Ines Jesse: „Geothermie bietet enormes Potenzial für eine verlässliche Wärmeversorgung für die Menschen vor Ort“
Stettin – Ines Jesse, Staatssekretärin im Ministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit, hat heute in Stettin (Szczecin) das Deutsch-Polnische Fachforum „Mitteltiefe Geothermie – Netzwerken in der Euroregion Pomerania“ eröffnet.
Ziel der Veranstaltung ist es, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Bereich der mitteltiefen geothermischen Wärmegewinnung zu intensivieren und einen grenzüberschreitenden Austausch für nachhaltige geothermische Energieversorgung zu etablieren.
„Die Geothermie bietet enormes Potenzial für eine sichere und bezahlbare Wärmeversorgung. Sie macht uns unabhängig und steht für Versorgungssicherheit“, sagte Staatssekretärin Jesse. „Wenn wir Wissen, Technologien und Erfahrungen bündeln, schaffen wir einen echten Mehrwert.
Das Fachforum bringt Fachleute aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft beider Länder zusammen, um technische, wirtschaftliche und politische Fragen rund um die Nutzung mitteltiefer Geothermie zu diskutieren. Im Mittelpunkt stehen der Austausch bewährter Technologien, die Verbesserung der Wirtschaftlichkeit von Projekten, sowie die gemeinsame Nutzung geologischer Grundlagen und Forschungsergebnisse.
Zu den Teilnehmenden zählen Vertreterinnen und Vertreter deutscher und polnischer Kommunen, Landkreise, Stadtwerke, wissenschaftlicher Einrichtungen, Behörden und Unternehmen, die gemeinsam den grenzüberschreitenden fachlichen Austausch fördern.
„Westpommern hat wie Mecklenburg-Vorpommern viel Erfahrung im Bereich der Geothermie. Davon können wir gemeinsam profitieren“, so Staatssekretärin Jesse weiter. „Unsere geologischen Voraussetzungen sind günstig. Deutschland und Polen können hier gemeinsam einen wegweisenden Beitrag leisten. Die Geologie endet nicht an Grenzen – sie verbindet!“
Langfristig soll das Forum den Aufbau einer länderübergreifenden Fachgruppe für Geothermie unterstützen. Diese soll Forschung, Wirtschaft und Verwaltung enger vernetzen und die Vorbereitung gemeinsamer Interreg-Projekte im Ostseeraum fördern.
„Mecklenburg-Vorpommern und Westpommern haben die Chance, sich gemeinsam als Modellregion für nachhaltige Erdwärmenutzung in Europa zu positionieren“, betonte Staatssekretärin Jesse. „Die heutige Konferenz ist ein wichtiger Schritt, um die Potenziale der Geothermie zu heben und die Wärmewende voranzubringen.“
Bereits 2023 hat der Arbeitskreis Geothermie unter Federführung des Wirtschaftsministerium ein Grundlagen-konzept „MV – Modellregion der Erdwärmenutzung“ erarbeitet, das Eckpunkte für den strategischen Ausbau der Geothermie im Land enthält. Als ein Baustein dieses Konzepts wurde eine Studie zur strategischen Wärmeplanung und zum flächendeckenden Ausbau der Geothermie in Mecklenburg-Vorpommern erstellt.
Laut dieser Studie weisen 77 Gemeinden im Land ein hohes bis sehr hohes Potenzial für die mitteltiefe Geothermie auf. Diese Gemeinden repräsentieren rund 60 Prozent des aktuellen Wärmebedarfs in Mecklenburg-Vorpommern. Die mitteltiefe Geothermie birgt demnach enorme Potenziale für die klimaneutrale Transformation der Wärmeversorgung im Land. Im Rahmen des Sondervermögens des Bundes sind derzeit 50 Millionen Euro für eine Landesförderung zur Erschließung dieser Potenziale im Gespräch.
Die Geothermie ist ein zentraler Bestandteil der Wärmewende und trägt maßgeblich zur Erreichung der Klimaziele bei. Sie ermöglicht die CO₂-freie Gewinnung von Wärme und Energie – unabhängig von Wetter und Tageszeit. Mecklenburg-Vorpommern und Westpommern in Polen verfügen über hervorragende geologische Voraussetzungen für die Nutzung dieser Energieform. Bereits seit den 1980er-Jahren wird in Mecklenburg-Vorpommern Geothermie genutzt.
Die erste mitteltiefe Anlage Deutschlands entstand 1984 in Waren (Müritz). Mit neuen Projekten – wie aktuell in Schwerin oder im Raum Usedom – will das Land die Nutzung der geothermischen Energie weiter ausbauen und die regionale Wärmeversorgung langfristig sichern. Stargard Szczeciński und Pyrzyce gehören mit Geothermieanlagen seit 2005 beziehungsweise 1996 zu den Vorreitern der mitteltiefen Geothermie im polnischen Westpommern.
Die Veranstaltung wird vom IBN Greifswald in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit Mecklenburg-Vorpommern und den beiden Partnerbüros SID Szczecin und SID Przelewice durchgeführt.
Das Informations- und Beratungsnetzwerk (IBN) ist ein Kooperationsvorhaben von sechs Partnern mit dem Ziel, die vielfältigen kommunikativen, administrativen, interkulturellen und rechtlichen Herausforderungen im Programmgebiet zu bewältigen. Das „Projekt Informations- und Beratungsnetzwerk“ wird aus Mitteln der Europäischen Union im Rahmen des Kooperationsprogrammes Interreg VI A Mecklenburg-Vorpommern / Brandenburg / Polen 2021-2027 kofinanziert.