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Digitale Führung durch Auschwitz-Birkenau

Bildungsministerkonferenz ruft Länder zur bundesweiten Umsetzung auf

Schwerin – Im Rahmen der 5. Bildungsministerkonferenz stellt die Konferenz heute ein innovatives Bildungsprojekt vor, das Erinnerungskultur neu zugänglich macht: „Auschwitz. In front of your eyes“, eine digitale Live-Führung durch die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau. Nach dem Motto: Vergessen ist keine Option, sind die Länder aufgerufen, das Angebot in ihre Curricula zu integrieren und durch Förderprogramme sowie technische Unterstützung bundesweit verfügbar zu machen.

„Niemals, niemals dürfen die Gräueltaten des Nationalsozialismus verdrängt oder gar vergessen werden“, betont Simone Oldenburg, Präsidentin der Bildungsministerkonferenz und Ministerin für Bildung und Kindertagesförderung Mecklenburg-Vorpommern. „Die digitale Führung ist enorm wichtig, um jungen Menschen den Holocaust eindringlich zu vermitteln – gerade dann, wenn ein Besuch vor Ort nicht möglich ist. Erinnerungskultur ist das Fundament unserer Demokratie – sie schützt vor Geschichtsverfälschung und vor dem Wiedererstarken menschenverachtender Ideologien.“

Auch Christine Streichert-Clivot, Ministerin für Bildung und Kultur des Saarlandes und Koordinatorin der A-Länder, unterstreicht die gesellschaftliche Verantwortung: „Gerade in einer Zeit, in der antisemitische Angriffe auf Menschen und rechtsextreme Ideologien wieder zunehmen, dürfen wir nicht müde werden, Erinnerung lebendig zu halten. Das Projekt zeigt, wie moderne Bildung Erinnerungskultur neu denken kann – digital, interaktiv und zugleich tief berührend.

Es ermöglicht jungen Menschen, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen, auch wenn eine Reise nach Auschwitz nicht möglich ist. Entscheidend ist, dass sie verstehen, was damals geschehen ist – und was das für unser Zusammenleben heute bedeutet. Bildung trägt hier eine besondere Verantwortung: Sie muss deutlich machen, wohin Ausgrenzung, Hass und Gleichgültigkeit führen. Nur wenn wir uns der Vergangenheit stellen, können wir unsere Demokratie und unsere Menschlichkeit im Hier und Jetzt stärken.“

Dorothee Feller, Ministerin für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen und Koordinatorin der B-Länder, verweist auf die positiven Erfahrungen aus der Pilotphase: „Das Angebot einer digitalen Führung, von deren Eindrücklichkeit ich mich bereits gemeinsam mit Neunt- und Zehntklässlern aus Jüchen beziehungsweise Münster überzeugen konnte, ermöglicht Schulen, den Erinnerungsort gleichsam ins Klassenzimmer zu holen.

Es ist eine Ergänzung zu den bestehenden Gedenkstättenfahrten und kann den Unterricht vertiefen. Die Erfahrung der digitalen Führung berührt und bildet zugleich. Sie macht deutlich, dass auch Erinnerung, die im besonderen Maße an einen Ort gebunden ist, überall stattfinden kann. Gerade für Schulen, die keine Fahrt nach Auschwitz organisieren können, ist dieses Angebot eine zusätzliche Möglichkeit, sich mit der historischen Verantwortung für ein ‚Nie wieder‘ auseinanderzusetzen.“

Mit dem Projekt „Auschwitz. In front of your eyes“ eröffnet die Stiftung Auschwitz-Birkenau neue Wege der historischen Bildung. Die rund 105-minütige Live-Führung wird von speziell geschulten Guides durchgeführt und kombiniert Kamerabilder vom Gelände mit Archivmaterial, Zeitzeugen-Videos und interaktiven Elementen. Sie ist in sieben Sprachen verfügbar und kann über visit.auschwitz.org gebucht werden. Das Angebot ist didaktisch fundiert, interaktiv und niedrigschwellig. Es ersetzt keinen realen Besuch, sondern ergänzt die schulische Vermittlung historisch-politischer Bildung.

Die Idee für das Projekt entstand während der Corona-Pandemie, als die Gedenkstätte für Besucher geschlossen war. Heute ist es eine Antwort auf schwindende Zeitzeugenschaft und wachsende gesellschaftliche Herausforderungen. Antisemitismus und Geschichtsverzerrung nehmen weltweit zu – umso wichtiger ist eine klare und breit angelegte Bildungsstrategie. Die Bildungsministerkonferenz sieht darin einen Auftrag an alle Länder: Erinnerung zugänglich, persönlich erfahrbar und zukunftsfähig zu machen.

Das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau war das größte deutsche Lager zur Zeit des Nationalsozialismus. Bis zur Befreiung am 27. Januar 1945 wurden dort etwa 1,1 Millionen Menschen ermordet, darunter eine Million jüdische Menschen. Auschwitz ist weltweit zum Symbol des Holocaust geworden – ein Erbe, das nicht in Vergessenheit geraten darf.

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