Neuhof – Landwirtschafts- und Umweltminister Dr. Till Backhaus eröffnet heute (12 Uhr) gemeinsam mit dem Landrat des Landkreises Ludwigslust-Parchim, Stefan Sternberg, die neue Verkaufsstelle für Lewitzkarpfen in Neuhof. Betrieben wird sie von der Lewitz-Teichwirtschaft der Firma Lewitep, die künftig den regionalen Absatz von Karpfen und verarbeiteten Fischprodukten deutlich ausbauen möchte.
Mit der neuen Verkaufsstätte schafft das Unternehmen nicht nur eine moderne Möglichkeit der Direktvermarktung, sondern setzt ein wichtiges Zeichen für die Sicherung fischereiwirtschaftlicher Traditionen im Land, die in der Lewitz eine über 150-jährige Geschichte haben.
Minister Backhaus betont die Bedeutung des Projekts: „Die Lewitz ist eine einzigartige Kulturlandschaft – und die Karpfenteichwirtschaft gehört fest zu ihrer Geschichte. Ich freue mich daher sehr, dass wir mit der Firma Lewitep einen engagierten Partner haben, der diese Tradition fortführt und zugleich neue Wege in der Vermarktung geht. Der regionale Lewitzkarpfen ist ein hochwertiges Lebensmittel, das wir stärker ins Bewusstsein bringen wollen – nicht nur zu Weihnachten.“
Landrat Sternberg ergänzte: „Die Lewitzteiche sind ein Naturjuwel und gleichzeitig ein wertvoller Wirtschaftsraum. Mit der neuen Verkaufsstelle schaffen wir Sichtbarkeit für ein regionales Qualitätsprodukt – und stärken zugleich die regionale Wertschöpfung. Das ist ein Gewinn für Umwelt, Wirtschaft und für die Menschen in der Region.“
Lewitzteiche als historisch gewachsener Wirtschafts- und Naturraum
Die Karpfenteichwirtschaft in der Lewitz geht bis in die 1880er Jahre zurück. Über Jahrzehnte wurde das Teichsystem ausgebaut und diente der Versorgung der Region mit Fisch. Besonders zwischen 1978 und 1986 wurde die Teichwirtschaft umfassend modernisiert:
Auf rund 900 Hektar Teichfläche wurden Dämme, Bauwerke und Leitungen erneuert oder neu errichtet – eine Investition von damals 45 Millionen DDR-Mark.
Die intensive Bewirtschaftung schuf wertvolle Lebensräume für zahlreiche Tierarten, darunter Wasservögel, Amphibien und Insekten. Heute zählt die Lewitz zu den bedeutendsten Natur- und Vogelschutzgebieten Mecklenburg-Vorpommerns.
Herausforderungen der letzten Jahrzehnte
Nach 1990 litt die Teichwirtschaft unter ausbleibenden Investitionen. Viele Anlagen wurden nur notdürftig instand gehalten. Der Dammbruch am Störkanal im Jahr 2021 verdeutlichte den erheblichen Sanierungsbedarf. Eine Studie des StALU weist heute auf einen Investitionsbedarf von rund 16,6 Millionen Euro hin.
Gleichzeitig haben naturschutzfachliche Anforderungen und zunehmende Prädatoren wie Kormoran, Fischotter oder Seeadler die Wirtschaftsbedingungen erschwert. Die klassische Karpfenhaltung ist inzwischen vielerorts wirtschaftlich nicht mehr tragfähig.
Neuausrichtung der Lewitzteiche
Vor diesem Hintergrund verfolgt das Land einen neuen Ansatz:
Die Teichlandschaft soll so entwickelt werden, dass ihre naturschutzfachlichen Funktionen erhalten bleiben, während gleichzeitig in ausgewählten Bereichen weiterhin eine wirtschaftliche Nutzung möglich ist.
Für die fischereiliche Nutzung in der Lewitz bedeutet dies:
- Bewirtschaftung von rund 150 Hektar ausgewählten Teichen,
- einjähriger Karpfenumtrieb mit zugekauften zweisömmrigen Fischen,
- Fischproduktion ausschließlich auf Basis natürlicher Nahrungsgrundlagen,
- Investitionen nur in die Funktionssicherung der genutzten Teiche.
Lewitep investiert zudem rund 101.000 Euro in die neue Verarbeitungs- und Verkaufsstätte, gefördert mit 49 Prozent über EU- und Landesmittel.
Vermarktung und touristische Perspektiven
Die neue Verkaufstelle öffnet vor Weihnachten (22.12., 23.12.) und Silvester (29.12./30.12.). Perspektivisch soll die Vermarktung stärker mit dem touristischen Profil der Lewitz verknüpft werden, etwa durch Rad- und Wanderangebote oder Naturerlebnisformate.