Schwerin – Die Landesforschungsanstalt MV lädt heute erstmals zum „Mecklenburger Wasserbüffeltag“ auf das Gut Darß in Born ein. Anlass ist die wachsende Bedeutung der Wasserbüffelhaltung im Land, die eng mit den Herausforderungen und Chancen der Moorrenaturierung, des Naturschutzes und einer nachhaltigen Landwirtschaft verknüpft ist. MV verfügt inzwischen über rund 100 Halterinnen und Halter mit etwa 1.500 Tieren – der zweitgrößte Bestand Deutschlands.
Klimaschutz- und Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus betont die Zukunftsrelevanz dieser Tierart: „Wasserbüffel sind keine exotische Randerscheinung mehr, sondern können zu einem echten Zukunftstier für Mecklenburg-Vorpommern werden. Sie sind robust, genügsam und hervorragend geeignet, nasse Moor- und Feuchtflächen zu beweiden. Genau solche Lösungen brauchen wir, wenn wir die Wiedervernässung unserer Moorböden mit Landwirtschaft, Naturschutz und regionaler Wertschöpfung zusammendenken wollen.“
Robuste Tiere mit besonderen Fähigkeiten
Wasserbüffel gelten als äußerst anpassungsfähig: Sie verwerten Grobfutter, Heu, Stroh sowie Wasser- und Sumpfpflanzen, die für Rinder kaum nutzbar sind. Ihre breiten Klauen und ihr sicherer Tritt machen sie ideal für nasse, schwer zugängliche Standorte. Gleichzeitig liefern sie hochwertiges Fleisch mit einem günstigen Fettsäuremuster und Milch mit sieben bis acht Prozent Fett – Grundlage traditioneller Mozzarellaproduktion.
Backhaus unterstreicht: „Wasserbüffel können dort grasen, wo moderne Technik an ihre Grenzen stößt. Sie verbinden Klimaschutz und Landschaftspflege mit neuen regionalen Wertschöpfungswegen – vom Fleisch über Milchprodukte bis hin zum Tourismus.“
Wasserbüffel und Moorwiedervernässung
Die Landesregierung treibt die Wiedervernässung trockengelegter Moore voran, da diese Flächen große Mengen CO₂ freisetzen. Hier spielen Wasserbüffel eine wichtige Rolle: Sie verhindern durch Beweidung die Verbuschung, fördern die Biodiversität und ermöglichen eine schonende Nutzung der Flächen.
Aber es gibt noch viele Fragen zur Haltung zu klären. Das Ministerium hat deshalb ein zweijähriges Forschungs- und Praxisprojekt der LFA finanziell unterstützt, das Haltung, Tiergesundheit, Fleischqualität und Tierwohl wissenschaftlich begleitet. Forschungen der Universität Rostock, des FBN Dummerstorf und digitale Sensoranalysen liefern erstmals belastbare Daten zur Büffelhaltung unter norddeutschen Bedingungen.
Backhaus würdigt die Ergebnisse: „In nur 18 Monaten wurden wichtige Grundlagen erarbeitet – von der Tiergesundheit über Haltungsbedingungen bis zum Weidemanagement. Diese Erkenntnisse sind wertvoll, weil sie Landwirtinnen und Landwirten erstmals eine wissenschaftlich fundierte Basis geben, um zu entscheiden, ob die Haltung von Wasserbüffeln eine Option für den eigenen Betrieb sein kann.“
Herausforderungen: Schlachtung, Bürokratie und Vermarktung
Gleichzeitig weist der Minister auf bestehende Hürden hin. Die Schlachtung ist aufgrund der verstärkten Schädelplatte der Wasserbüffel anspruchsvoller, geeignete regionale Schlachtstätten sind selten. Mobile Schlachtungen werden von Haltern nachgefragt, sind aber bislang kaum im Einsatz. Zudem fehlen teils zuverlässige Vermarktungswege, und die Bewirtschaftung von Naturschutzflächen ist oft durch komplexe Regularien erschwert.
Backhaus: „Die Wasserbüffelhaltung bietet große Chancen, aber wir müssen die Rahmenbedingungen weiter verbessern – von der Entbürokratisierung über die Schlachtmöglichkeiten bis zur Vermarktung. Wenn wir den Arten- und Klimaschutz stärken wollen, dürfen wir den Tierhaltern keine Steine in den Weg legen.“
Touristische Potenziale und regionale Wertschöpfung
Wasserbüffel sind zugleich touristische Attraktionen. Viele Betriebe nutzen die imposanten Tiere bewusst für Besucherangebote, Hoffeste, Fleischvermarktung oder gastronomische Konzepte.
Backhaus betont abschließend die Bedeutung des ersten Wasserbüffeltags: „Mit dem Wasserbüffeltag bringen wir Praxis, Wissenschaft und Verwaltung an einen Tisch. Wir wollen Mut machen, neue Wege zu gehen und zeigen, dass Landwirtschaft, Moor- und Artenschutz sowie Tourismus gemeinsam funktionieren können. Mecklenburg-Vorpommern hat beste Voraussetzungen, sich hier bundesweit an die Spitze zu setzen.“