Schwerin – Beim Runden Tisch „Wertschätzung von Lebensmitteln“ im Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt Mecklenburg-Vorpommern wurde gestern auf Initiative von Umweltminister Dr. Till Backhaus mit Vertretern aus Produktion, Verarbeitung, Handel, Gastronomie, Politik und Forschung über konkrete Ziele und Maßnahmen zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen auf allen Stufen der Wertschöpfungskette beraten.
„Ich freue mich sehr, dass es uns gelungen ist, eine Vielzahl der betroffenen Akteure an einen Tisch zu holen, um gute Beispiele bekannter zu machen und dieses wichtige Thema gemeinsam anzugehen. Nur so können wir entscheidende Schritte nach vorne machen“, betonte Umweltstaatssekretär Dr. Jürgen Buchwald, der die Veranstaltung stellvertretend für den Minister eröffnete. Um Ressourcen zu schonen und globale Herausforderungen wie den Klimawandel oder den Verlust der Artenvielfalt abzumildern, seien die Veränderungen unserer Essgewohnheiten und die Vermeidung von Lebensmittelabfällen von zentraler Bedeutung, sagte er weiter. Davon abgesehen sei diese Verschwendung vor dem Hintergrund, dass rund 925 Millionen Menschen weltweit an Hunger leiden, ethisch und sozial nicht vertretbar.
1,9 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle pro Jahr beträgt das Volumen, das gemäß der aktuellen Studie „Zu gut für die Tonne“ der Universität Stuttgart dem Großverbraucherbereich zugeschrieben wird. Dabei wären nahezu 50 Prozent dieser Menge vermeidbar. „Das ist eine alarmierend hohe Zahl, die durch gezielte Maßnahmen entlang der Wertschöpfungskette reduziert werden muss“, unterstrich Buchwald.
Einen Vorschlag, wo begonnen werden könnte, unterbreitete Torsten von Borstel, Geschäftsführer des Vereins United Against Waste. „Wir produzieren einfach zu viel!“, konstatierte er. Abfallmessungen in der Außer-Haus-Verpflegung hätten gezeigt, dass nicht etwa ein zu großzügiger Einkauf von Waren oder etwa deren falsche Lagerung verantwortlich für viel Lebensmittelabfall seien, sondern ein mangelnde Abstimmung zwischen Bedarf und Angebot.
Mit anderen Worten: Es werde mehr gekocht als verzehrt. Vielfach ist dies in der Erwartungshaltung der Gäste in der Gemeinschaftsverpflegung begründet, auch 10 Minuten vor Schließung noch aus einem vollen Sortiment auswählen zu können. So würden in den untersuchten Einrichtungen allein durch Überproduktion zur Gewährleistung eines breiten Sortiments und durch Tellerrückläufe aufgrund von Portionsgrößen, die über den Bedarf hinausgehen, 55 Prozent gesamten Lebensmittelabfällen entstehen. Durch geringfügige Änderungen in den Menülinien und einfach umsetzbare Maßnahmen im gastronomischen Management könnten laut von Borstel signifikant zur Vermeidung von Lebensmitteln beitragen.
Mittels eines ganzheitlichen Verfahrens, dem Food-Waste-Management, hilft der Verein Betrieben und Einrichtungen Lebensmittelverschwendung zu identifizieren, messbar zu machen und langfristig Veränderungen in den Küchenprozessen zu bewirken.
Buchwald ergänzte, dass vor allem Aufklärungsbedarf zur Wertschätzung von Lebensmitteln bestehe – angefangen bei Vorschulkindern bis hin zu Erwachsenen. Eine umfassende und nachhaltige Nutzung produzierter Lebensmittel biete zudem erhebliche Potenziale für den Klimaschutz. Dies werde vielfach verkannt.
Der nächste Runde Tisch „Wertschätzung von Lebensmitteln“ in M-V wurde für das kommende Jahr angekündigt. Die im Februar 2019 vom Bundeskabinett verabschiedete Nationale Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung gibt den Rahmen vor, um weitere Maßnahmen festzulegen und ein gesellschaftliches Umdenken zu erreichen.