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Kategorie: Landwirtschaft / Forst / Fischerei

Backhaus: Nasser Juli bringt Fluch und Segen

Schwerin – Landesweit war der Juli nasser als gewöhnlich. Für Umwelt- und Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus bedeuten die Niederschläge Fluch und Segen zugleich, denn der Regen kam zu einer ungünstigen Zeit: „In den letzten zwei Juliwochen haben wir in weiten Teilen des Landes und dauerhaft sehr ergiebige Regenfälle gesehen. Durchschnittlich fielen in diesem Monat rund 83,8 Millimeter Niederschläge pro Quadratmeter, davon der größte Teil innerhalb der letzten 14 Tage“, so der Minister.

Die Niederschläge im Juli liegen bei gut 10 Millimeter mehr als im Vergleichszeitraum 1991-2020 (72,2mm) und bei etwa 116% der üblichen Menge. Backhaus erinnert aber auch an die trockenen Monate Mai und Juni. Schwere Sorgen bereitet ihm die Situation der Landwirtschaft:

„Mit den Regenmengen vom Juli sind die Defizite und Schäden aus den vorherigen Monaten nicht ausgeglichen. Die Landwirtschaft hätte den Regen leider schon viel früher gebraucht. Im Mai und Juni mussten die Betriebe nach sechs Wochen ohne Niederschlag mit Dürreschäden kämpfen. Der viele Regen jetzt erschwert hingegen die Ernte, weil er in seiner Masse einfach zum falschen Zeitpunkt kommt. Die Landwirte kommen aktuell kaum auf die Äcker und die Ernte verdirbt. Sollte es weiter so durchgehend regnen, drohen Ausfälle in zweistelliger Millionenhöhe. Positiv war der Regen hier nur für die Grünfutterflächen, die sich sichtlich erholen konnten“, so Backhaus.

Zur Lage der Seen und Flüsse erklärt der Minister: „Nach der langen Dürrephase im Frühjahr bedeuten die Niederschläge im Juli eine spürbare Erholung für den Wasserhaushalt im Land, wenngleich die Verteilung regional sehr unterschiedlich ausfiel. Während in Rostock 128,3mm und damit im Vergleich zu den Vorjahren 183,9% (1991-2020) Niederschläge fielen, waren es in Ueckermünde nur 41,9mm und damit sogar deutlich weniger als in den letzten Jahren (62,9 %).

Auch in Waren und Teterow regnete es weniger als normal. Der Wasserstand der Müritz ist aufgrund dessen auch nur wenige Zentimeter angestiegen und liegt mit 194cm noch 8cm unter dem Bewirtschaftungsziel. Der Schweriner See hatte eine deutlich dramatischere Ausgangslage, ist aber durch die Niederschläge deutlich gestiegen und liegt nun mit 105cm noch 5cm unter dem Bewirtschaftungsziel für den August.

Auch in den Fließgewässern spiegelt sich die Regionalität deutlich wieder. In den östlichen Landesteilen gibt es noch Flüsse mit sehr niedrigen Werten. Auch im Boden ist da wenig angekommen. In den oberen 25cm ist immer noch kaum pflanzenverfügbares Wasser vorhanden. Und betrachtet man den Gesamtboden bis 1,8 m Tiefe, liegt immer noch landesweit eine schwere bis außergewöhnliche Dürre vor. Insgesamt bleibt es also unsere größte Herausforderung, die Niederschläge in der Fläche zu halten“, so Backhaus.

Der Minister fasst zusammen: „Ich hoffe sehr, dass sich das Wetter in den nächsten Tagen etwas beruhigt und die Landwirtschaftsbetriebe ihre Ernte einholen können. Andernfalls erleben wir ein sehr schlechtes Erntejahr. Fakt ist auch, dass wir uns in den nächsten Jahren auf sehr wechselhafte und extremere Wettersituationen einstellen müssen. Vor allem lange Dürreperioden und vereinzelter Starkregen werden zunehmen, soviel scheint klar. Jeder und jede sollte deshalb mithelfen, achtsam mit der Ressource Wasser umzugehen“.

Abschließend hat der Minister einen Tipp für Urlauberinnen und Urlauber: „Auch bei unbeständigem Wetter ist Mecklenburg-Vorpommern immer eine Reise wert. Gerade für Familien mit Kindern locken spannende Einrichtungen wie das Müritzeum in Waren, das Ozeaneum in Stralsund oder das Darwineum im Rostocker Zoo. Natur und Bildungsangebote kann man hier also auch bei Regen genießen“, so Backhaus.

Errichtung von Agroforstsystemen

Schwerin – Landwirtschaftliche Unternehmen können in Mecklenburg-Vorpommern ab 2023 eine finanzielle Unterstützung für die Errichtung von Agroforstsystemen erhalten.

„Damit ist unser Land nach Bayern eines der ersten Bundesländer, welches die Neuanlage von streifen­förmigen Agroforstsystemen auf Acker- und Dauergrünlandflächen im Rahmen einer investiven Förderung unterstützt“, so Agrarstaatssekretärin Elisabeth Aßmann.

Durch die Kombination landwirtschaftlicher Kulturen und Forstwirtschaft werde ein wichtiger Beitrag zur Erhöhung der Biodiversität und Klimaresilienz geleistet, fährt Aßmann fort.

Vorteile von Agroforstsystemen seien u.a.:

  • Die Verringerung der Verdunstung und Schutzwirkung für Ackerkulturen ge-gen Starkwinde und damit gegen Bodenerosion (Klimaanpassung
  • Schutz vor Wassererosion,
  • Langfristige Kohlenstoffspeicherung in der Biomasse und im Boden,
  • Erhöhung der biologischen Vielfalt,
  • Zusätzliche Einkommensquelle aus energetischer Nutzung oder Nahrungsmittelproduktion für teilnehmende Betriebe.

„Im Rahmen der Agroforstrichtlinie können bis zu 65% der tatsächlich entstandenen Netto – Ausgaben (z.B. für die Anschaffung der Gehölze und Pflanzung) erstattet werden“, führt die Staatsseretärin aus.

Die Höhe der Zuwendung beträgt demnach maximal

  1. a) bis zu 1.566 Euro je Hektar Gehölzstreifen, bei Pflanzung von Gehölzen für den Kurzumtrieb,
  2. b) bis zu 4.138 Euro je Hektar Gehölzstreifen, bei Pflanzung von Sträuchern,
  3. c) bis zu 5.271 Euro je Hektar Gehölzstreifen, bei Pflanzung von Baumarten, die in der Nahrungsmittel- oder Stamm-/Wertholzproduktion oder für beide Zwecke genutzt werden, einschließlich Sträuchern zur Unterpflanzung.

Förderanträge können beim Staatlichen Amt für Landwirtschaft und Umwelt Westmecklenburg gestellt werden.

Eine Fördervoraussetzung ist u.a. ein Konzept für die Anlage des Agroforstsystems, welches von der LMS-Agrarberatung positiv zu prüfen ist und gegebenenfalls das Einverständnis der unteren Naturschutzbehörde.

Die geförderten Agroforstsysteme müssen so angelegt werden, dass sie den Bedingungen der Ökoregelung 3 (ÖR 3) entsprechen.

Die Beibehaltung von Agroforstsystemen wird im Rahmen des Agrarantrages mit der Ökoregelung 3 unterstützt.

Weiterführende Informationen und die Antragsunterlagen sind bei der Bewilligungsbehörde dem Staatlichen Amt für Landwirtschaft und Umwelt Westmecklenburg erhältlich.

Entspannung bei der Futtererzeugung

Schwerin – Durch die landesweit gefallenen Niederschläge der vergangenen vier Wochen hat sich die aktuelle Futtersituation im Vergleich zu den Verhältnissen Mitte Juni deutlich verbessert. Anders als noch vor Wochen sind die Pflanzenbestände im gesamten Land durch die Niederschläge vorerst mit Wasser versorgt, eine Frei­gabe der Bracheflächen zur Mahd ab 1. August wird daher nicht erfolgen.

Agrarstaatssekretärin Elisabeth Aßmann: „Auch wenn die Ernte der Druschfrüchte derzeit durch den Regen regional erschwert wird, bin ich sehr erleichtert über die ergiebigen Regenfälle in den letzten Wochen. Wenn man alle Wetterdaten im Land auswertet, dann haben alle Regionen etwas von dem dringend notwendigen Regen abbekommen. Die Futterflächen blieben beim 1. Schnitt in zahlreichen Betrieben unter den Ertrags- und Qualitätserwartungen und trockneten danach teilweise lokal völlig aus. In den letzten zwei Wochen fingen auch die stark betroffenen Futterflächen langsam an, sich zu erholen“.

In Mecklenburg-Vorpommern gibt es kein flächen­decken­des Defizit an Futter, es gibt aber eine spürbare Zahl an tierhaltenden Betrieben, die auf Zusatzfutter angewiesen sein werden. Das wird auch durch die bisher über 20 Betriebe bestätigt, die die Freigabe der extensiven Grünlandflächen zur Mahd nach deren Beweidung genutzt haben.

In der jetzigen Förderperiode lässt der europäische Rechtsrahmen wenig Ausnahmen zu, um Flächen für Umweltleistungen in Extrem- bzw. Notsituationen zur Milderung bzw. Kompensation von Ertragsausfällen zu nutzen. Eine entsprechende Nachfrage des Bundes bei der EU-Kommission ergab, dass die Möglichkeit der Futtergewinnung von Bracheflächen ab dem 1. August nicht richtlinienkonform und somit nicht zulässig ist.

Staatssekretärin Elisabeth Aßmann: „Wir werden als Land nicht alleine gegen die Vorgabe der Kommission handeln und können daher keine Freigabe der Brache­flächen zur Futtergewinnung ab dem 1. August erteilen.“

Andernfalls drohe eine Anlastung für Deutschland, sollten einzelne Länder davon Gebrauch machen.

Erdbeeren aus MV sind köstlich und sicher

Rostock – Das Landesamt für Lebensmittelsicherheit und Fischerei (LALLF) in Rostock hat 14 Proben frischer Erdbeeren auf rund 480 Substanzen untersucht und keine bedenklichen Auffälligkeiten gefunden.

„Ich freue mich, dass die Proben – wie in den Vorjahren auch – keine böse Überraschungen zu Tage gefördert haben. Zwölf der Erdbeerproben stammten aus Mecklenburg-Vorpommern, die anderen beiden aus Brandenburg und Schleswig-Holstein. Damit ist klar: Erdbeeren aus regionalem Anbau sind nicht nur köstlich, sondern auch sicher und können ohne Bedenken und mit viel Genuss verzehrt werden“, betonte Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Dr. Till Backhaus.

Der Minister wies darauf hin, dass in den untersuchten Proben sind nur Bruchteile der zulässigen Rückstandshöchstgehalte an Pflanzenschutzmitteln gefunden wurden, wobei zwei Proben keine Rückstände aufwiesen und drei Proben jeweils fünf Wirkstoffe der im Erdbeeranbau zugelassenen Pflanzenschutzmittel enthielten.

„Bis auf zwei Ausnahmen handelte es sich bei allen Nachweisen um Fungizide. Das sind Mittel, die die Pflanzen, vor allem aber die Früchte, vor Pilzbefall, wie Grauschimmel (Botrytis), schützen sollen. Da die empfindlichen Erdbeeren anfällig für Fäulnis sind, brauchen sie einen Schutz. So verderben sie bei plötzlich einsetzendem feuchten Wetter während der Ernte nicht“, erklärte LALLF-Direktor Dr. Stephan Goltermann und betonte, dass der Nachweis von Rückständen in Lebensmitteln nicht per se ein gesundheitliches Risiko für VerbraucherInnen darstelle.

Bei der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln erfolgt die Festlegung eines Rückstandshöchstgehaltes, der mit hohen Sicherheitsfaktoren zu toxikologischen Grenzwerten berechnet wird. Die Laborüberprüfung zur Einhaltung rechtlicher Vorgaben beugt unsachgerechter Anwendung vor und trägt zum gesundheitlichen Verbraucherschutz bei.

In Mecklenburg-Vorpommern werden auf 658 ha (InVeKoS 2022) Erdbeeren angebaut. Der Pflanzenschutzdienst des LALLF berät viele der 27 Erdbeeranbauer zu Fragestellungen des Integrierten Pflanzenschutzes. Ziele sind Empfehlungen zu optimalen Behandlungsmethoden und -einsätzen, angepasst an die aktuelle Schaderreger- oder Krankheitssituation. Anbaubetriebe bevorzugen im Bereich der Fungizide Präparate, die keine chemisch-synthetischen Wirkstoffe enthalten. Das sind beispielsweise Mittel gegen Echten Mehltau. Im Tunnelanbau von Erdbeeren helfen nützliche Insekten, den Einsatz von Insektiziden zu reduzieren.

Minister Backhaus: Bio boomt trotz Inflation

Bastorf – Im Rahmen der Sommerreise der AG Ökologische Anbauverbände lobte Agrarminister Dr. Till Backhaus in Bastorf die Entwicklung der Biobranche, die sich trotz der schwierigen gesamtwirtschaftlichen Lage weiter stabil entwickle.

„Bio in Mecklenburg-Vorpommern liegt weiter im Trend. Und das trotz der Turbulenzen und Krisen der vergangenen Jahre, sei es die Coronapandemie, der Krieg in der Ukraine oder die starke Inflation. Der Biosektor in Mecklenburg-Vorpommern blieb weiter stabil und konnte sogar wachsen. So lag der Zuwachs an Ökofläche in den ersten fünf Monaten dieses Jahres bereits bei guten 5200 Hektar. Rund 32 Betriebe haben in diesem Zeitraum auf Öko umgestellt.

Insgesamt werden aktuell in Mecklenburg-Vorpommern (Stand 31.05.2023) nun mehr als 204.000 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche ökologisch bewirtschaftet. Damit haben wir erstmalig 15% Bio-zertifizierte Anbaufläche erreicht. Mit diesem Anteil der Ökofläche können wir uns im im Bundesvergleich sehen lassen, so Backhaus. Gespannt warten wir daher auf die Veröffentlichung der Strukturdaten zum ökologischen Landbau 2022.

Mit dem Zuwachs machen wir einen weiteren Schritt nach vorn, um das ambitionierte Ziel 20% ökologischer Anbaufläche in unserem Land bis 2026 zu erreichen. Für mich ist das ein eindeutiges Zeichen: Die Landwirte im Land haben die Zeichen der Zeit erkannt und unsere Förderpolitik für ökologische Landwirtschaft funktioniert“, so Minister Backhaus.

„In der aktuellen Förderperiode hat sich Mecklenburg-Vorpommern dafür eingesetzt, dass Leistungen für Umwelt, Klima und Ökolandbau besonders honoriert werden, nach dem Grundsatz: Öffentliches Geld für öffentliche Leistungen. Von den 653 Mio. EUR aus der 2. Säule die uns zur Verfügung stehen, fließen 297 Mio. EUR in Umwelt- und Klimaleistungen und 123 Mio. EUR in Ökolandbau.“

Thema der diesjährigen politische Sommerreise der Bio-Branche ist „Nein zur Gentechnik. Möglichkeiten der modernen Züchtung von ökologischem und konventionellem Saatgut“. Ein Entwurf zum neuen EU-Gentechnikgesetz wird für den 06. Juli bzw. 07. Juli 2023 erwartet. „Erst bei Vorliegen des Entwurfs des VO-Vorschlages kann dieser bewertet werden.“ führt der Minister an. Nach der EU-ÖKO-VO sind gentechnische Verfahren verboten.

87 Mio Euro für Agrar, Umwelt und Klima

Schwerin – In dieser Woche wurden vom Landwirtschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommern die Auszahlung der Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen des Jahres 2022 abgeschlossen. Insgesamt wurden über 87 Millionen Euro an landwirtschaftliche Betriebe mit 4.730 Anträgen ausgereicht, die mit ihren Leistungen auf insgesamt über 480.000 ha einen Mehrwert für Natur- und Umwelt erreichen. Das sind 6 Millionen Euro mehr als im vergangenen Jahr.

Agrarstaatssekretärin Elisabeth Aßmann zeigte sich zufrieden mit der Antragstellung: „Trotz der neuen Situation, dass es zusätzlich in der ersten Säule Programme als einjährige bundesweite Öko-Regelungen gibt, wurden die 5-jährigen Landesprogramme in der zweiten Säule gut nachgefragt. Insbesondere die Nachfrage nach neuen Maßnahmen lässt darauf schließen, dass die Landwirtinnen und Landwirte offen für Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen sind und bereit sind, sich diese Leistungen entlohnen zu lassen. Unser Credo ‚Öffentliches Geld für öffentliche Leistungen‘ greift.“

Zu den „Dauerbrennern“ gehörten auch 2022 Programme wie „Vielfältige Kulturen im Ackerbau“ auf ca. 270.260 ha mit einer Auszahlung von über 23 Millionen Euro sowie der Ökolandbau auf über 179.200 ha mit über 38 Millionen Euro. Ebenso stark nachgefragt wurde das Grünlandprogramm „Extensive Grünlandnutzung“ (Var. I und II) auf über 55.000 ha und einer Auszahlung von über 13 Millionen Euro. Auch hervorzuheben ist die „Anlage von Blühstreifen und Blühflächen“ auf 13.830 ha mit einer Auszahlungssumme von 9,2 Millionen Euro.

Trockenheit

Die Versorgung der Tierbestände im Land ist gefährdet

Schwerin – Der Regen der vergangenen Tage hat in großen Teilen des Landes Mecklenburg-Vorpommern die Folgen der Dürre zunächst entschärft. Entscheidend sei, wie es in den kommenden Wochen mit dem Wetter weitergeht, erklärt Agrarminister Dr. Till Backhaus: „Bis zu den Niederschlägen am 16. Juni waren alle Kulturen von der über sechswöchigen Trockenheit in ihrer Entwicklung betroffen. Auf den besseren Standorten nicht so stark, wie auf den leichten Böden, die zum Teil irreversiblen Schaden genommen haben.

Aufgrund des kühlen Frühjahrs und nachlassender bzw. ausbleibender Niederschläge war der erste Futterschnitt im Vergleich zu „normaleren“ Jahren deutlich geringer ausgefallen – rd. 25 – 30 %.

Nach dem ersten Schnitt wirkte sich die Trockenheit verheerend auf die Entwicklung der Bestände und somit auf den Aufwuchs für den zweiten und ggf. den dritten Schnitt aus. Dadurch wächst die Gefahr, dass die Futterversorgung, insbesondere über den Winter, nicht gesichert werden kann.

Die meisten Futterbaubetriebe in MV zehren derzeit von den Futterreserven aus dem Vorjahr und von dem Winterfutter aus dem 1. Schnitt. Damit sind die Tierbestände derzeit zwar mit ausreichend Futter versorgt, aber die Versorgung der Tiere im Winter ist gefährdet In Betrieben auf den leichten Standorten ist die Versorgungssituation sogar hochdramatisch, betont der Minister.

Viele Futterbaubetriebe versuchen auf die aktuelle Situation  zu reagieren und haben in größeren Flächenanteilen Getreide als Ganzpflanze zur Futterversorgung geerntet, das ihnen aber für die geplante Getreideernte nicht mehr zur Verfügung steht.

Die weitere Entwicklung hängt nun vom Witterungs­verlauf der kommenden Monate ab. Spätere Ackergras- und Grünlandschnitte können je nach Witterung zur Entspannung beitragen. Wichtig wird auch die weitere Bestandsentwicklung beim Silomais sein. Eine durchaus noch mögliche gute Silomaisernte kann den fehlenden zweiten Schnitt in vielen Betrieben teilweise kompensieren. Käme es jedoch zu hohen Ausfällen auch beim Mais, würde die Lage sehr schwierig. Eine Prognose dazu ist jetzt noch nicht möglich.

Die Tierhaltungsbetriebe brauchen in der entstandenen Situation Unterstützung bei der Gewinnung von zusätzlichem Futter. Deshalb geben wir die Bracheflächen ab dem 1. August zur zusätzlichen Futtergewinnung frei, wenn bis dahin weiterhin ein witterungsbedingt extremer Futtermangel vorliegt.

Weiterhin gestatten wir Grünlandflächen aus dem Programm der naturschutzgerechten Grünlandnutzung, die nur beweidet werden dürfen, danach auch für die Mahd von Zusatzfutter zu nutzen. Beide Maßnahmen tragen dazu bei, die entstandene Notsituation zu lindern, in der Hoffnung auf ausreichende Niederschläge in den kommenden Wochen“, so Minister Dr. Till Backhaus abschließend.

Nutztierstrategie für Mecklenburg-Vorpommern

Dummerstorf – Heute hat die Auftaktveranstaltung zur Erarbeitung einer Nutztierstrategie Mecklenburg-Vorpommern in den Räumlichkeiten des FBN in Dummerstorf stattgefunden. Minister Dr. Backhaus hatte im Vorfeld mehr als 30 Unternehmen, Wissenschaftler, Verbände und Institutionen angeschrieben und um Beteiligung gebeten. Beim Auftakt in Dummerstorf waren mehr als 40 Personen vor Ort, die sich am Diskussionsprozess, der Ende des Jahres abgeschlossen sein soll, beteiligen werden.

Die Erarbeitung einer Nutztierstrategie ist unter Ziffer 212 des Koalitionsvertrages zwischen SPD MV sowie DIE LINKE MV.: „Wir bringen eine „MV-Nutztierstrategie 2030“ mit dem Ziel nachhaltiger, bodengebundener und tiergerechter Investitionen in die Tierhaltung auf den Weg,“ erklärt Agrarminister Dr. Till Backhaus und ergänzt: „Die Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei MV (LFA) als nachgeordnete Einrichtung des LM wurde federführend mit der Erarbeitung einer Nutztierstrategie beauftragt.

Sie verifiziert, dass das erarbeitete Papier wissenschaftlichen Ansprüchen genügt. Als weiterer Partner wurde im Wege einer Ausschrei­bung die Kommunikationsagentur 13° aus Neubranden­burg gewonnen. Sie formuliert Textvorschläge zu den einzelnen Themen und gleicht sie mit allen Beteiligten ab.

Mir ist wichtig, dass sich auch diejenigen an dem Prozess zur Erarbeitung einer Nutztierstrategie beteiligen können, die vieles an der heutigen Landwirtschaft und insbesondere der Tierhaltung kritisch sehen. Dies ist kein Papier nur meines Hauses oder der Tierzuchtverbände. Es sollen ausdrücklich auch diejenigen sich einbringen, die einen Umbau der Tierhaltung hin zu mehr Tierwohl und hin zu höheren Tierschutzstandards fordern.

Ich habe deutlich meine Zustimmung zum Green Deal der EU-Kommission und damit auch der Farm-to-Fork-Strategie der EU signalisiert. Wir haben uns das Ziel gesetzt, Europa bis 2050 klimaneutral zu machen, und das erfordert, jetzt energische Schritte zu gehen. Daran führt kein Weg vorbei. Wir müssen die Lebensgrund­lagen für künftige Generationen sichern: Sauberes Wasser, saubere Luft, gesunde Böden, hochwertige Lebensmittel und eine hohe Biodiversität sind die Stichworte.

Aber man darf dabei nicht aus dem Blick verlieren, dass die Landwirtschaftsbetriebe trotz dieses Anpassungs­prozesses von ihrer Arbeit leben können müssen und als wirtschaftlich tragfähige Unternehmen in die Zukunft blicken sollen. Der Spagat, den wir als Gesellschaft hinbekommen müssen, wird sein, gleichzeitig Klima­neutralität und die Nutztierhaltung als Bestandteil der landwirtschaftlichen Kreislaufwirtschaft.“

Es sei dringend notwendig, sich über die Zukunft der Nutztierhaltung in unserem Bundesland auszutauschen, fährt der Minister fort. „Insbesondere in der Rinder- und Schweinehaltung gehen sowohl die Zahl der Haltungen als auch die Zahl der gehaltenen Tiere stark zurück und ich mache mir allergrößte Sorgen um die Tierhaltung in Mecklenburg-Vorpommern.

So beobachten wir seit 1990 ein Minus in der Rinderhaltung von 58 Prozent. Eine ähnliche Entwicklung stellen wir beim Milchvieh fest: Minus 40 Prozent seit 1990. Bei den größeren Schweinehaltungen zählen wir lediglich noch 80 Betriebe, Schweinemäster halten noch 40 ihr Geschäft aufrecht. In den vergange­nen beiden Jahren haben 5 Prozent ihre Betriebe aufgegeben, weitere 15 Prozent könnten es in diesem Jahr sein.

Ich bin daher allen Verbänden und Institutionen, die sich auf meine Einladung hin zur Mitwirkung bereiterklärt haben, sehr dankbar, dass sie dabei sind, sich in den Diskussionsprozess zur Nutztierhaltung einzubringen. Diese Resonanz zeigt natürlich auch, dass meine Sorge um die Tierhaltung von den Akteuren geteilt wird und wir nach gemein­samen Lösungen suchen müssen, damit die Nutztier­haltung in Mecklenburg-Vorpommern eine Zukunft hat.“