Moorschutz ist Klimaschutz!

Neukalen – Anlässlich des jährlich stattfindenden Feldtages „Paludikultur“, veranstaltet durch das Greifswalder Moor Centrum und der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei MV, haben sich Dr. Till Backhaus, Umweltminister von Mecklenburg-Vorpommern, Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesumweltministerium, und Dr. Arif Havas Oegroseno, Botschafter Indonesiens in Deutschland, über die hiesige Moorforschung auf einer 10 Hektar große Versuchsfläche bei Neukalen (LK Mecklenburgische-Seenplatte) informiert.

Flasbarth hat zudem einen Förderbescheid in Höhe von 12,6 Millionen Euro für ein Moorschutz-Pilotvorhaben übergeben. Die Landgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern und die Universität Greifwald wollen in diesem Verbundvorhaben zwei bisher entwässerte Moorflächen, den Poldern Bargischow Süd bei Anklam und Sandhagen bei Friedland, wiedervernässen und Paludikulturen (Anbau von Sumpfpflanzen wie Rohrkolben oder Schilf) als eine klimaverträgliche landwirtschaftliche Nutzung etablieren und erproben. Ziel ist es, weiterführende Erkenntnisse aus der großflächigen Umsetzung zu gewinnen und für die landwirtschaftliche Praxis nutzbar zu machen. Im Fokus steht insbesondere die Entwicklung tragfähiger Konzepte, wie sich Klimaschutz mit einer ökonomisch sinnvollen und nachhaltigen Bewirtschaftung von Moorböden verbinden lässt.

„Ein wirkungsvoller Schutz der Moorböden ist ein wichtiger Beitrag zu ambitioniertem Klimaschutz. Dabei wissen wir sehr wohl, dass mit der dafür erforderlichen Umstellung der Bewirtschaftung große Herausforder­ungen für die landwirtschaftlichen Betriebe verbunden sind. Wir setzen daher auf Freiwilligkeit, Dialog und eine möglichst zielgenaue Unterstützung der betroffenen Betriebe,“ sagte Backhaus.

Er begrüßte den Vorstoß des Bundesumweltministeriums Moore in Deutschland besser schützen und wiederherstellen zu wollen. Eine nationale Strategie hatte Umweltstaatssekretär Flasbarth diese Woche in Berlin vorgestellt. Flasbarth betonte, dass aktuell 90 Prozent der bundesweiten Moorflächen degradiert und entwässert seien. Laut Moorkundler Prof. Dr. Dr. hc. Hans Joosten, der bis vor kurzem an der Universität Greifswald forschte und im Oktober dieses Jahres den Deutschen Umweltpreis erhält, sind die Treibhaugas-Emissionen aus diesen Flächen für sechs bis sieben Prozent der gesamten deutschen Emissionen verantwortlich, mehr als der gesamte in Deutschland startende Flugverkehr.  Für eine nachhaltige Bewirtschaftung dieser Flächen stünden laut Flasbarth deshalb im Bundeshaushalt neben anderen Förderpro­grammen nun 100 Millionen Euro zur Verfügung, so Flasbarth.

„Ich bin dankbar, dass Herr Flasbarth bei der Umsetzung der Moorstrategie auf eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Ländern setzt und wiederholt nach Mecklenburg-Vorpommern gekommen ist, um sich von den Fortschritten in der Moorforschung zu überzeugen und konkrete Projekte voranzu­bringen“, erklärte Backhaus.

Der Kontakt zu Indonesien geht auf die Forschungsreisen von Prof. Joosten zurück. Indonesien ist eines der moorreichsten Länder der Erde und weist die weltweit höchsten moorbedingten Emissionen aus.  Es gibt zwischen dem Greifswald Moor Centrum und Indonesien seit 2018 regelmäßige Kontakte. Paludikulturen sind in Indonesien ein zentrales Thema, weswegen die Menschen an Erfahrungen aus anderen Ländern interessiert sind.

In Mecklenburg-Vorpommern sind Moorböden die größte Treibhausgasquelle, obwohl sie nur 13 Prozent der Landesfläche einnehmen. Sie emittieren ca. 6 Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr. „Das ist rund ein Drittel der Gesamtemission des Landes und mehr als das Dreifache der Menge, die wir aktuell durch die Windkraft an Land und auf dem Wasser derzeit einsparen. Wir müssten also die derzeitige Windkraftnutzung verdreifachen, wollten wir nur die Emissionen aus den Mooren damit kompensieren“, betonte Backhaus. Weil das Land frühzeitig erkannt hat, wie wichtig die Renaturierung von Mooren ist, um die Klimaziele zu erreichen, wurden bereits 33.000 ha Moore in MV wiedervernässt.

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