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Kategorie: Landwirtschaft / Forst / Fischerei

Klimaschutz in der Landwirtschaft

Erkenntnisse aus Forschung und Praxis

Schwerin – Mehr Klimaschutz und Tierwohl in der Landwirtschaft: Über aktuelle Erkenntnisse aus Forschung und Praxis berichtete Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Dr. Till Backhaus heute in der Landespressekonferenz im Schweriner Schloss gemeinsam mit dem Direktor der Landesforschungsanstalt, Dr. Peter Sanftleben, sowie dem Milchbauern (Agrarprodukt Rüting eG) und gewählten Vertreter der Arla Genossenschaft, Jens Oldenburg.

Agrarforschungskonzept und Landesklimaschutzgesetz stellen die Weichen

Minister Backhaus betonte: „Der Klima- und Ressourcenschutz ist unser aller Lebensversicherung. Die Landwirtschaft als größter Flächennutzer trägt in dieser Frage eine hohe Verantwortung und steht vor Herausforderungen, die wir als Gesellschaft nur gemeinsam lösen können. Wir alle brauchen Lebensmittel und wir alle möchten nachfolgenden Generationen fruchtbare Böden, sauberes Wasser, gute Luft und Artenreichtum hinterlassen, damit dieser Planet weiter Bestand hat. Aber wie kann das gehen? Die Agrarforschung kann hier innovative Lösungsansätze aufzeigen, die am Ende aber auch den Weg in die Praxis finden und durch eine entsprechende politische Rahmensetzung flankiert werden müssen. Dieser Aufgabe stellen wir uns in Mecklenburg-Vorpommern auf verschiedenen Ebenen: Derzeit erarbeitet das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum ein Agrarforschungskonzept für unser Land. Ziel ist es, zentrale Zukunftsthemen zu extrahieren, die landeseigenen Forschungseinrichtungen bei diesen Themen noch stärker zu vernetzen und auch Kooperationen mit Dritten, wie sie bisher schon erfolgreich mit dem Fraunhofer Institut laufen, weiter auszubauen. Unser Landesklimaschutzgesetz, das sich derzeit in der Erarbeitung befindet, wird auch dafür die politischen Weichen stellen.“

LFA hat Baukastensystem für „Kompromissstall“ mitentwickelt

 „Die Herausforderungen und Rahmenbedingungen der Landwirtschaft unterliegen einem ständigen Wandel. Sowohl die landwirtschaftliche Praxis als auch die Gesellschaft erwarten Antworten auf die entsprechenden Zukunftsfragen. Unsere praxisorientierte Forschung sehen wir dabei als Schlüsselrolle. Aktuell bearbeiten wir 87 Forschungsthemen, davon 25 mit Bezug zur Tierhaltung“, so Direktor Dr. Sanftleben. Um gesunde, langlebige und leistungsfähige Milchkühe in den Beständen zu halten, seien gemeinsam mit nationalen Partnern Konzepte für die Milchkuhhaltung der Zukunft entwickelt worden. Gleichwohl räumte er ein, dass höchstmögliches Tierwohl, bester Umweltschutz und eine hervorragende Betriebswirtschaft oft nicht einhergehen und Abstriche unvermeidbar sind. Eine Expertengruppe bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern aller Landesanstalten und Landwirtschaftskammern habe deshalb drei verschiedene Stalltypen erarbeitet. Im Baukastensystem ließe sich so ein Kompromissstall planen.

„Warme Ställe sind also gut für den Tierbetreuer, aber nicht für die Kühe“

Dr. Sanftleben erklärte: Moderne Ställe bieten heute offene Seitenwände, riesiges Raumvolumen, weiche Kuhbetten, Lüfter zur Kühlung, Futter zu jeder Tageszeit, Sensortechnik zur Überwachung der Gesundheit und des Verhaltens. Trotzdem erwartet der Verbraucher Kühe auf der Weide. „Wir haben deshalb untersucht, ob und wann die Kühe im Sommer rausgehen, wenn sie die Chance dazu haben. Das Fazit: Kühe mögen keine Hitze, keinen Regen und keinen Wind. Sie nutzen die Vorzüge eines schattigen, komfortablen Stalls und verlassen den Stall am häufigsten nachts, dann sehen die Menschen das aber leider nicht. Messungen belegen, dass die Tiere bereits Außentemperaturen von 8 bis 10 °C als Belastung empfinden. Warme Ställe sind also gut für den Tierbetreuer, aber nicht für die Kühe.“

„Jede Kuh jedes Jahr ein Kalb“ – Regel widerlegt

Tierwohl, Ökonomie und Umweltschutz auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen, ist laut Dr. Sanftleben ein besonderer Forschungsschwerpunkt an der Landesforschungsanstalt. Den Kühen mehr Zeit bis zur erneuten Trächtigkeit zu gönnen, zähle zum Beispiel auch dazu. Eine Kuh gibt nur Milch, wenn sie ein Kalb geboren hat. Bisher galt in vielen Ställen: Jede Kuh jedes Jahr ein Kalb. Jede Kalbung bedeutet aber Stress, für die Kuh und für den Landwirt. Wissenschaftliche Untersuchungen an der LFA gemeinsam mit Partnern aus ganz Deutschland zeigen Alternativen auf: „Unsere heutigen Milchkühe können gern alle 1,5 oder 2 Jahre kalben. In einem Projekt zur sogenannten Verlängerten Laktation wird die Kuh bewusst später wieder besamt, die Kühe haben mehr Ruhe, danken es mit mehr Milch, der Landwirt reduziert die Anzahl kritischer Phasen im Leben einer Kuh, darüber hinaus wird der Einsatz von Medikamenten und Antibiotika reduziert und der Kuh ein längeres Leben geboten. Tierwohl, wissenschaftlich belegbar“, so die Wissenschaftler aus Dummerstorf.

Mehr Leistung heißt nicht weniger Tierwohl: Heute mehr Tiere eutergesund als in den 80er Jahren

Minister Backhaus räumte mit einem weitverbreiteten Vorurteil auf: „Über Leistungen von Tieren zu sprechen, bekommt schnell den Anschein von wenig Tierwohl und unzureichendem Tierschutz. Leider werden in diesem Kontext Dinge gefühlt und emotional wahrgenommen, angefeuert durch Bilder und Negativbeispiele. Wenn es Kühen nicht gut geht, lässt als erstes die Milchmenge nach. Schon aus dem Grund sind Landwirte um ein optimales Tierwohl bemüht.“ Wissenschaftliche Forschungen belegen dies: „ Seit fast 20 Jahren wertet die LFA Gesundheitsdaten von Milchkühen aus 90 Praxisbetrieben in M-V, Sachsen-Anhalt und Brandenburg aus. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Gesundheit der Kühe deutlich verbessert hat. Heute sind z. B. 80 Prozent aller Kühe eutergesund gegenüber etwa 65 Prozent in den 80er Jahren. Passiert ist dies aber bei viel höheren Milchleistungen: knapp 11.000 Liter je Kuh und Jahr heute gegenüber 4.500 Liter damals. Das Management, also die Fähigkeit der Herdenbetreuer, Kühe artgerecht zu halten, bedarfsgerecht zu füttern, altersgerecht zu betreuen, ist dafür ausschlaggebend. Nicht nur in MV, deutschlandweit sinken die Abgangszahlen von Kühen aufgrund von Krankheiten. Wissenschaft und Landwirtschaft arbeiten hier eng zusammen“, führte er aus.

MV viehärmste Region – Methanausstoß in der Milchviehhaltung seit 1990 halbiert

Besorgt zeigte sich Minister Backhaus vor diesem Hintergrund über die grüne Agrarpolitik des Bundes: „Der Umbau der Tierhaltung wird in Berlin ganz eindeutig nicht gewollt; stattdessen möchte man die Tierhaltung Schritt für Schritt ganz abschaffen.“ Er betonte in diesem Kontext, dass Nutztiere für die Aufrechterhaltung des Nährstoffkreislaufes unersetzlich seien. „Wiederkäuer verwandeln große Mengen an ungenießbarer und minderwertiger Pflanzenmasse in hochwertige Nahrung. Bei der Verdauung entsteht Methan. Die Mikroorganismen im Pansen sind auf die Methanbildung angewiesen. Methan zählt aber auch zu den klimarelevanten Emissionen. Es baut sich in der Atmosphäre nach etwa acht bis 12 Jahren ab. Den Methanausstoß in der Rinderhaltung zu reduzieren, erfolgt daher am effizientesten über den Tierbestandsabbau. M-V ist aber schon jetzt die viehärmste Region Deutschlands. Seit der Wende ist die Rinderhaltung um etwa 60 Prozent geschrumpft. Heute werden hierzulande nur noch etwa 460.000 Rinder gehalten. Eine ähnliche Entwicklung ist auch bei den Milchkühen ersichtlich. Anfang der 1990er Jahre lag die Zahl der Milchkühe in MV bei 250.000, im November 2022 waren es nur noch rund 150.000 Milchkühe, das ist ein Rückgang um 40 Prozent. Weniger, aber leistungsfähigere Kühe bedeuten gleichbleibende Milchmengen und gleichzeitig weniger Methanausstoß. In MV hat sich dadurch die Methanemission aus der Milchviehhaltung seit 1990 bereits halbiert.“

Arla kooperiert mit Landwirten: Klimacheck und Milchgeld

Erfreut zeigte sich Minister Backhaus, dass auch die Molkerei Arla eng mit den Landwirten im Land kooperiert, um ressourcenschonend, CO2-reduziert und betriebswirtschaftlich arbeiten zu können. „Genauso wie weite Teile unserer Wirtschaft und Gesellschaft stehen auch wir in der Milchwirtschaft vor großen Herausforderungen beim Umwelt- und Klimaschutz. Dabei sehen wir uns als Milchbauern gemeinsam mit unserer Molkereigenossenschaft Arla als Teil der Lösung im Kampf gegen den Klimawandel. Mit unseren Nachhaltigkeitsmaßnahmen setzen wir uns für eine zukunftsorientierte Lebensmittelproduktion ein. Dabei ist es für uns als Landwirte wichtig, Ökologie und Ökonomie immer zusammen zu denken, um auch wirtschaftlich nachhaltig erfolgreich zu sein“, so Jens Oldenburg, Landwirt mit einem Milchhof in Rüting und gewählter Vertreter der Molkereigenossenschaft Arla, die ein großes Milchwerk in Upahl betreibt.

Arla verfolgt mit seinen Landwirtinnen und Landwirten eine ambitionierte Klimaagenda, mit einem wichtigen Etappenziel: Bis 2030 sollen die CO2-Emissionen pro Kilogramm Milch um 30 Prozent reduziert werden. „Dafür führen wir bei Arla seit drei Jahren jährliche Klimachecks auf unseren Höfen durch, um den Klimafußabdruck unserer Milchproduktion zu ermitteln. Anhand der ausgewerteten Daten und einer umfassenden Beratung können wir dann gezielte Maßnahmen zur Reduktion von Emissionen ergreifen. Diese reichen von einer nährstoffoptimierten Fütterung, über nachhaltigere Flächennutzung bis zum optimierten Umgang mit Düngemitteln und dem Einsatz von Ökostrom. Mittlerweile wissen wir aufrund unserer umfangreichen datenbasierten Analysen sehr genau, wo und wieviele Emissionen auf den verschiedenen Betrieben entstehen und wie wir sie reduzieren können“, so Jens Oldenburg.

Um diesen Prozess der Emissionsreduktion voranzubringen und zu unterstützen, hat die Molkereigenossenschaft Arla beim Milchgeld der Landwirte jüngst einen Nachhaltigkeitszuschlag eingeführt. Im Rahmen des neuen finanziellen Anreizmodells erhalten die Landwirtinnen und Landwirte bei ihrem monatlichen Milchgeld einen punktebasierten Nachhaltigkeitszuschlag für Klimamaßnahmen auf den Höfen. Damit sollen die Maßnahmen belohnt werden, die die Arla-Landwirtinnen und -Landwirte im Bereich Nachhaltigkeit und Klima ergreifen. Aktuell beträgt der durchschnittliche Nachhaltigkeitszuschlag bei Arla-Milchbauern 1,44 Cent pro kg Milch; plus ein Cent pro kg Milch für die Teilnahme am Klimacheck. Damit hängen im Durchschnitt 2,44 Cent pro kg Milch des monatlichen Milchgelds vom Engagement für Klima und Umwelt ab.

„Mit dem neuen Nachhaltigkeitszuschlag beim Milchgeld werden wirtschaftliche Anreize mit Klima- und Naturschutzmaßnahmen auf den Höfen verknüpft. Dabei sorgt das wissenschaftlich-basierte Punktesystem von Arla für Transparenz, welche Maßnahmen aufgrund der größten Wirkung am höchsten honoriert werden. Mit diesem Modell betreten wir als Molkereigenossenschaft Neuland, um unsere ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen“, erläutert Jens Oldenburg. „Dabei ist es mir wichtig zu betonen, dass wir diesen Weg als Milchbauern nur konsequent vorangehen können, wenn die Politik uns die richtigen Rahmenbedingungen setzt und Handel sowie Verbraucher unsere Bemühungen honorieren. Denn wir alle wissen mittlerweile, dass es die grüne Transformation in unserer Gesellschaft und Wirtschaft nicht zum Nulltarif gibt und zusätzliche Investitionen nötig sind.“

Apfelsaison gestartet

Äpfel – das am häufigsten angebaute Baumobst in MV

Dodow – Heute eröffnete Minister Dr. Till Backhaus bei der riha Wesergold Getränke GmbH in Dodow die diesjährige Apfelsaison.

„Ich möchte alle Verbraucherinnen und Verbraucher dazu ermuntern, das vielfältige Angebot unserer Obstbauern in MV zu nutzen und somit den regionalen Apfelanbau zu unterstützen. Wir haben hier eine leistungsstarke und technologisch hochmoderne Obstverarbeitungsindustrie vor Ort. Es werden zwischen 85 und 90 Prozent der Apfelernte zu Saft, Mark, Mus und Trockenobst verarbeitet und veredelt. Kurze Wege zwischen Erzeuger und Verarbeiter befördern die Nachhaltigkeit der hiesigen Produktion.

Der sehr hohe Verarbeitungsanteil ist ein regionales Spezifikum und deutschlandweites Alleinstellungsmerkmal, worauf wir stolz sein können. Die übrigen 10 bis 15 Prozent werden auf dem Tafelapfelmarkt abgesetzt. Rund zwei Drittel der gesamten Apfelanbaufläche befinden sich übrigens im Landkreis Ludwigslust-Parchim“, sagt Backhaus.

Äpfel sind nach wie vor das mit Abstand am meisten geerntete Baumobst in Deutschland. EU-weit wird 2023 die Apfelerzeugung im Vergleich zum Vorjahr auf geschätzt 11,4 Millionen Tonnen zurückgehen (2022: 12,17 Millionen Tonnen). Die diesjährige europäische Ernte entspricht jedoch dem Durchschnitt der vergangenen drei Jahre (+0,3 %). Für Deutschland sagt die Prognose eine Ernte in Höhe von 950.000 Tonnen voraus und damit einen spürbaren Rückgang des Apfelaufkommens gegenüber 2022. Dieser Wert liegt 8 Prozent unter dem Dreijahresmittel.

Im Jahr 2022 wurden rund 1,1 Millionen Tonnen Äpfel geerntet. Damit lag die vergangene Apfelernte etwa 66.000 Tonnen oder 6,6 % über dem Niveau des Vorjahres. Im Wirtschaftsjahr 2021/2022 betrug der Selbstversorgungsgrad mit Äpfeln in Deutschland rund 48 Prozent. Pro Kopf wurden im gleichen Zeitraum in Deutschland 22,4 kg Äpfel verzehrt.

Die Anbaufläche für Äpfel nahm in Deutschland im gleichen Zeitraum um rund 520 Hektar oder 1,5 % ab. Im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt der Jahre 2012 bis 2021 fiel die Apfelernte 2022 etwa 100.000 Tonnen und damit 10,3 % höher aus. Nach den besonders guten Erntejahren 2014 und 2018 mit jeweils mehr als 1,1 Millionen Tonnen lag die Apfelernte 2022 auf Platz drei der ertragreichsten Apfelernten der vergangenen zehn Jahre. Ausschlaggebend war zum einen der gute Fruchtansatz im Frühjahr und zum anderen der witterungsbedingt geringe Krankheits- und Schädlingsbefall.

„Nach dem starken Absatz in den vergangenen Monaten bewegen sich die aktuellen Apfelvorräte auf einem niedrigen Niveau. Der Einzelhandel wartet auf ‚frische Ware‘. Der Übergang zur neuen Ernte wird nach meiner Einschätzung reibungslos verlaufen. Die große Unbekannte bleibt aber das Kaufverhalten. Die immer noch relativ hohe Inflationsrate und die Preissteigerungen in allen Bereichen schmälern das frei verfügbare Nettoeinkommen“, sagt Minister Backhaus.

Unternehmen in MV erwarten nach einer Befragung Ende Juni eine geringere Apfelernte als im Vorjahr. Es wird mit rund 23.000 Tonnen gerechnet, was einem Rückgang gegenüber dem zehnjährigen Durchschnitt von 30 Prozent (33.000 Tonnen) und von rund 40 Prozent gegenüber dem sehr ertragreichen Erntejahr 2022 (38.586 Tonnen) entspricht.

Gründe hierfür sind Spätfrostschäden an den Blütenknospen in der ersten Aprilwoche, physiologisch bedingte Alternanz, ein starker Junifruchtfall während der extremen Vorsommertrockenheit und im Herbst 2022 in Größenordnungen vorgenommene Rodungen nicht mehr marktgerechter, überalterter Bestände. Diese werden im Herbst dieses Jahres durch Neupflanzungen vollständig ersetzt.

Die Fruchtqualität ist (bisher) gut. So gibt es aufgrund des von Blühbeginn bis Anfang Juli sehr niederschlagsarmen Wetters kaum Probleme mit Schorfbefall. Lokal begrenzt sind allerdings Schäden durch Hagelschlag zu beobachten.

Im Jahr 2022 bauten in Mecklenburg-Vorpommern 44 Betriebe (2017: 43 Betriebe) auf einer Fläche von 1.546 Hektar (2017: 1686 Hektar) Äpfel an. Davon werden 1.067 Hektar vollständig ökologisch bewirtschaftet (69 Prozent).

Nach Angaben des Statistischen Amtes Mecklenburg-Vorpommern betrug 2022 der Anteil von Äpfeln an der Baumobst-Anbaufläche 82,8 Prozent. Das ist im Vergleich zu 2017, dem vorherigen Erhebungsjahr, zwar ein Rückgang um 4,6 Prozentpunkte. Dennoch stehen Äpfel im Land weiterhin auf dem ersten Platz der am häufigsten angebauten Baumobstarten.

Die wichtigsten Obstsorten bei den Tafeläpfeln im Nordosten sind Elster mit einem Anteil von 25 Prozent an der Gesamtanbaufläche, gefolgt von Nagold (16,5 Prozent) und Jonagored (12,4 Prozent). Boskoop als vielleicht bekanntester Koch- und Back-Apfel rangiert in MV mit einem Anteil von 2,6 Prozent auf Platz 6 der wichtigsten Apfelsorten.

Borchert-Kommission hört auf

Backhaus: „Glaubwürdigkeit der Bundesregierung erschüttert“

Schwerin – Mit großer Sorge, aber auch Verständnis blickt Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Dr. Till Backhaus auf die Entscheidung des Kompetenznetzwerkes Nutztierhaltung, auch bekannt als „Borchert-Kommission“, ihre konzeptionelle Arbeit für das Bundeslandwirtschaftsministerium zum Umbau der landwirtschaftlichen Tierhaltung in Deutschland zu beenden.

„Leider war diese Entwicklung abzusehen, was sie nicht weniger dramatisch macht“, sagte Backhaus. Im September 2022 hatte das Expertengremium, das im Februar 2020 Empfehlungen für die deutliche Anhebung des Tierwohlniveaus der gesamten deutschen Nutztierhaltung vorgelegt hat, ein neues Mandat erhalten, jedoch erklärt, seine Arbeit vorerst ruhen lassen zu wollen und dies damit begründet, dass es zunächst die Einigung auf eine langfristig zugesicherte und staatlich finanzierte Tierwohlprämie benötige.

Erst im Juni 2023 hatte die „Borchert-Komission“ die Arbeit wieder aufgenommen, aber ebenso mit dem Hinweis darauf, dass der Bundeshaushalt 2024 eine ausreichend Geld für die Transformation einer substanziellen Anzahl von ökologischen und konventionellen Betrieben bereithalten muss.

„Diese Versprechen wurde nicht eingelöst und somit ist die Entscheidung der Kommission aufzuhören, nur folgerichtig“, wertete Minister Backhaus. „Ein klares Bekenntnis zur Tierhaltung in Deutschland hat es in den ersten zwei Jahren der laufenden Legislaturperiode aus Berlin nicht gegeben, obwohl immer wieder ein anderer Eindruck erweckt werden sollte. Das ist nicht nur ein Schlag ins Gesicht der Landwirtinnen und Landwirte, die mit den hohen investiven und laufen Kosten für bessere Ställe und mehr Tierwohl allein gelassen werden.

Es ist auch eine schlechte Nachricht für die Verbraucherinnen und Verbraucher und die Gesellschaft insgesamt, da hier eine Chance verpasst wird, die Ernährung der Menschen mit den drängenden Umweltkrisen unserer Zeit in Einklang zu bringen. Für mich ist die Glaubwürdigkeit der Bundesregierung in dieser Frage zutiefst erschüttert“, sagte er weiter.

Minister Backhaus verwies auf die Bedeutung der Nahrungsmittelproduktion für eine stetig wachsende Weltbevölkerung: „Gerade in Krisenzeiten zeigt sich, wie elementar wichtig die sichere Versorgung mit Grundnahrungsmitteln ist.

Da wir die Produktion von Lebensmitteln nicht einfach einstellen können, trägt der Sektor Land- und Ernährungswirtschaft eine ganz besondere Verantwortung beim Klima-, Umwelt- und Tierschutz. Die 2020 vorgelegten Empfehlungen der Borchert-Kommission für eine Nutztierhaltung der Zukunft waren ein Durchbruch und werden bis heute weit über das Netzwerk hinaus unterstützt. Vielfach wurde und wird ihre Umsetzung eimgefordert – bis heute Fehlanzeige!“

Strohfestival auf Gut Borken

Viereck – Im Rahmen seiner Sommertour besucht Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus am Sonntag den 20. August das Strohfestival auf Gut Borken. Für den Minister ist die Veranstaltung, für die er auch die Schirmherrschaft übernommen hat, ein sehr gutes Beispiel für das Engagement, das die Betriebe für den ländlichen Raum erbringen.

„Das Herz des ländlichen Raumes in Mecklenburg-Vorpommern sind die landwirtschaftlichen Betriebe. Sie stellen nicht nur zuverlässig Nahrungsmittel bereit, sondern übernehmen auch Verantwortung für die Region und prägen das gesellschaftliche Miteinander. Das Gut Borken ist ein hervorragendes Beispiel dafür.

Es wirtschaftet vorbildlich und nach ökologischen Standards. Insbesondere der hohe Stellenwert des Tierwohls beeindruckt mich hier immer wieder. Mit dem Strohfestival haben sie neben ihrer landwirtschaftichen Arbeit in den letzten Jahren ein tolles Kulturangebot für die gesamte Region geschaffen“, so Backhaus.

Besonders erfreut zeigt sich der Minister von der breiten Palette  bauernhofpädagogischer Angebote im Rahmen des Festivals. „Wir müssen den Bezug der Menschen zur Landwirtschaft stärken. Kostbare Lebensmittel und die Arbeit, die dahintersteckt, werden viel zu wenig wertgeschätzt. Gerade junge Menschen sollten wissen, woher ihre Nahrung stammt und was es bedeutet, verantwortungsvoll mit natürlichen Ressourcen umzugehen.

Hier beim Strohfestival bekommen sie genau das geboten. Hier können sie hautnah erleben, wie die Tiere gehalten werden und was alles nötig ist, damit aus dem Getreide auf dem Feld am Ende ein Brot wird.“

Einen weiteren Beweis für das hohe Verantwortungsbewusstsein in der Landwirtschaft stellen für den Minister die neuen Zahlen des ökologischen Landbaus dar. „Mecklenburg-Vorpommern ist bundesweit im Spitzenfeld des Biolandbaus und das trotz der schwierigen Bedingungen, unter denen die Betriebe gerade wirtschaften müssen.

In diesem Jahr haben weitere 32 Höfe auf Bio umgestellt. Damit haben wir in diesem Jahr die Marke von 15 Prozent ökologisch bewirtschafteter Fläche geknackt. Das entspricht rund 205.000 Hektar. Mehr als jeder vierte Betrieb ist hierzulande inzwischen ökozertifiziert.

Das zeigt für mich: Die Betriebe sind willens und engagiert, nachhaltig zu produzieren. Und da schließe ich die konventionell arbeitenden ausdrücklich mit ein. Die Umstellung auf Bio ist nicht für jeden Betrieb ohne weiteres machbar, doch auch im konventionellen Bereich sehen wir flächendeckend große Anstrengungen für nachhaltige Wirtschaftsweisen. Unsere Ökofördermaßnahmen, insbesondere zum Arten- und Moorschutz, werden hervorragend angenommen.

Hier auf Gut Borken wird zudem in nachhaltiger Kreislaufwirtschaft gearbeitet. Das Futter für die Rinder kommt über die eigenen Ackerflächen und mit den Resstoffen der Anbauprodukte sowie den Ausscheidungen der Tiere versorgt die betriebseigene Biogasanlage etwa 1.400 Haushalte mit günstiger Energie. Auch damit hat sich das Gut viel Anerkennung in der Region geschaffen“, so Backhaus abschließend.

Neues Agrarforschungskonzept für M-V

Dummerstorf – Mecklenburg-Vorpommern Agrarminister Dr. Till Backhaus möchte die Agrarforschungseinrichtungen im Land enger miteinander verzahnen und noch zukunftsfähiger aufstellen. Das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR) wurde deshalb mit der Erarbeitung eines entsprechenden Agrarforschungskonzeptes beauftragt.

Im Rahmen seiner Sommertour besuchte der Minister heute den Agrarforschungsstandort Dummerstorf mit den beteiligten Einrichtungen Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN), die Landesforschungsanstalt (LFA) und das Gut Dummerstorf, um sich über aktuelle Forschungsthemen zu informieren. Mit dabei waren auch Dr. Philipp Wree aus dem Bereich Biogene Wertschöpfung und Smart Farming beim Fraunhofer Institut für Grafische Datenverarbeitung in Rostock und Dr. Julia Galeczka, die das Projekt zur Entwicklung eines Agrarforschungskonzeptes bei der DLR verantwortlich leitet.

„Agrarforschung kann Lösungen aufzeigen, wo die Landwirtschaft vor großen Herausforderungen steht: Umwelt-, Natur- und Klimaschutz setzen hohe Maßstäbe, tiergerechte Haltungsformen müssen entwickelt, das Produktangebot den wachsenden Ansprüchen der Verbraucherinnen und Verbraucher gerecht werden – bei alldem muss der landwirtschaftliche Betrieb wettbewerbsfähig bleiben. Forschung kann innovative Lösungen beitragen“, betonte Minister Backhaus bei seinem Rundgang in Dummerstorf und machte deutlich, dass Mecklenburg-Vorpommern als wichtiger Agrarstandort und beliebtestes Urlaubsland Deutschlands eine besondere Verantwortung bei der Produktion hochwertiger Nahrungsmittel einerseits und dem Schutz der natürlichen Ressourcen andererseits zukomme.

„Mir ist es wichtig, dass wir über unsere ressorteigene Forschung hinausblicken und uns noch strategischer aufstellen. Für mich bedeutet das u.a. zentrale Zukunftsthemen zu filtern und die Expertise in diesen Bereichen zu bündeln und weiterzuentwickeln. Mit dem Fraunhofer Institut arbeiten wir bereits in verschiedenen Projekten sehr gut zusammen. Diesen Weg wollen wir konsequent weitergehen“, so Backhaus. Unverständnis äußerte er vor diesem Hintergrund über die Pläne der Bundesregierung, das Projekt „Stall der Zukunft“ nicht langfristig unterstützen zu wollen.

„Das Projekt steht auf der Kippe, weil der Bund die Nutztierforschung in Deutschland insgesamt nicht mehr unterstützen will. Welchen Stellenwert Berlin der Nutztierhaltung damit einräumt, wird wohl mehr als deutlich. Das FBN hat mit Mitteln der BLE 2022 mit dem Bau des „Stalls der Zukunft“ für Rinder begonnen. Die Laufzeit des Bundesprogramms ist nun für Ende 2024 angekündigt. Bis dahin kann die innovative Stallanlage, die als Experimentierstall und als Modellbetrieb für Milchviehhaltung genutzt werden soll, nicht fertig gestellt werden. Für die Branche selbst ist diese Entwicklung dramatisch und am Ende wird sich diese Entscheidung auch auf die Gesellschaft bzw. deren Ansprüche auswirken, da wichtige Forschungsfragen im Bereich Tierwohl keinen Eingang in die Praxis finden.“

Minister Backhaus bezeichnete Mecklenburg-Vorpommern als exzellenten Agrarforschungsstandort und wies darauf hin, dass allein in der LFA derzeit 87 Forschungsthemen in den vier Instituten für Pflanzenproduktion, Tierproduktion, Fischerei und Gartenbau bearbeitet werden. Das beispielgebende Projekt „VerLak“ aus dem Bereich Tierproduktion untersucht, wie Krankheiten und damit der Antibiotika-Einsatz bei Milchkühen durch weniger Geburten und eine verlängerte Milchabgabe reduziert werden können. Dazu arbeitet die LFA mit praktischen Milchviehbetrieben deutschlandweit zusammen.

„Die in das Projekt einbezogenen Kühe übertreffen die Erwartungen unserer Forscher und Praktiker. Sie geben länger Milch als es die ursprünglich geplante Laufzeit des Projektes vorsieht. Der Geldbeutel der Verantwortlichen in den Betrieben entspannt sich, Antibiotikum wird seltener benutzt und den Tieren geht es besser“, freute sich Minister Dr. Backhaus.

Auswertungen der LFA-Wissenschaftler zeigen, dass sich die Gesundheit der Milchkühe in den zurückliegenden Jahren kontinuierlich verbessert hat. Zudem hat sich die Milchleistung erhöht. „Solche Aussagen sind nur auf der Basis wissenschaftlich fundierter Daten möglich, und hier an der LFA wird dieser Datenschatz seit 16 Jahren aufgebaut“, betont der Minister.

Darüber hinaus informierte er sich über die Erfahrungen des Gut Dummerstorf beim Einsatz von Melkrobotern sowie über das deutschlandweite Verbundprojekt „InnoRind“ unter Leitung der Universität Kiel, das sich in der ersten Phase mit dem Status quo der Rinderhaltung und Verbesserungspotenzialen zum Tierwohl beschäftigt hat. Daraus wurden Forschungsansätze und Strategien für die Praxis entwickelt. Im August 2022 begann die Versuchsphase und es wurde mit den praktischen Arbeiten auf den neun teilnehmenden Versuchsbetrieben begonnen. In Dummerstorf werden Kälber wenige Tage nach der Geburt in Gruppen bzw. paarweise gehalten und untersucht, welchen Einfluss diese Haltung auf die Gesundheit, das Tierwohl sowie die Hygiene hat.

Dr. Philipp Wree vom Fraunhofer Institut für Grafische Datenverarbeitung informierte die Anwesenden außerdem über den Drohneneinsatz zur Diversitätsbestimmung im Grünland. Durch die Anwendung modernster Bildverarbeitung und von Machine Learning können wichtige Bestandsbildner im  Grünland (Rispengras, Deutsches Weidelgras) und Unkräuter (Sauerampfer, Schafgarbe) erfolgreich detektiert werden.

Regionale Wertschöpfung

Backhaus würdigt regionale Wertschöpfung an der vorpommerschen Ostseeküste

Gustow – Im Rahmen seiner Sommertour ist Minister für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt, Dr. Till Backhaus heute an der vorpommerschen Ostseeküste unterwegs gewesen. Am Vormittag besuchte er zwei Unternehmen der Land- und Ernährungswirtschaft, das ökologische Hofprojekt LandWert Hof in Stahlbrode mit Freilandhaltung von Rindern, und die Agrargesellschaft Süd-Rügen in Gustow. Am Nachmittag fuhr er weiter in die Gemeinde Ummanz, um sich das neue Mehrzweckgebäude für Feuerwehr und Dorfgemeinde anzusehen.

Der Minister betonte am Vormittag, dass beide Landwirtschaftsbetriebe für vielfältige und erstklassige Bio-Produkte von der Ostseeküste stehen, die sogar Verwendung in der Hamburger Spitzengastronomie finden.

„Für viele Menschen spielen Heimatgefühle und Regionalität beim Einkauf eine große Rolle. Das ist aus meiner Sicht nicht nur in Krisenzeiten wichtig. Die Wertschöpfung in und aus der Region sollte für uns alle ein generelles Bedürfnis sein. Kurze Wege wirken sich nicht nur auf die Qualität der Produkte aus, sie schonen auch das Klima. Verbleibt das Geld in der Region, kommt es der Gemeinschaft zu Gute. Das hat positive Auswirkungen auf die Entwicklung der ländlichen Räume insgesamt. Wir stehen hier also in einer sehr großen Verantwortung“, sagte er weiter.

Besonders beeindruckt zeigte sich der Minister vom Schulbauernhof auf dem LandWert Hof: „Ich bin fest davon überzeugt, dass wir nur schützen, was wir schätzen. Umso wichtiger ist es, dass wir außerschulische Lernorte schaffen, die uns die Bedeutung unserer natürlichen Lebensgrundlagen mit allen Sinnen erleben lassen. In Stahlbrode gilt „Vom Acker auf den Teller“ – hier sind die Kinder für die Erzeugung ihrer Lebensmittel selbst zuständig.

Sie versorgen die Tiere und den Garten, backen Brot, verarbeiten Milch zu Frischkäse und kochen ihr eigenes Essen. Das finde ich bemerkenswert. Kein Wunder, dass der LandWertHof eine beliebte Einsatzstelle im Freiwilligen Ökologischen Jahr, seit 2015 nach den Kriterien der norddeutschen Partnerschaft nun- zertifiziert und ein wichtiger Partner für die Landesarbeitsgruppe Bildung für Nachhaltige Entwicklung ist.“

Die Agrargesellschaft Süd-Rügen baut in Kooperation mit der Hamburger Ratsherrn Brauerei im Rahmen des landwirtschaftlichen Projekts „Vom Halm ins Glas“ auf ca. 170 Hektar Braugerste an. „Die Kooperation ist für mich ein Audruck dafür, wie ländlicher Raum und Metropolregion gemeinsam und erfolgreich eine Vision in die Tat umsetzen, nämlich ein frisches, regionales und nachhaltiges Bier zu brauen, und gleichzeitig deutlich machen, dass die Lebensmittelproduktion eben genau hier beginnt – im ländlichen Raum.“

Auf Ummanz besichtige er das Mehrzweckhaus der Gemeinde, das sowohl die örtliche Feuerwehr beherbergen, als Treffpunkt für die gesamte Dorfbevölkerung sein soll. „Ich begrüße  den Ansatz, die Modernisierung der Feuerwehr und die Verbesserung der Infrastruktur für die Dorfbevölkerung zu verbinden. Denn beides ist ungemein wichtig für den ländlichen Raum. Wir wollen lebendiges und selbstbestimmtes Leben auf dem Land, doch dazu braucht es auch entsprechende Räume.

Zum anderen ist die Ausstattung der Feuerwehren im Land Teil der öffentlichen Daseins- und Notfallvorsorge. Der Klimawandel ist bereits voll im Gange und die nächsten Jahre werden uns noch mehr Dürrephasen, Rekordhitzen und damit auch Waldbrände bringen. Die Brände 2019 bei Lübtheen und auch dieses Jahr wieder zeigen, wie wichtig deshalb eine gute Brandprävention und -vorsorge ist“, so Backhaus.

Die Baukosten von rund zwei Millionen Euro wurden in Höhe von ca. 1,5 Millionen Euro vom Land gefördert. Mit den Investitionen in die Feuerwehren sei Mecklenburg-Vorpommern Vorreiter im bundesweiten Vergleich, betonte Backhaus.

Mit Bürgermeister Holger Kliewe tauschte er sich zudem über den Küstenschutz auf Ummanz aus. Seit 1995 arbeitet das Land konsequent daran, den Sturmflutschutz dort zu verbessern. Auf Grundlage neuer Erkenntnisse zum Meeresspiegelanstieg hat das Land detailierte Variantenuntersuchungen durchgeführt und wird die Plaungsergebnisse im Spätherbst der Gemeinde vorstellen.

Backhaus informiert sich über Ingweranbau

Dümmer – August bedeutet Erntezeit beim Ingwer. Im Rahmen seiner Sommertour besuchte Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus deshalb heute den einzig bekannten Gärtner im Land, der die tropischen Knollen hierzulande in größerem Maßstab anbaut.

In der biologisch-dynamischen Gemüsegärtnerei von Stefan Funke aus Parum, einem Ortsteil der Gemeinde Dümmer, sprießen in einem großen Gewächshaus unter vier Folientunneln rund 20.000 peruanische Ingwer-Rhizome, also kleine Ingwerwurzelstückchen. Inzwischen sind die Pflanzen bis zu 1,20 Meter hoch und werden für den Verkauf an Großhändler, Großküchen oder den Online-Handel vorbereitet. Im vergangenen Jahr wurden in Parum etwa sechs Tonnen Ingwer geerntet.

„Ingwer erfreut sich bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern zunehmender Beliebheit und hat auch experimentierfreudige Gärtnerherzen aufgrund seines Armoas, seiner Schärfe und seiner Heilkraft im Sturm erobert. In der traditionellen Chinesischen Medizin ist er seit Jahrtausenden fester Bestandteil. Und auch im Westen setzen immer mehr Menschen auf die gesunde Knolle, die voller ätherischer Öle steckt.

Für den Boden im Gewächshaus ist Ingwer als einkeimblättrige Pflanze eine gute Abwechslung zu Nachtschattengewächsen wie Tomaten oderPaprika . Er verschafft dem Boden eine regelrechte Verschnaufpause. Insofern freut es mich, dass sich der Betrieb an diese ortsuntypische Kultur heranwagt und damit den vielbeschworenen Anbau vielfältiger Kulturen in die Tat umsetzt“, betonte Minister Backhaus.

Vor Ort ließ der Minister sich von Geschäftsfüher Stefan Funke die Anbaubedingungen und Vertriebswege erläutern: „In der Keimungsphase benötigt Ingwer eine durchgängige Temperatur von 25° Celsius. Zur Beheizung der Gewächshäuser nutzen wir die Abwärme der benachbarten Biogasanlage.

Ende April sind die angezogenen Ingwerpflanzen etwa 20 bis 30 Zentimeter hoch. Dann werden sie in ein anderes Gewächshaus direkt in die Erde gebracht und wachsen bis zur Ernte August auf bis zu 1,20 Meter weiter an. Das Gewürz ist dann zwar genauso scharf im Geschmack wie die Pflanzen in den tropischen Herkunftsländern, aber noch nicht ausgereift. Dazu bräuchte der Ingwer eine Vegetationszeit von mindestens zwölf Monaten. Das ist aber wegen der künstlichen Wärmezufuhr zu aufwendig. Deshalb muss unser Ingwer möglichst schnell verarbeitet werden, da er sich nicht so lange lagern lässt.

Die Blätter der Ingwerpflanze werden geschreddert und als Mulchdünger zum Beispiel unter die Paprikapflanzen auf den Boden gestreut. Die Knollen werden vor allem an den norddeutschen Biogroßhandel und an einige Bioläden verkauft. Auch in Berlin und Brandenburg findet Ingwer aus Dümmer Abnehmer.“

Folgen von Sturmtief Zacharias

kaum Schäden im Wald, Grundwasservorräte auf neuem Tiefstand, Sorge um Öltanker

Schwerin – Das Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern vermeldet nach Sturmtief „Zacharias“ keine nennenswerten Schadholzmengen in den Wäldern des Landes. „Es gibt zwar einige Einzelwürfe, doch selbst in den windexponierten Forstämtern gehen wir bislang von Schäden deutlich unter den meldepflichtigen 5.000 Festmetern je Forstamt aus“, sagte der zuständige Klimaschutz- und Umweltminister Dr. Till Backhaus.

Auch die Wasserstände liegen trotz der ergiebigen Regenfälle der vergangenen Wochen je nach Region nur leicht über oder sogar unter dem mittleren Wasserstand. „Im Osten des Landes, der im Juli eher zu wenig Niederschläge erhielt, hat es gestern zum Teil ergiebig geregnet, sodass einige kleine Gewässer durchaus Wasserstände im Bereich des mittleren Hochwassers oder leicht darüber zeigen“, führte der Minister aus. Eine Hochwassergefahr zum Beispiel im Bereich von Oder oder Elbe bestehe ich aber nicht.

Minister Backhaus betonte, dass eine Erholung des Wasserhaushaltes trotz der vieles Regens weiterhin nicht in Sicht sei: „Südlich einer Linie von Boizenburg nach Greifswald gibt es im Oberboden noch schwere bis extreme Dürre. Die Grundwasserpegelstände folgen daher dem Abwärtstrend der vergangenen 10 Jahre und haben inzwischen neue Tiefststände erreicht“, konkretisierte Backhaus.

Er betonte, dass das sommerliche Niederschläge nicht geeignetet seien, um die Wasservorräte wieder aufzufüllen. „Sie ersetzen allenfalls das Gießen“, so der Minister. Die meisten kurzen, aber heftigen Regenfälle führten dazu, dass das viele Wassert nicht so schnell versickern kann. Zur Grundwasserneubildung brauche es langanhaltende, nicht zu intensive Regenfälle im Winter. „Noch besser wäre viel Schnee. Die letzten Winter waren jedoch eher durchschnittlich bis zu trocken. Der letzte nasse Winter war 2017/18“, erinnerte der Minister.

Besorgt zeigte er sich angesichts der Wetterlage auch darüber, dass ein mit russischem Schweröl voll beladener Tanker weiterhin ca. 25 km vor der Küste Rügens manövrierunfähig vor Anker liegt, weil er bisher immer noch nicht repariert werden konnte.

„Die aktuelle Wetterprognose mit orkanartigen Böen könnte im schlimmsten Fall zu einem Losreißen der Verankerung und zu einer Verdriftung des Tankers Richtung Küste führen. Eine Verschmutzung der Küste mit Schweröl könnte katastrophale Folgen für das Ökosystem der Ostsee und für Mensch, Natur und Wirtschaft an der Küste haben.

Insofern sind wir dankbar dafür, dass wir mit dem Havariekommando – einer Einrichtung des Bundes und der fünf norddeutschen Küstenländer – einen starken Partner an der Seite haben, der es immer wieder versteht, maritime Gefahrenlagen zu bewältigen. Auch in diesem Fall stehen starke Hochseeschlepper bereit, die den Tanker von der Küste fernhalten oder in einen sicheren Hafen schleppen könnten, falls es notwendig werden würde“, erläuterte Minister Backhaus.

Aktuell bestehe jedoch keine akute Gefahrenlage, sagte er weiter und wies darauf hin, dass jegliche Reparaturarbeiten und nautischen Manöver in der Verantwortung der Reederei und des Kapitäns des Schiffes liegen. Die Wasserbehörden des Landes, die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung und das Havariekommando beobachteten die Lage weiterhin aufmerksam.