Schwerin – Anlässlich der Herbsttagung des Landesinnungsverbandes des Fleischerhandwerks betont Agrarminister Dr. Till Backhaus die Bedeutung der Branche für das Land Mecklenburg-Vorpommern. Es gehöre zur DNA unseres Landes, verbinde Landwirtschaft, Lebensmittelverarbeitung, Genusskultur und regionale Identität.
„Die aktuellen Zahlen zeigen: In MV wurden im Mai 2025 rund 584.500 Schweine gehalten, eine leichte Steigerung (1,6%) gegenüber dem Vorjahr. Das klingt zunächst positiv, aber wir alle wissen, dass sich hinter dieser Zahl ein jahrzehntelanger Strukturwandel verbirgt. Nach Corona, der Afrikanischen Schweinepest und massiven Preisverwerfungen sind unsere Bestände um rund 30 % zurückgegangen. Wir liegen heute wieder auf dem Niveau von Mitte der 1990er-Jahre. Ein Wirtschaftszweig, der unser Land geprägt hat, kämpft um seine Existenz“, so Minister Backhaus.
Und das bleibe nicht ohne Folgen für die Fleischereien, die Schlacht- und Zerlegebetriebe, die täglich mit Leidenschaft hochwertige Produkte herstellen: „Denn wenn der Rohstoff fehlt, wird es auch für die abnehmende Hand schwer. Ich weiß, viele der Betriebe spüren das im Alltag: steigende Beschaffungskosten, sinkende Margen, ein enormer bürokratischer Aufwand und die Herausforderung, Fachkräfte zu finden“, so Backhaus, der ergänzt:
„Die aktuelle Marktlage ist volatil. Laut Agrarmarkt-Informationsgesellschaft liegt der Gewinn in der Schweinemast derzeit bei unter 5 Euro pro Tier und das bei Vollkostendeckung gerade so, d.h. die Rentabilität der Schweinemast sinkt wieder. Auf den europäischen Märkten erleben wir gleichzeitig ein Überangebot. Die Preise sinken, weil die Nachfrage schwächelt, in Deutschland, aber auch international. Das zeigt: Wir stehen mitten in einem europäischen Strukturwandel, der nur mit Qualität, Regionalität und Innovation zu bewältigen ist.
Anders beim Rindfleisch: Hier sehen wir stark steigende Preise, teilweise über 7 Euro pro Kilogramm Schlachtgewicht. Grund sind der Rückgang der Rinderbestände, steigende Futter- und Energiekosten sowie wachsende Nachhaltigkeitsanforderungen. Für unsere Landwirte kann das Chance und Risiko zugleich sein. Für das Fleischerhandwerk bedeutet es vor allem eines: noch mehr Preisdruck auf der Theke.
Ende 2024 gab es bundesweit rund 10.100 Meisterbetriebe, die über 130.000 Beschäftigte hatten. Das ist beeindruckend aber die Tendenz ist rückläufig. Der Strukturwandel geht weiter, und viele Betriebe stehen vor der Frage: Wie geht es weiter?
Ich bin überzeugt: Das Fleischerhandwerk hat Zukunft, wenn es sich weiterentwickelt, wenn es auf Regionalität, Transparenz, Qualität und neue Geschäftsfelder setzt. Erfolgreiche Betriebe kombinieren heute handwerkliche Perfektion mit modernen Konzepten: Dry-Aged-Spezialitäten, Wurstsorten mit neuen Gewürzideen, Catering, heiße Theke, Online-Vertrieb. Kurz gesagt: Die Metzgerei der Zukunft ist entweder hoch spezialisiert oder gar nicht mehr da. Das ist eine unbequeme Wahrheit, aber auch eine große Chance.
Die Landesregierung unterstützt die Branche beim Bürokratieabbau, bei der Fachkräftegewinnung, bei Investitionen in regionale Strukturen und wir werden dafür sorgen, dass Ihre Anliegen in Berlin und Brüssel gehört werden. Denn eines ist klar: Ohne das Fleischerhandwerk verliert unser Land ein Stück Identität. Und das werden wir nicht zulassen.“