Hochwassersituation in M-V

Dömitz – Die Hochwassersituation in der Elbe birgt nach aktuellen Einschätzungen keine unmittelbare Gefahr für Leib und Leben sowie Sachwerte in Mecklenburg-Vorpommern, sagte der zuständige Umweltminister Dr. Till Backhaus heute Nachmittag bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz im StALU Westmecklenburg/Außenstelle Dömitz. Die Fachleute gehen davon aus, dass die maximalen Wasserstände in Dömitz voraussichtlich am 24./ 25.09.2024 erreicht werden. In welcher Höhe die Wasserstände auftreten werden, ist derzeit nicht absehbar.

Die Experten gehen davon aus, dass in Mecklenburg-Vorpommern die Alarmstufe 4 (ab einem Pegel von 650 cm) nicht erreicht wird. „Dennoch sind wir auf alles vorbereitet und nehmen die Lage sehr ernst. Ich habe höchstes Vertrauen in die Arbeit der beteiligten Behörden und bin regelmäßig selbst vor Ort gewesen. Daher kann ich sagen, die Hochwasserschutzanlagen des Landes sind in einem guten und wehrfähigen Zustand. Tierhalter rufe ich dazu auf, ihre Tiere vorsorglich aus der Gefahrenzone zu bringen“, betonte der Minister.

Am Montagvormittag lag der Wasserstand in Dömitz bei 66 cm und in Boizenburg bei 79 cm. Alarmstufe 1 wird bei einem Pegel von 500 cm ausgerufen. „In diesem Fall tritt der Hochwassermeldedienst des StALU WM in einen 24/7 –Dienst. Gleichzeitig wird die Anlagenbereitschaft des StALU Westmecklenburg aktiviert. Sollten wider Erwarten Wasserstände prognostiziert werden, die die Alarmstufe 4 überschreiten werden, wird die Hochwasserabwehr durch den Landrat des Landkreises Ludwigslust-Parchim aktiviert“, erläuterte Minister Backhaus. Er betonte, dass die Fachberater der StÄLU und der Landkreise erst im Juni für einen Einsatz an der Elbe geschult wurden. Sie nehmen darüber hinaus regelmäßig an den Deichschauen teil, so dass sie ihren jeweiligen Einsatzbereich kennen.

Wasserstände, wie sie im Mai und Juni 2013 während des Hochwassers aufgetreten sind (Boizenburg: 732 cm a.P., Dömitz 721 cm a.P.), werden nicht erwartet. „Wir haben aus den Hochwasserereignissen 2002 und 2013 unsere Lehren gezogen und gemeinsam mit den „Elbe-Ländern“ Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Schleswig – Holstein einen Staatsvertrag abgeschlossen, um aktiv am Hochwassermanagement im Oberlauf der Elbe mitwirken zu können.

Außerdem wurde in Mecklenburg-Vorpommern wurde unter Federführung des StALU Westmecklenburg ein an den neuen Bemessungsabfluss angepasstes Hochwasserschutzkonzept erstellt. Die Umsetzung erster Maßnahmen im Bereich Dömitz, wie die Ertüchtigung Rüterberger Deiches ist abgeschlossen. Für die Sanierung des Brodaer Deiches läuft die Bauvorbereitung. Für die Verbesserung des Hochwasserschutzes von Boizenburg mit den beiden Teilprojekten „Rückdeichung Hafendeich“ und „Neubau Sude-Hochwassersperrwerk“ ist das Planfeststellungsverfahren abgeschlossen.

Die Ausführungsplanung für die Umsetzung dieser Projekte, die Teil der mit Niedersachsen programmierten Maßnahme des Nationalen Hochwasserschutzprogramms im Polder Boizenburg sind, werden rund 120 ha Überflutungsflächen freigelegt werden. Allein für die in MV geplanten Maßnahmen rechnen wird mit Ausgaben in Höhe von rund 40 Millionen Euro“, so Minister Backhaus.

Für die Finanzierung des Hochwasserschutzprogramms zur Ertüchtigung der Anlagen auf das Bemessungshochwasser 1983, das mit der Sanierung des Deiches am Randkanal im Bereich Boizenburg 2015 seinen Abschluss fand, wurden rund 100 Millionen Euro aufgebracht. Neben den Investitionen in die Verbesserung des Hochwasserschutzes gibt das Land jährlich rund 700.000 Euro Landesmittel für die Unterhaltung der rund 122 km Deiche an der Elbe und im Rückstaugebiet der Elbe aus.

Auslöser für das Hochwasser in der Elbe und der Oder sind Starkniederschläge in deren Einzugsgebieten auf tschechischem und polnischem Staatsgebiet sowie im Süden Sachsens. Die Hochwasserlage in der Oder spielt für Mecklenburg-Vorpommern eine untergeordnete Rolle, da das Landesgebiet nicht unmittelbar an den Fluss Oder angrenzt. Signifikante Auswirkungen einer Hochwasserwelle in der Oder auf die Wasserstände im Oderhaff sind nicht zu erwarten.

Entscheidend für die Entwicklung der Wasserstände in der Elbe sind die Starkniederschläge im Einzugsgebiet der Flüsse Moldau und Elbe auf tschechischem Gebiet. Am Zusammenfluss der Moldau und Elbe befindet sich der Pegel Melnik. Der Wasserstand am Montagvormittag betrug 586 cm a.P.. Damit war der Wasserstand der Alarmstufe 3 von 550 cm a.P. um 36 cm überschritten. Die Alarmstufe 4 wird an diesem Pegel bei einem Wasserstand von 936 cm erreicht. Im Moment sei mit keinem weiteren signifikanten Wasserstandsanstieg an diesem Pegel zu rechnen, d.h. die Alarmstuf 4 wird nicht erreicht.

Der erste Pegel auf deutschem Staatsgebiet befindet sich in Schöna. Am Montagvormittag betrug der Wasserstand dort beträgt 613 cm a.P.. Das heißt, der Wasserstand der Alarmstufe 3 von 600 cm ist überschritten. Die Alarmstufe 4 liegt bei 750 cm a.P.. Nach der Prognose der Hochwassermeldezentrale ist mit dem Scheiteldurchgang der Welle am 18./19.09.2024 mit Wasserständen knapp unter oder knapp über der Alarmstufe 4 zu rechnen.

Am Pegel Dresden werden Wasserstände der Alarmstufe 4 (700 cm a.P.) voraussichtlich nicht erreicht. Aktuell rechnet die Landesverwaltung Sachsens mit einem Scheiteldurchgang von 630 cm a.P. der voraussichtlich am 18./19.09.2024 erfolgt.

Innenminister Pegel zur möglichen Hochwasserlage: „Wir sind einsatzbereit“

Die Hochwasserlage aufgrund der anhaltenden Regenfälle in den osteuropäischen Nachbarländern Deutschlands haben die Katastrophenschützer des Landesamtes für Zentrale Aufgaben und Technik der Polizei, Brand und Katastrophenschutz (LPBK) im Blick. Da auch das Elbeeinzugsgebiet zumindest in Teilen davon betroffen sein kann und somit auch in der Elbe und ihren Zuflüssen im Oberlauf mit Hochwasser gerechnet werden kann, ist das LPBK ab sofort im 24/7-Rufbereitschaftsdienst erreichbar. Damit sei eine Art Vorsorgebereitschaft ausgerufen worden, um rund um die Uhr die Situation im Blick zu behalten und die Lage beurteilen zu können, so Innenminister Christian Pegel.

„Über diesen Weg erfassen wir die Lagemeldungen des Bundes und eventuelle Hilfeleistungsanträge, die über das Gemeinsame Melde- und Lagezentrum von Bund und Ländern (GMLZ) verschickt werden. Falls wir gerufen werden sollten, sind wir einsatzbereit“, so Landesinnenminister Christian Pegel mit Blick auf mögliche Hochwasserlagen in Nachbarländern, aber auch in Mecklenburg-Vorpommern.

Die aktuelle Unwettergefahrenlage in Mittel- und Osteuropa hat dort zu katastrophalen Verwüstungen geführt, für Mecklenburg-Vorpommern wird jedoch nicht mit diesen Auswirkungen gerechnet. Um auf mögliche Hilfeleistungen als Hilfe für Nachbarbundesländer oder andere Staaten oder eventuelle eigene Einsatzlagen im Bedarfsfalle schneller reagieren zu können, hat das Ministerium für Inneres, Bau und Digitalisierung in seiner Funktion als oberste Katastrophenschutzbehörde die Hochleistungspumpentechnik des Landes in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt.

„Mit diesen Pumpen sind wir in MV sehr gut aufgestellt und sie haben uns in Waldbrandlagen bereits gute Dienste geleistet. Diese Pumpensysteme stehen an der Landesschule für Brand- und Katastrophenschutz einsatzbereit und sind mit speziellen Hochwassermodulen ausgestattet, die sehr großen Mengen Wasser (bis zu 50.000 l/min pro System) fördern können. Zusätzlich sind auch die Einsatzmittel aus unserem Landeskatastrophenschutzlager für solche Lagen einsatzbereit“, versichert Minister Christian Pegel.

Zudem erfolgt ab sofort (16. September 2024) eine tägliche Lagemeldung seitens des LPBK an die Katastrophenschutzbehörden in unserem Land.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert