Unterstützung bei Belastung

Polizistinnen und Polizisten erhalten in Belastungssituationen Unterstützung

Schwerin – Ein Verkehrsunfall mit insgesamt 85 Fahrzeugen, acht getöteten Menschen und mehr als 100 Verletzten. Dieser Massenunfall ereignete sich am 8. April 2011 auf der Bundesautobahn 19 wegen eines Sandsturms. Mehr als 600 Ersthelfer und Einsatzkräfte waren damals vor Ort. Ein Mann bedroht mit einem Messer einen Anwohner in einem Mehrfamilienhaus.

Als Polizeieinsatzkräfte zum Ort des Geschehens kommen, läuft der Mann erneut mit einem Messer auf die Einsatzkräfte zu und bedroht diese. Die Beamten müssen schießen – dem Mann in Bein und Oberkörper. Beide Fälle sind zum Teil extreme Ausnahmesituationen, aber durchaus Realität für Polizistinnen und Polizisten in unserem Land.

„Wir haben heute ein System entwickelt, in dem jede Beamtin und jeder Beamter angesprochen wird, ob es der Nachsorge bedarf. In akuten Belastungssituationen unterstützt das Team der sozialen Ansprechpartner sowohl die betroffenen Einsatzkräfte als auch die Führungskräfte“, sagt Landesinnenminister Christian Pegel.

Seit 2002 gibt es in Mecklenburg-Vorpommern das ehrenamtliche Einsatznachsorgeteam „SbE-Team M-V“ (SbE= Stressbearbeitung nach belastenden Ereignissen), ein Nachsorgeteam, das Einsatzkräfte nach belastenden bzw. schwierigen Einsätzen unterstützt und begleitet. Im Team sind aktuell 42 speziell ausgebildete Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rettungsdienst, Polizei, Bundeswehr, Wasser-/Seenotrettung und THW (sogenannte Peers) sowie Psychologen, Fachärzte und Pastoren (Psychosoziale Fachkräftelandesweit ehrenamtlich aktiv.

„Dieses Team steht den betroffenen Einsatzkräften zeitnah und kostenfrei zur Verfügung. Das Angebot richtet sich nur an Einsatzkräfte und nicht an andere Betroffene eines Einsatzes. Angeboten werden neben Einzel- und Gruppennachbesprechungen auch Informations- und Fortbildungsveranstaltungen zum Thema Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV). In Zusammenarbeit mit den zuständigen Stellen kann das Team auch bei der Vermittlung professioneller Ansprechpartner z.B. Psychotherapeuten und Fachärzte behilflich sein“, so der Minister und:

„Die Mitglieder des SbE-Teams M-V unterliegen selbstverständlich der Verschwiegenheit und dem Datenschutz. Das SbE-Team kann über alle Leitstellen des Landes, die beiden Teamleiter oder die Landeszentralstelle PSNV angefordert werden.“

Neben diesem Angebot in extremen Situationen, wurde die Verwaltungsvorschrift „Gesundheitliche Prävention bei Tätigkeiten in psychisch belastenden Phänomenbereichen und Nachsorge nach belastenden Einsatzlagen“ zum 1. März 2022 erlassen. Zudem ist die „Konzeption zur Umsetzung der gesundheitlichen Prävention bei Tätigkeiten in psychisch belastenden Phänomenbereichen und Nachsorge nach belastenden Einsatzlagen“ als Anlage der VV Prävention und Nachsorge gleichzeitig in Kraft getreten.

„Ziel ist, unter anderem die Arbeitsbedingungen für Beschäftigte in psychisch belastenden Bereichen zu verbessern. Ein zentraler Bestandteil ist dabei die grundsätzlich verpflichtende Teilnahme an Supervisionen für die betroffenen Beschäftigten“, erklärt der Minister.

„Die verpflichtenden Supervisionen sind für die Arbeitsbereiche bestimmt, die regelmäßig und intensiven Umgang mit der Bearbeitung von Tötungs- und Sexualdelikten, Straftaten zum Nachteil der sexuellen Selbstbestimmung von Kindern und Jugendlichen, Kriminaltechnik mit dem Schwerpunktbereich forensische Informations- und Kommunikationstechnik, Todesermittlungsverfahren haben.“ Darüber hinaus wird den Beschäftigten die freiwillige Teilnahme an Supervisionsgesprächen ermöglicht.

„Diese Entwicklung stellt einen neuen Weg innerhalb der Landespolizei dar, der erst noch Akzeptanz erarbeiten muss und deshalb im Steigflug ist und über mehrere Jahre Entwicklung braucht. Diese Entwicklung macht aber Sinn, um die langfristige Gesunderhaltung der Kolleginnen und Kollegen zu sichern“, sagt Innenminister Christian Pegel.

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