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Kategorie: LK Vorpommern-Rügen

Eine kostenlose Mahlzeit für alle

Initiative der Schulleitungen von Rügen und Hiddensee für Veränderungen in der Schulspeisung

Insel Rügen – Führende MV-Politiker bekommen in diesen Tagen Post aus den Schulen der Inseln Rügen und Hiddensee. In einer gemeinsamen Initiative setzen sich 19 Schulleitungen für eine kostenlose Schulspeisung ein und werben unter anderem bei Bildungsministerin Simone Oldenburg und Sozialministerin Stefanie Drese und den Vorsitzenden der Landtagsfraktionen für ihre Idee. Sie möchten das Vorhaben als Modellregion ausprobieren, Erfahrungen sammeln und diese an andere öffentliche Schulen des Landes weitergeben.

„Alle Schulen der beiden Inseln sind bereits gesunde Schulen“, sagt Schulleiter André Farin, der für die Aktion die Federführung übernommen hat. „In unserem Positionspapier beschreiben wir unterschiedliche Beispiele, wie wir aktuelle Landesforderungen und Bildungsstandards umsetzen.“

Sport und Bewegung spiele in den Grund- und weiterführenden Schulen eine wesentliche Rolle im Unterricht, in Projekten und bei Exkursionen. Man kümmere sich um gesunde Ernährung genauso wie um soziales und inklusives Lernen. Für alles habe man eine verlässliche zeitliche, inhaltliche und personelle Struktur in den Ganztagsschulen gefunden und verweise auf eine große Vielfalt an Angeboten für die Jungen und Mädchen der ländlich geprägten Region.

Rügen ist sich einig: Gesunde Kinder an der Küste brauchen eine kostenlose Mahlzeit an der Schule genauso wie Sportprojekte an der Ostsee oder Ernährungsstunden im Biologieunterricht. Foto: privat
Rügen ist sich einig: Gesunde Kinder an der Küste brauchen eine kostenlose Mahlzeit an der Schule genauso wie Sportprojekte an der Ostsee oder Ernährungsstunden im Biologieunterricht. Foto: privat

Nur ein wesentliches Element fehle, meint der Schulleiter aus Gingst: eine kostenlose Schulspeisung, die für mehr Bildungsgerechtigkeit sorge und für alle Chancen auf ein gesundes Mittagessen in der Schule ermögliche. Erfolgreiche Beispiele gäbe es nicht nur in Finnland und Schweden, die bereits seit den 1940er Jahren kostenloses Mittagessen anbieten und auf passende Lernerfolge verweisen können.

Uni-Studien belegen, welche Auswirkungen eine kostenlose Mahlzeit auf das Wachstum, die Leistungsfähigkeit und berufliche Chancen von Kindern und Jugendlichen habe. In Deutschland funktioniere das auch schon, denn seit drei Jahren bietet das Land Berlin zusammen mit dem Verband deutscher Schul- und Kitacaterer e. V. (VDSKC) ein kostenloses Essen für die Schüler der Klassenstufen 1 bis 6 an.

„Genau das brauchen wir in dieser schwierigen Situation“ erklärt Steffen Blumenthal vom Speiseservice Rügen. Er kooperiere mit zahlreichen Schulen und Kindertagesstätten auf Rügen und wünscht sich unbedingt Unterstützung vom Land. „Die Kosten für Energie, Personal und Produkte haben sich unwahrscheinlich erhöht“, meint er und begründet damit die mehrfache Anhebung von Preisen. Eine kostenlose oder vom Land geförderte Schulspeisung würde nicht nur Eltern entlasten, sondern den Spielraum für Speiseanbieter wieder verbessern.

Schulleiter André Farin ist sich mit seinen Kollegen an der Küste einig: Die Landespolitik wird sich mit der Thematik auseinandersetzen und über Parteigrenzen hinweg gute Lösungen für die Kinder finden. Denn auch der nächste Wahlkampf stehe an und brauche geeignete Vorhaben und Versprechen.

Backhaus: Besucherströme brauchen Lenkung

Wieck – Bis zu 4 Millionen Menschen besuchen pro Jahr den Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft. Daher gibt es seit dem Sommer 2020 konkrete Überlegungen, die Besucherströme besser zu lenken und den Menschen mehr Orientierung beim Verhalten in der sensiblen Landschaft zu geben. Heute haben sich die Projektpartner (u.a. Deutsches Meeresmuseum, Nationalparkamt, Nationalparkförderverein, Tourismusverband FDZ, Kurverwaltungen, Deutsche Naturfilmstiftung und die Bürgermeister der Gemeinden Wieck, Zingst und Prerow) in Wieck getroffen, um sich darüber auszutauschen, wie es auf dem Weg zum geplanten Nationalpark-Infonetzwerk weitergehen soll.

„Im Zusammenspiel von Nationalpark, Region und Tourismus ist es wichtig, Synergien zu finden und zu entwickeln. Die kann ein neu und breit gedachtes Informationsnetzwerk sein, das den Nationalpark vielerorts sichtbar und verständlich macht und die Region weiter zusammenschmiedet. Für ein solches Projekt sind die von meinem Haus bereitgestellten 100.000 Euro sicher gut angelegt“, sagt Umweltminister Dr. Till Backhaus.

„Großes gelingt nur, wenn alle an einem Strang ziehen, dies wird gerade auf dieser Halbinsel immer sichtbarer. Ich bin froh und auch ein bisschen stolz darauf, dass wir als Land, mit Unterstützung der Kommunen, der Naturschützer und Touristiker, ein Projekt umsetzten, an dem einige gescheitert sind und dass viele für unlösbar gehalten haben. Der Inselhafen in Prerow ragt inzwischen unübersehbar aus der Ostsee heraus, als Meilenstein für Regional- und Nationalparkentwicklung hier auf der Halbinsel und als Beispielprojekt weit über unsere Landesgrenzen hinaus. Der Bau schreitet voran, auch in diesen schwierigen Zeiten.

Auch eine weitere Baustelle, das Regenbogencamp, ist sichtlich in Bewegung geraten. Im Interessenkonflikt zwischen touristischer Nutzung mit Historie und dem Schutz einer besonderen Küstenlandschaft sind innovative zukunftsweisende Lösungen gefragt. Inzwischen sind hier Dünenbereiche wieder das, was sie per Gesetz sein müssen: geschützte Biotope, in denen Natur Natur sein darf.

Daneben läuft das größte Renaturierungsvorhaben im Nationalpark in der Sundischen Wiese, für das ebenfalls immer wieder Interessen abgewogen und ausgeglichen werden müssen. Das heißt, zwischen Schutzzielen für Arten und Prozesse, den Bedingungen für eine langfristige Beweidung, ebenso Möglichkeiten des Naturerlebens und nicht zuletzt für den Moorschutz. Dies geschieht auch mit Blick auf die Moore von morgen, in dieser Region, die wir zum Schutz des Klimas unbedingt brauchen.

Die zukunftsweisende Koexistenz zwischen Naturschutz und Tourismus verlangt nach immerwährendem Aufklären und Sensibilisieren. Dies kann nur als gemeinsame Aufgabe gelöst werden, die auch bei Gemeinden und Kurbetrieben gesehen wird. Für das Nationalpark-Informations-Netz ist dies geschehen, mit finanzieller Starthilfe des Landes.

Für die nächsten Schritte sind Kreativität und Engagement gefragt und zwar von allen. Ich freue mich den Weg mit den Projektpartnern gemeinsam weiterzugehen und bin zuversichtlich, dass hier etwas Beispielhaftes entstehen wird. Für die Besucherinnen und Besucher, vor allem auch der kommenden Generationen, für die Anwohnerinnen und Anwohner. Für den unschätzbaren Wert des Nationalparks und den Zusammenhalt in einer Nationalparkregion“, so Minister Backhaus.

Unterstützung touristischer Vorhaben

Meyer: Wichtig, Gästen stetig attraktives Angebot und hohe Qualität zu bieten

Barth – Wirtschaftsminister Reinhard Meyer hat am Mittwoch (11.01.) in der Stadt Barth (Landkreis Vorpommern-Rügen) zwei Zuwendungsbescheide übergeben. Dabei handelt es sich um Fördermittel für den Ausbau des Hafens Pruchten zum Wasserwanderrastplatz und für die Umsetzung des Vineta Konzepts im Kultur- und Veranstaltungszentrum Barth.

„Die Urlaubsregion Fischland-Darß-Zingst ist eine beliebte Tourismusregion. Damit das so bleibt, ist es wichtig, den Gästen stetig ein attraktives Angebot und hohe Qualität zu bieten. Mit dem Ausbau des Hafens Pruchten und der VINETA Erlebniswelt in der Stadt Barth wird das gewährleistet. Das Wirtschaftsministerium unterstützt die Investitionen in die touristische Infrastruktur, um im Wettbewerb mit anderen Reiseregionen mithalten zu können“, sagte der Minister für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit Reinhard Meyer vor Ort.

Die Gemeinde Pruchten liegt im Übergangsbereich zwischen der touristisch stark frequentierten Ostseeküste und dem vorpommerschen Küstenhinterland. Vor Ort ist geplant, die Zufahrt zum Wasserwanderrastplatz auszubauen, 22 Stellflächen für Autos zu errichten, einen neuen Steg mit 22 Gästeliegeplätzen herzustellen und ein Sanitärgebäude aufzubauen.

Die Gesamtinvestition beträgt mehr als eine Million Euro. Das Wirtschaftsministerium unterstützt das Vorhaben aus Mitteln der „Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) in Höhe von knapp 942.000 Euro.

„Mit dem geplanten Ausbau des gesamten Bereiches wird der Fischerei- und Sportboothafen in der Gemeinde Pruchten künftig noch attraktiver für Gäste und Anwohner“, sagte Meyer.

Die Residenzstadt Barth befindet sich am südlichen Rande der Boddenkette und bildet ein natürliches Tor zur Halbinselgruppe Fischland-Darß-Zingst. Im Januar 2015 wurde die Stadt zum staatlich anerkannten Erholungsort prädikatisiert.

Das Nutzungs- und Gestaltungskonzept „VINETA Stadt Barth“ umfasst sowohl die Installation einer Vineta Erlebniswelt als auch die Umsetzung eines auf der VINETA-Sage basierenden Designs, das sich über das komplette Gebäude zieht. Die Umsetzung ist bereits erfolgt. Die Gesamtinvestition beträgt rund 1,9 Millionen Euro. Das Wirtschaftsministerium unterstützt das Vorhaben aus Mitteln der „Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) in Höhe von rund 1,7 Millionen Euro.

„In Barth ist mit dem Kultur- und Veranstaltungszentrum ein neuer Treffpunkt im Herzen der Stadt entstanden. Interessierte finden hier unter anderem die Barth-Information, die Vineta Erlebniswelt, die Stadtbibliothek, Ausstellungsräume des DOK-Informationszentrums und einen großen Festsaal und einen Multimediaraum. Das ist eine gelungene Mischung für Anwohner und Gäste gleichermaßen“, sagte Meyer.

Gingster Grundschüler als Adventssinger

Pastor Joachim Gerber begrüßt musikalische Grundschule in der Sankt-Jakob-Kirche

Insel Rügen – Endlich! Eine gemeinsame Tradition von Schule und Kirche in Gingst lebte am letzten Schultag vor den Weihnachtsferien wieder auf. Pastor Joachim Gerber begrüßte in der Sankt-Jakob-Kirche die 150 Jungen und Mädchen aus der Grundschule zu einem gemeinsamen Adventssingen. „Wir freuen uns darüber, dass wir nach einer Wartezeit von zwei Jahren wieder die Tradition aufnehmen dürfen“, sagt Joachim Gerber gleich zu Beginn der Veranstaltung.

Unter der Regie von Nicole Hoppe entstand in der Adventszeit ein buntes Programm aus Gesang, Rezitation und Instrumentalstücken, das nun alle Kinder und Lehrer sowie einige Eltern erlebten. Sie leitet über das Jahr verschiedene Musikprojekte an der Schule und ist sichtbar zufrieden mit der Gemeinschaftsarbeit im Advent: „Aus allen Klassen haben wir Beiträge gesammelt, aufeinander abgestimmt und geprobt“, erklärt sie das gelungene Zusammenspiel der Lieder und Gedichte zum Weihnachtsfest.

Gingster Grundschüler trafen sich am letzten Schultag vor den Weihnachtsferien zum Adventssingen in der Sankt-Jakob-Kirche ihres Schulortes. Foto: Martina Zabel
Gingster Grundschüler trafen sich am letzten Schultag vor den Weihnachtsferien zum Adventssingen in der Sankt-Jakob-Kirche ihres Schulortes. Foto: Martina Zabel

Sichtbar stolz ist sie auf die Kinder aus den ersten Klassen, die ein Lied von den finnischen Heinzelmännchen sangen. Das hat sie nämlich von einem Besuch ihrer dort lernenden Tochter mitgebracht und hier mit den Jüngsten des Hauses einstudiert. Großen Applaus bekam auch Thea Hesemann aus der 2b, die trotz der Kirchenkälte auf dem Klavier „Fröhliche Weihnacht überall“ spielte. Und die 4. Klasse kam mit ihrem Gitarre spielenden Lehrer Clemens Oppermann ganz international daher, denn sie begeisterten die Zuschauer mit dem Song „Santa Claus is coming to town.“

Pastor Joachim Gerber, Nicole Hoppe und Dorothee Gerber freuen sich über das Adventssingen mit den Gingster Grundschülern, wie zum Beispiel Lotta Ribitzki, Thea Hesemann und Pauline Brussig (jeweils v. l. n. r.) Foto: Martina Zabel
Pastor Joachim Gerber, Nicole Hoppe und Dorothee Gerber freuen sich über das Adventssingen mit den Gingster Grundschülern, wie zum Beispiel Lotta Ribitzki, Thea Hesemann und Pauline Brussig (jeweils v. l. n. r.) Foto: Martina Zabel

„Das war eine stimmungsvolle Musikstunde“, meint Schulleiter André Farin, der zusammen mit seiner Stellvertreterin Martina Zabel und Bürgermeisterin Gerlinde Bieker das Adventssingen der Schule erlebte. Gerade in der weihnachtlich geschmückten Kirche und mit einem herrlichen Orgelspiel von Dorothee Gerber käme die vorweihnachtliche Stimmung zum Tragen. Das gemeinsame Singen altbekannter Weihnachtsliedern präge das Schülerleben in besonderer Weise. Daher werde die Schule Gingst die perfekt abgestimmte Kooperation mit der hiesigen Kirche fortsetzen.

Ein Buch über Rügens erstes Seebad

Neuauflage einer besonderen Chronik erscheint im Herbst 2022

Insel Rügen – „Gefragt nach dem ältesten Seebad auf der Insel Rügen, denken viele an Binz. Warum auch nicht? Das Ostseebad hat spätestens mit dem nach der Wende von 1989 einsetzenden Bauboom nicht nur den ersten Rang im Bereich der Bettenzahlen, sondern bleibt nach wie vor der Ort, den fast jeder Tourist von heute einmal gesehen haben will, wenn er hier gewesen war. Da kann man sich fast nicht vorstellen, dass es vor 200 Jahren im Süden Rügens einen Ort gab, in dem eigentlich der Badetourismus Rügens begonnen hatte, nämlich in Lauterbach-Neuendorf.“

Mit diesen Worten macht der Autor André Farin auf sein neu aufgelegtes Buch „Lauterbach. Rügens ältestes Seebad. Hafenort. Bootsbautradition“ aufmerksam, mit dem er über ein Thema schreibt, das bislang nur nebenbei oder gar nicht bearbeitet oder gar beachtet worden war. Das 100. Jubiläum des Hafenbaus nahm er zum Anlass, um über einen Ort auf Rügen zu schreiben, der auf eine bemerkenswerte Geschichte verweisen kann.

Im Lauterbach-Buch beleuchtet der Autor die Geschichte des ersten Seebades auf Rügen. Repro: privat
Im Lauterbach-Buch beleuchtet der Autor die Geschichte des ersten Seebades auf Rügen. Repro: privat

Auf 96 Seiten gibt er im vorliegenden Buch einen Überblick über die Entwicklung des Seebades von einem reinen Badeort, angelegt und stets gefördert vom Fürsten Wilhelm Malte zu Putbus, bis zu dem bekannten Hafen, der an der Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert an dem Platz entstand, wo zunächst nur eine fürstliche Landungsbrücke existierte. Der Enkel des Fürsten, Wilhelm zu Putbus trat 1901 als Bauherr des Hafens in Erscheinung und setzte die Tradition seines Großvaters als Investor in der eigenen Herrschaft fort.

Die Veröffentlichung gewährt Einblicke in das Leben von Menschen, die in und mit dem Hafen ihre Existenz aufbauen konnten und erzählt beispielhaft von einigen Fischern, Schiffern und Bootsbauern. Da dürfen natürlich auch Menschen, die wegen ihres Auftretens, ihres ständigen Engagements für andere und ihrer speziellen Eigenheiten zu Originalen geworden sind, nicht fehlen. Auch die Jahre nach 1989 und derzeitige Vorhaben fehlen in der Publikation nicht. Die sich durch das Buch ziehende Chronik gibt einen geschichtlichen Überblick über Lauterbachs Entwicklung von 1809 bis 2002.

Hervorzuheben sind die im Buch enthaltenen Kindheitserinnerungen der geborenen Lauterbacherin Marlene Lübbe, deren Vater vor dem 2. Weltkrieg die dortige Fischkonservenfabrik leitete. Vor allem die 1930-er Jahre sind Gegenstand ihres Berichtes, der mit wertvollen Bildern aus dieser Zeit sehr anschaulich einen Ausschnitt aus der Geschichte des Hafenortes gibt. Ähnlich wie alle anderen schwarz-weißen Fotos, die größtenteils zum ersten Mal mit dieser Publikation veröffentlicht werden.

Die historische Ansicht aus den 1830er Jahren zeigt das Badehaus Goor und die fürstliche Landungsbrücke in Lauterbach. Repro: André Farin
Die historische Ansicht aus den 1830er Jahren zeigt das Badehaus Goor und die fürstliche Landungsbrücke in Lauterbach. Repro: André Farin

André Farin, 1970 auf Rügen geboren, wuchs in Wreechen und Putbus auf, studierte von 1990 bis 1995 Germanistik, Anglistik und Geschichte an der Universität Rostock. Nach seinem Referendariat arbeitet er seit 1997 im Schuldienst der Insel. An der Gingster Schule entwickelte der „Lehrer des Jahres 2013“ zusammen mit Schülern einen Rügenführer für Kinder und leitete über Jahre den Schülerzeitungs-Kurs „Die Gingster Welle“.

Er beschäftigte sich mit der Geschichte von Rügen und veröffentlichte eine Biografie über den Ortsgründer Wilhelm Malte Fürst zu Putbus. Für den im Eigenverlag herausgegebenen Band „Schaurig-schönes Rügen“ schrieb er in 30 Geschichten über historische Themen aus 500 Jahren Rügengeschichte. In seinem Werk „In Schmierstiefeln weit weg von der Zivilisation“ untersucht er Otto von Bismarcks Besuche auf der Insel Rügen. Sein aktuelles Buch „Zur Sommerfrische an die Ostseeküste“ beleuchtet die Geschichte der Seebäder auf Rügen und Hiddensee in der Zeit von 1815 und 1915.

Auf der Suche nach Opferbiografien

Gingster Schüler recherchieren mit Volksbund für Kriegsgräberfürsorge zum Schicksal von Gefallenen der Weltkriege

Insel Rügen –  Ein Novum an der Gingster Schule. In einem neuen Wahlpflichtkurs beschäftigen sich Schüler aus den 9. Klassen mit einem für sie nicht alltäglichen Thema: Weltkriege und deren Folgen für die beteiligten Menschen.

Kursleiter Jörg Kruspe war überrascht, auf wie viel Interesse seine Idee am Anfang des Schuljahres stieß. Bereits in den Stunden zum Remarque-Klassiker „Im Westen nichts Neues“ erlebte er viele fragende junge Menschen. Zwar liege der 1. Weltkrieg über 100 Jahre zurück, doch noch immer möchten sie mehr über dessen Verlauf und Auswirkungen wissen.

Jetzt bekamen sie bei ihren Untersuchungen tatkräftige Hilfe von Mitarbeitern des Volksbundes für Kriegsgräberfürsorge aus Schwerin und von der Insel Rügen. Landesgeschäftsführer Karsten Richter besuchte den Kurs und gestaltete mit den Schülern eine gemeinsame Unterrichtseinheit.

„Wir berichten dabei nicht nur über unsere tägliche Arbeit“, erklärt Karsten Richter, der den Kreisvorsitzenden Thomas Reichenbach in die Unterrichtsstunde einbezogen hat. Vielmehr wolle man mit den Jugendlichen in eine konfliktreiche Zeit schauen, die damals viele Menschenleben gekostet habe. In einer Zeit, in der vor unserer Haustür Kriege stattfänden, seien Informationen und Aufklärung über geschichtliche Zusammenhänge immer Bestandteil im Unterricht.

Karsten Richter vom Volksbund für Kriegsgräberfürsorge im Gespräch mit Francis Easterbrook, Charlotte Rösch und Leon Pingler sowie Kursleiter Jörg Kruspe (v. l. n. r.) Foto: André Farin
Karsten Richter vom Volksbund für Kriegsgräberfürsorge im Gespräch mit Francis Easterbrook, Charlotte Rösch und Leon Pingler sowie Kursleiter Jörg Kruspe (v. l. n. r.) Foto: André Farin

„Ich denke, es ist wichtig zu wissen, was in dieser schrecklichen Zeit vor sich ging und in unserem Fall auch, was mit den Kriegstoten passierte“, meint Charlotte Rösch aus der 9b am Ende der Projektstunden. Sie begrüßt die das Anliegen von Karsten Richter, der unter anderem die Datenbank des Volksbundes für Nachforschungen vorstellte. Gerade mit dem Recherche-Instrument der Kriegsgräberfürsorge werden persönliche Schicksale für Schüler nachvollziehbar.

Sie können sich viel besser mit der Thematik beschäftigen und die Hilfe für die Rekonstruktion von Opferbiografien nutzen. Eine Arbeitsaufgabe für den Kurs bestehe darin, zu dem Schicksal von 120 Gingster Männern Nachforschungen anzustellen. Sie werden auf dem Gingster Kriegerdenkmal erwähnt, das von dem ortsansässigen Verein zurzeit wiederhergestellt wird. „Das ist eine mühsame Arbeit“ erklärt Jörg Kruspe, „weil es erst einmal wenige Anknüpfpunkte gibt“.

Und trotzdem werden die jungen Forscher in der Gemeinde aktiv und suchen nach Angehörigen, um beispielsweise biografische Angaben und Momente der Gefallenen und ihrer Familien herauszufinden.

Das ist ein wesentlicher Baustein ihrer wöchentlichen Arbeit. Ein Ergebnis ihres Kurses haben sie bereits der Gingster Bürgermeisterin übergeben. Sie verfassten einen würdigen Text für die 4. Tafel an dem Kriegerdenkmal. Darin gedenken sie der Opfer aller Kriege, von Diktaturen, Gewalt, Hass und Terror und drücken ihre Achtung vor deren Lebensleistung aus.

„Ich freue mich darüber, dass sich die Schule Gingst bei der Nutzung des Denkmals so aktiv einbringt“, sagt Bürgermeisterin Gerlinde Bieker. In dieser Form bekomme das es eine Bedeutung, die wie in anderen Orten der Insel auch über den Bezug zum 1. Weltkrieg hinausgehe.

Passende Jobs im Blick

280 Gingster Schüler besuchen die schuleigene 16. Berufsmesse

Insel Rügen – „Wir sind stolz auf diese Berufsmesse in unserer Gemeinde“, lobt Bürgermeisterin Gerlinde Bieker die besondere Veranstaltung der Gingster Schule, die sie zusammen mit Schulleiter André Farin in dieser Woche eröffnete. Es sei nicht der Regelfall, dass Lehrer, Schüler und die technischen Kräfte mit einem großen Kraftakt die Turnhalle in eine Messehalle verwandeln. „Doch dieser Aufwand lohnt sich“, ergänzt Goswin Schreck, der neue Messechef der Schule. „Wir können auf ein gewachsenes Konzept zurückgreifen und müssen nur noch an Details feilen“, erklärt er und ist froh, dass seine Vorgängerin Ramona Hatrath alles so gut vorgearbeitet habe.

Zur mittlerweile 16. Berufsmesse reisten über 30 Unternehmen und Institutionen der Insel und vom Festland an, um sich den 280 Schülern aus den Jahrgangstufen 5 bis 10 vorzustellen. Mit im Gepäck hatten sie die wichtigsten Informationen für junge Leute, die auf Ausbildungssuche sind oder schon erste Eindrücke aus der Berufswelt sammeln möchten. In persönlichen Gesprächen erfuhren sie mehr über Ausbildungschancen, Voraussetzungen für die angebotenen Jobs und Karriereaussichten.

Bürgermeisterin Gerlinde Bieker (links) und Schulleiter André Farin (rechts) eröffneten die 16. Berufsmesse an der Gingster Schule zusammen mit den Schülersprechern Neele Nordt (2. v. r.) und Fynn Venzmer (3. v. r.). Foto: Martina Zabel
Bürgermeisterin Gerlinde Bieker (links) und Schulleiter André Farin (rechts) eröffneten die 16. Berufsmesse an der Gingster Schule zusammen mit den Schülersprechern Neele Nordt (2. v. r.) und Fynn Venzmer (3. v. r.). Foto: Martina Zabel

Langjährige Partner kamen nach Gingst, wie etwa die Fachhochschule für öffentliche Verwaltung, Polizei und Rechtspflege Güstrow, die Bundespolizeiakademie, die Arbeitsagentur, die Deutsche Rentenversicherung oder die AOK. Altbekannte Gesichter von Rügenhaustechnik, Liebherr, Nordex, vom Bauernverband oder Media Markt warben an ihren Ständen für verschiedene Ausbildungsangebote. Erstmals nahmen mehr Handwerker teil, die Kay Wellner von der Kreishandwerkerschaft ins Boot geholt hatte. Neben Sattlermeister Arne Witt nutzten Malermeister Lutz Lubozki und Dachdeckermeister Christian Stöhr die Chance, Einblicke in ihren Arbeitsalltag zu geben. Premiere hatte auch die Firma Hanse Yacht aus Greifswald, die vom Interesse und von der Vorbereitung der jungen Messebesucher beeindruckt war.

„Wir können wieder viele Firmen vor Ort ansprechen und haben mit den Messeaufgaben gut zu tun“, sagt Neele Nordt, Schülersprecherin der Gingster Schule. Zusammen mit ihrem Sprecherkollegen Fynn Venzmer erzählt sie von der Messemappe, die alle Besucher mit dabei haben und bis zum Ende des Schultages ausfüllen. Darin sind Deutschaufgaben und Aufträge aus dem Fach Arbeit-Wirtschaft-Technik, die das Erkunden der Stände und Angebote unterstützen sollen. Gerade das loben die Unternehmen in der abschließenden Feedbackrunde, die schon einen Ausblick auf das kommende Jahr gab: Die Neuauflage der Messe steht bereits jetzt für November 2023 fest.

Ausstellung im Ernst-Moritz-Arndt-Museum

Insel Rügern – Als Kontrapunkt zur grauen Novembertristesse lädt das Ernst-Moritz-Arndt-Museum mit einer Matinee zur Eröffnung der neuen Sonderausstellung der Rügener Künstlerin Ute Rückert ein:

Sonntag, den 13. November 2022, von 11 bis 14 Uhr

Ute Rückert lebt und arbeitet in Samtens. Sie präsentiert in dieser Einzelausstellung eine kontrastreiche Auswahl an Gemälden und Zeichnungen. Mensch und Tiermarkieren zentrale Sujets innerhalb ihres Schaffens, jedoch nicht in einer reinnaturalistischen Wiedergabe, sondern oftmals als Projektion einer tiefschürfendenKonfrontation mit dem Zeitgeschehen, die den Betrachter eindringlich herausfordert.

Auch eine christlich-religiöse Thematik, im Stile byzantinischer Ikonenmalerei, rücktdabei in den Blickpunkt und regt ebenfalls zu Denkanstößen an: Eine einerseitsinspirierend meditative, zum anderen aber auch aufwühlend kontroverse Bildwelt, diedie Verwerfungen zwischen Schein und Wirklichkeit zutage treten lässt.

Die Künstlerin begleitet die Eröffnung und freut sich auf einen gemeinsamenAusstellungsrundgang, der mit heimischem Apfelsaft und frischen Streuselschnecken versüßt wird.

Die Ausstellung ist anschließend immer Montag bis Freitag von 11 bis 15 Uhr zubesichtigen. Das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung wird empfohlen, ist jedoch nicht verpflichtend.