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MV startet mit Pilotprojekt zur Munitionsbergung in der Wismarbucht

Rostock – Mit dem heutigen Auftakt des Pilotprojekts Los 4 zur Bergung von Munitionsaltlasten in der Wismar-Bucht nimmt Mecklenburg-Vorpommern eine bundesweite Vorreiterrolle beim Schutz der Ostsee ein. Im Rahmen des Sofortprogramms der Bundesregierung zur Entwicklung einer Berge- und Vernichtungseinheit werden in den kommenden Wochen erstmals bis zu 15 Tonnen Altmunition geborgen und – wenn technisch möglich – per Seetransport angelandet und anschließend vernichtet.

„Los 4 ist das bislang ambitionierteste Vorhaben zur Munitionsbergung in deutschen Meeresgewässern“, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Dr. Till Backhaus beim heutigen Pressetermin in bei dem Unternehmen Baltic Taucherei- und Bergungsbetrieb im Alten Hafen in Rostock. „Wir zeigen, dass Mecklenburg-Vorpommern Verantwortung übernimmt – technisch, ökologisch und politisch.“

Bei dem Bergungsvorhaben handelt es sich um teilweise hochkorrodierte Munition, unter anderem aus einer gekenterten Schute am Meeresgrund. Der Zustand der Kampfmittel birgt besondere Umweltgefahren, da bereits Sprengstoffverbindungen in die Wassersäule austreten. „Was wir hier in der Wismarbucht leisten, ist konkreter Meeresschutz“, so Backhaus. „Es geht nicht nur um Sicherheit, sondern auch darum, unsere Verantwortung für Umwelt und künftige Generationen wahrzunehmen.“

Hintergrund: 100-Millionen-Euro-Programm des Bundes

Das Sofortprogramm der Bundesregierung wurde 2022 mit einem Gesamtvolumen von 100 Millionen Euro aufgelegt. Ziel ist es, eine industriell einsetzbare Einheit zu entwickeln, die Munition direkt auf See bergen und vernichten kann. Aktuell stehen davon noch rund 70 Millionen Euro für die Umsetzung zur Verfügung.

Für die bisherigen drei Pilotprojekte in der Lübecker Bucht (Schleswig-Holstein) wurden jeweils rund 5 Millionen Euro aufgewendet. Auch das nun beginnende Pilotprojekt Los 4 in Mecklenburg-Vorpommern ist mit Kosten in Höhe von etwa 5 Millionen Euro veranschlagt.

Anders als bei Pilotierungen in Schleswig-Holstein, bei denen Munition wegen technischer Probleme und fehlender Genehmigungen nur zwischengelagert werden konnte, ist in Mecklenburg-Vorpommern erstmals eine vollständige Bergung mit Seetransport zur Vernichtung geplant. Minister Backhaus betonte: „Dieses Projekt zeigt, dass es geht – wenn Bund und Länder zusammenarbeiten, wenn wir Zuständigkeiten klären und pragmatisch handeln.“

MV als politischer Taktgeber

Bereits 2019 hatte Mecklenburg-Vorpommern das Thema „Munitionsaltlasten in Nord- und Ostsee“ auf die Tagesordnung der Umweltministerkonferenz gebracht. Mit der MV-Ostseestrategie aus dem Jahr 2024 wurden gezielt wissenschaftliche, wirtschaftliche und behördliche Kompetenzen zusammengeführt. Ein Ergebnis dieser Strategie: Rostock wird Standort des Bundeskompetenzzentrums „Munitionbergung aus dem Meer“. „Die Gespräche mit dem Bund zur konkreten Ausgestaltung des Zentrums laufen bereits. Rostock wird damit zum bundesweiten Knotenpunkt für Innovation beim Umgang mit Altmunition im Meer“, so Backhaus.

Ausblick: Industrielle Lösung in Planung

Parallel zur Pilotierung läuft derzeit die Ausschreibung und Planung einer mobilen Berge- und Vernichtungseinheit, die künftig direkt auf See operieren soll. Mecklenburg-Vorpommern hat signalisiert, dass ein Bau auf der Werft in Wismar ausdrücklich begrüßt würde: „Die Ostsee ist unser Lebensraum und unsere gemeinsame Verantwortung. Mecklenburg-Vorpommern stellt sich dieser Verantwortung – mit Expertise, Engagement und Entschlossenheit“, betonte Backhaus abschließend.

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