie können dann bereits im Krankenhaus, in einer Arztpraxis oder in einem MVZ als angestellter Arzt arbeiten. Ziel ist es, nach einem erfolgreichen kollegialen Abschlussgespräch am Krankenbett die Approbation erteilt zu bekommen. Darüber hinaus soll ein halbes Jahr der praktischen Tätigkeit auf die Weiterbildung zum Facharzt angerechnet werden können“, machte Gesundheitsminister Glawe deutlich. Hierfür ist noch eine Abstimmung mit der Landesärztekammer notwendig.

Abschließend machte Glawe deutlich: „Wir brauchen die Landeslösung für den Übergang, um zügig Ärzte zu gewinnen. Darüber hinaus ist ein Signal vom Bund nötig, dass nach sechs Jahren Studium in Polen eine Approbation in Deutschland möglich ist. Hier ist Rechtssicherheit gefordert. Der Bund sollte hier seinen Spielraum nutzen und eindeutige rechtliche Voraussetzungen für die Anerkennung der Gleichwertigkeit der polnischen Arztausbildung schaffen“, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Gesundheitsminister Harry Glawe abschließend.

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One comment

  1. Clint Küssner sagt:

    Anerkennung polnischer Studienleistungen

    Sehr geehrter Herr Gesundheitsminister Glawe,

    zunächst möchte ich mich herzlich für Ihr Engagement im Bereich der Anerkennung von ausländischen Studienleistungen bedanken und ich freue mich sehr über eine landesspezifische Lösung in Mecklenburg-Vorpommern. Bedauerlicherweise existiert immer noch eine gravierende Fehlannahme der deutschen Behörden! Die deutschen Studenten, die ihr gleichwertiges Medizinstudium in Polen vollenden, besuchen einen internationalen Studiengang in englischer Sprache – dieser unterscheidet sich vom herkömmlichen polnischen Studiengang, der das sogenannte „LEK“ (Prüfung für die Facharztausbildung) und „Staz“ (ärztliches Praktikum) beinhaltet. Keiner der deutschen Medizinstudenten ist im polnischen Studiengang immatrikuliert und beabsichtigt in Polen als Arzt tätig zu sein. Es muss zwischen beiden Studiengängen ED (English-Division) und PD (Polish-Division) unterschieden werden. Ein englischsprachiges Auslandsstudium bietet die Möglichkeit, in einem anderen EU-Land als dem Heimatland zu studieren, ohne dabei die Sprache des jeweiligen Landes zu berücksichtigen. Das Augenmerk liegt hier auf der automatischen Anerkennung von Studienabschlüssen innerhalb der Europäischen Union.

    LEK = Prüfung des polnischen Studiengangs für die Qualifikation der Facharztausbildung. Die Punktzahl ist entscheidend für Fachrichtung und Stellenangebot. Ein derartiges Ranking ist für ausländische Studenten nicht vorgesehen und daher hinfällig! Das LEK basiert auf polnischem Recht und es gibt ausschließlich polnische Literatur sowie polnische Vorbereitungskurse für diese Prüfung.

    Staz = Das ärztliche Praktikum ist mit dem abgeschafften AiP (Arzt im Praktikum) gleichzustellen und dient der Rekrutierung kostengünstiger Arbeitskräfte. Der Zeitraum umfasst 13 Monate und das Praktikum erfolgt auf unentgeltlicher Basis in einem polnischen Krankenhaus. Da die internationalen Studenten allerdings nur über geringe oder keine polnisch Kenntnisse verfügen, ist das Staz sowieso hinfällig und nicht für den erfolgreichen Abschluss des Studiums vorgesehen.

    Die Problematik ist trotz der EU-RICHTLINIE 2005/36/EG DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES, vom 7. September 2005, über die Anerkennung von Berufsqualifikationen – sehr unverständlich und bewirkt lediglich einen Boykott von potenziellen Arbeitskräften. Die Auslegung des internationalen Studiengangs in englischer Sprache gibt keine Interpretationsfreiheit und ist in seiner Struktur klar reglementiert. Das heißt, die polnische Prüfung „LEK“ und das ärztliche Praktikum „Staz“ sind nicht für den internationalen Studiengang der English-Division’s vorgesehen. Zudem wird der englischsprachige Studiengang in allen anderen EU-Staaten weiterhin ohne Probleme anerkannt. Ich denke die Problematik ist das Resultat mangelnder Aufklärung im Bereich internationaler Studiengänge. Die Behörden sind in der Annahme, dass wir einen polnischen Studiengang absolvieren – das ist aber nicht der Fall!

    
Seit Oktober 2014 bin ich ein Student der Humanmedizin an der Medical University of Wroclaw (Breslau) und werde im Juni 2020 meinen Abschluss feiern. Im Rahmen meines Studiums habe ich im 6. Studienjahr mein PJ (Praktisches Jahr) an der Helios Klinik in Berlin Buch erfolgreich absolviert. Das Medizinstudium in Polen dauert 6 Jahre und wird mit dem akademischen Titel „Lekarz“ (Arzt) abgeschlossen. Demzufolge erfülle ich alle Voraussetzungen, die auch von einer deutschen Universität abverlangt werden und die für eine Approbation in Deutschland nötig sind. Unter damaligen Richtlinien haben wir vor ca. 6 Jahren unser Medizinstudium in Polen angetreten. Zu diesen Bedingungen zählt die automatische Anerkennung unserer Studienleistungen innerhalb der EU und seit April 2019 wird von uns eine zusätzliche Prüfung (LEK) und ein zweites praktisches Jahr (Staz) gefordert, die im internationalen und englischsprachigem Studiengang nicht vorgesehen sind. Die polnische Ärztekammer wird die Gleichwertigkeit des internationalen Studiengangs (English Division) in unserer Konformitätsbescheinigung bestätigen.

    Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und ich hoffe, dass ich den Sachverhalt klarstellen konnte. Bei weiteren Fragen stehe ich gerne zu Ihrer Verfügung und ich würde mich sehr über eine Arbeitsstelle in Schwerin freuen.

    Mit freundlichem Gruß,

    Clint Küssner (ein deutscher Student aus Breslau)