Dokumentationszentrum in Rostock übergeben

Rostock – In Rostock hat Finanzminister Reinhard Meyer heute die Dokumentations- und Gedenkstätte an den Leiter der Landeszentrale für politische Bildung, Jochen Schmidt, übergeben. Land und Bund investierten rund 4 Mio. Euro in die Sanierung.

Das Dokumentationszentrum in der Rostocker Hermannstrasse wurde seit Ende 2018 saniert. Der bauliche Zustand des denkmalgeschützten Komplexes erforderte eine Grundsanierung, die unter Berücksichtigung der denkmalpflegerischen Belange erfolgte. Ziel war, die verschiedenen Epochen der Nutzung, beginnend mit der Errichtung des Gebäudes insbesondere des Haftbereiches zu erhalten bzw. wiederherzustellen.

Bei der Sanierung sollte der Zustand des Erstbezuges daher ausdrücklich nicht wiederhergestellt werden. Vielmehr war es Ziel, ein authentisches und durch Befunde belegbares Erscheinungsbild anzustreben. Viele Alterserscheinungen, Verschmutzungen und leichte Schäden wurden daher akzeptiert und beibehalten.

Finanzminister Reinhard Meyer: „Auch wenn sich oberflächlich nicht viel verändert zu haben scheint, so sind die Auswirkungen doch immens. Wir haben dieses Gebäude konserviert und erhalten es damit für nachfolgende Generationen als einen Ort des authentischen Erinnerns. Damit leistet auch die Bauverwaltung einen wichtigen Beitrag zur Erinnerungskultur.“

Meyer übergab den symbolischen Schlüssel an Jochen Schmidt, den Direktor der Landeszentrale für politische Bildung und künftigen Nutzer des Gebäudes.

Jochen Schmidt: „Für die umsichtige und außerordentlich gelungene Sanierung und die ausgezeichnete Kooperation mit den Kolleginnen und Kollegen der SBL bedanke ich mich herzlich. Als neue Nutzer freuen wir uns, die Liegenschaft in Gänze als Dokumentations- und Gedenkstätte betreiben zu dürfen. Beginnend mit einer Eröffnungsveranstaltung am 2. Juli 2021 wird damit die Gedenkstättenarbeit fortgeführt, die bis zum Beginn der Sanierung an diesem Ort in hervorragender Weise durch die Außenstelle Rostock des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen geleistet wurde. Die Auseinandersetzung mit der Geschichte politischer Verfolgung in der DDR wird dabei weiter im Mittelpunkt der Bildungs- und Vermittlungsarbeit stehen.“

Die Dokumentations- und Gedenkstätte in der ehemaligen Untersuchungshaft der Staatssicherheit Rostock hat sich seit ihrem Bestehen im Oktober 1999 zu einem wichtigen und anerkannten Ort der Information und Dokumentation über die SED-Diktatur sowie des Gedenkens an die Opfer entwickelt, nicht zuletzt durch ihre starke Authentizität und zentralen Lage. Die Untersuchungshaftanstalt wurde Ende der 1950er Jahre errichtet. Nicht einsehbar für Außenstehende, befand sie sich auf dem Gelände der Bezirksverwaltung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS). 1960 kamen die ersten Häftlinge in die Untersuchungshaftanstalt.

Bis 1989 inhaftierte die Staatssicherheit dort rund 4900 Frauen und Männer aus überwiegend politischen Gründen. Dazu gehörten zum Beispiel die Straftatbestände „Hetze“, „staatsfeindliche Verbindungsaufnahme“ und in zunehmendem Maße „versuchte Republikflucht“. Die Untersuchungshaftanstalt des MfS verfügte über rund 50 Zellen auf drei Etagen. Die Inhaftierten mussten im Durchschnitt fünf bis sechs Monate Untersuchungshaft mit ständigen Verhören und unter starker Isolation über sich ergehen lassen, bis sie durch ein Gericht formal abgeurteilt und in eine Strafvollzugseinrichtung verlegt wurden.

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