Schwerin – Mecklenburg-Vorpommern setzt ein starkes Zeichen für hochwertige Bildungsarbeit im ländlichen Raum: Als erstes Bundesland in Deutschland wird ein Zertifizierungslabel für Bauernhofpädagogik eingeführt. Damit werden Qualitätsstandards erstmals klar definiert, überprüfbar gemacht und für Schulen, Kitas, Familien und weitere Einrichtungen sichtbar.
Das neue Label steht für pädagogische Fachkompetenz, strukturierte Bildungsarbeit und authentische Lernangebote auf landwirtschaftlichen Betrieben. Es ist in Deutschland bislang einzigartig und macht Mecklenburg-Vorpommern bundesweit zum Vorreiter in der Professionalisierung der Bauernhofpädagogik.
Qualität sichtbar machen – Vertrauen stärken
Der Lernort Bauernhof verbindet Landwirtschaft, Natur und Verbraucherbildung. Kinder, Jugendliche und Erwachsene erhalten dort realistische Einblicke in landwirtschaftliche Abläufe, Lebensmittelproduktion und nachhaltiges Handeln. Diese Form der Bildung gewinnt an Bedeutung – zugleich bestand bundesweit lange Zeit ein Mangel an unabhängigen, einheitlichen Qualitätsstandards.
Das neue Zertifizierungslabel schließt genau diese Lücke:
- Es macht die Qualität der Bildungsarbeit nachvollziehbar.
- Es stärkt die Professionalität der Lernorte.
- Es schafft Transparenz für Lehrkräfte, Pädagog:innen, Familien und Verbraucher.
- Und es setzt erstmals landesweit Standards.
Minister Backhaus: „Wir sind stolz darauf, bundesweit voranzugehen. Kinder und Jugendliche sollen verstehen, wie Landwirtschaft funktioniert – und dafür brauchen wir Lernorte, die zuverlässig, pädagogisch fundiert und praxisnah arbeiten. Mit dem Zertifizierungslabel schaffen wir Orientierung und Vertrauen. Wir stärken die landwirtschaftlichen Betriebe, die diese wertvolle Bildungsarbeit leisten, und leisten zugleich einen Beitrag für Nachhaltigkeit, Verbraucherverständnis und ländliche Entwicklung.“
Strategische Weiterentwicklung der Bauernhofpädagogik in MV
Um die Qualitätsentwicklung langfristig zu sichern, hat das Ministerium für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt Mecklenburg-Vorpommern einen Werkvertrag mit dem LERNORT BAUERNHOF MV e.V. abgeschlossen. Für die Umsetzung stellt das Ministerium 40.000 Euro in 2024 und 50.000 Euro in 2025 bereit.
Der Auftrag umfasst drei zentrale Aufgabenbereiche:
- Entwicklung einer landesweiten Strategie für das Zertifizierungslabel, abgestimmt mit bundesweiten Konzepten.
- Stärkung und Strukturierung des Netzwerks „Lernort Bauernhof MV“, um Austausch, Vernetzung und Kooperationen zwischen Landwirtschaft, Verbrauchern und Bildungseinrichtungen auszubauen.
- Aufbau einer Unterstützungsstruktur für Betriebe, bestehend aus zentraler Koordinierungsstelle und regionalen Clustern.
Damit schafft Mecklenburg-Vorpommern nicht nur ein Label, sondern ein umfassendes Qualitäts- und Entwicklungsmodell für Bauernhofpädagogik, das deutschlandweit Vorbildcharakter besitzt.
Erste Zertifikate bereits vergeben
Die ersten neun Lernorte im Land haben das Zertifizierungsverfahren bereits erfolgreich durchlaufen – ein eindrucksvoller Start für das neue System. Sie zeigen, wie vielfältig, praxisnah und inspirierend Lernen in der Landwirtschaft gestaltet werden kann.
Hintergrund: bisher zertifizierte Lernorte Bauernhof
- Der Insel e.V. Kransdorf verbindet Umweltbildung, Inklusion und Nachhaltigkeit auf beispielhafte Weise und wurde bereits mit der NUN-Zertifizierung „Norddeutsch und Nachhaltig“ ausgezeichnet.
- Die Krackower Agrar AG mit Ines Kause zeigt, wie Landwirtschaft, Lebensmittelproduktion und Bildungsarbeit zu einem modernen Lernraum zusammenwachsen können.
- Auf dem Johanneshof Stralendorf schaffen Nicole Möller-Titel und ihr Mann wertvolle Naturerfahrungen mit Herz und pädagogischer Kreativität.
- Der Kastanienhof Bandow unter der Leitung von Susanne Ewert steht für gelebte Bauernhofpädagogik – fachlich fundiert, herzlich und mitreißend.
- Der Natur- und Imkerhof Zingst von Martin Troelenberg macht die faszinierende Welt der Bienen zum Sinnbild für nachhaltiges Lernen und gemeinschaftliches Handeln.
- Der Skuddenhof Keltensonne von Carmen und Markus Hafner verbindet Tiererlebnisse mit Verantwortungsbewusstsein, Tradition und Zukunftsorientierung.
- Der Elisabethhof Werle (Güstrower Werkstätten) lebt Inklusion in der Landwirtschaft – unter Leitung von Andrea Zeitz und Doreen Salzmann wird hier Bildung zu Teilhabe.
- Das Institut für Tierzucht der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei MV in Dummerstorf vermittelt praxisnahe Forschung als lebendiges Bildungsangebot.
- Die Solidarische Landwirtschaft Stralsund (SoLaWi) unter Ingo Felgenhauer steht für gemeinschaftlich getragene Landwirtschaft und Bildungsarbeit, die Verantwortung und Gemeinschaft wachsen lässt.