Backhaus: „Landwirtschaft braucht ein neues, solidarisches Wir-Gefühl“

Minister bietet Landwirten zur MeLa den Dialog an

Schwerin – Zwei Tage vor dem Auftakt zur 28. Mecklenburgischen Landwirtschaftsmesse (MeLa), der größten Agrarschau im Norden, würdigte Landwirtschafts- und Umweltminister Dr. Till Backhaus die Landwirtschaft als eine der bedeutendsten Branchen in Mecklenburg-Vorpommern. „Land- und Ernährungswirtschaft sind die größten Arbeitgeber in den ländlichen Räumen. Sie sind hochmodern, leistungsfähig und innovativ und stellen die Versorgung der Menschen mit qualitativ hochwertigen Nahrungsmitteln sicher. Diese Betriebe sorgen für Wertschöpfung vor Ort und bringen die Entwicklung der ländlichen Räume voran“, so der Minister.

Dennoch müsse der Berufsstand sich seiner Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und der Umwelt stärker als bisher stellen. „Unbestritten hat die Landwirtschaft zu Wohlstand und Ernährungssicherheit beigetragen. Aber wenn wir mehr Akzeptanz in der Gesellschaft für eine zukunftsfähige Landwirtschaft wollen, dann gehört für den Berufsstand auch das Umsetzen von Strategien dazu, mit denen Biodiversitätsverlust und Artensterben, Bodenerosion und Verschlechterung der Wasserqualität gestoppt werden“, so Backhaus weiter. „Dafür biete ich der Branche – auch auf der MeLa – den Dialog an.“

Zudem sei es höchste Zeit, sich betriebswirtschaftlich unabhängiger zu machen von extremen Witterungsereignissen. „Denn der Klimawandel ist eine Tatsache, der sich auch die Landwirtschaft stellen muss“, sagte er. Die verregnete Ernte im Vorjahr sei ebenso wie anhaltende Trockenheit der zurückliegenden Monate Ausdruck des Klimawandels. „In unserem Land hat auf meine Initiative im Juni eine Arbeitsgruppe Dürre ihre Arbeit aufgenommen, als man in Brüssel und Berlin noch keine Probleme durch die Trockenheit erwartete. Ich bin froh, dass wir für Mecklenburg-Vorpommern ein 50-Millionen-Euro-Dürrehilfeprogramm aus Bundes- und Landesmitteln auf den Weg gebracht haben, um existenzgefährdete landwirtschaftliche Betriebe zu unterstützen. Das Hilfsprogramm ist auch ein Ausdruck der Wertschätzung für Landwirte, die den schönsten und manchmal wohl auch den schwersten Beruf der Welt ausüben“, erklärte Backhaus.

Sorge bereite ihm der mit Bodenkäufen durch außerlandwirtschaftliches Kapital verbundene anhaltende Strukturwandel hin zu „anonymen Agrarkonzernen“ in der Landwirtschaft Mecklenburg-Vorpommerns. „Deshalb liegt mir die Unterstützung bäuerlich geprägter Strukturen mit ihrer Wertschätzung für Pflanze, Tier, Wasser und Boden besonders am Herzen. Die starke Nachfrage kleiner wie größerer Unternehmen nach den Förderungen für Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen und für die Umstellung auf den Ökolandbau bestärkt mich darin“, betonte er.

Backhaus unterstrich zudem die Notwendigkeit einer umweltfreundlichen, zukunftsfähigen europäischen Agrarpolitik mit geringstem bürokratischem Aufwand. Die aktuellen Vorschläge der EU-Kommission zur künftigen gemeinsamen Agrarpolitik bezeichnete er als „so nicht tragfähig“. Beispielsweise fehle eine klare Aussage zu Kriseninstrumenten, die den Landwirten mit Blick auf den Klimawandel und instabile Märkte wirklich helfen.

„Den landwirtschaftlichen Betrieben hier im Land bin ich nicht nur für ihr wirtschaftliches, sondern auch für ihr gesellschaftliches Engagement dankbar“, sagte der Minister. Nicht wenige erbrächten Leistungen außerhalb ihres eigentlichen Wirkungsfeldes. Beispielsweise unterstützten im Sommer Landwirte die Feuerwehren bei Wald- und Feldbränden durch das Bereitstellen von Löschwasser; andere waren in der kalten Jahreszeit mit ihrer Technik als Winterdienst im Einsatz. Ein Beitrag zur gegenseitigen Wertschätzung von Landwirtschaft und Gesellschaft seien auch die traditionellen Erntefeste. „Ich wünsche mir noch mehr von dieser gegenseitigen Akzeptanz, Umsicht und Hilfsbereitschaft. Mit einem neuen solidarischen Wir-Gefühl kann die Branche optimistischer in die Zukunft sehen.“

Die 28. Mecklenburgische Landwirtschaftsmesse öffnet vom 13. bis 16. September 2018 auf dem Gelände des MAZ Messe- und Ausstellungsgelände Mühlengeez in Gülzow-Prüzen ihre Pforten. Nach der Eröffnung durch Ministerpräsidentin Manuela Schwesig am Donnerstag um 10.00 Uhr gibt es am gleichen Tag u. a. um 14.00 Uhr eine Podiumsdiskussion zu den „Chancen der Digitalisierung in der Landwirtschaft“. Zum Landesbauerntag am Freitag können sich Landwirte und interessierte Gäste ab 10.30 Uhr in die agrarpolitische Podiumsdiskussion zwischen Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus und dem Präsidenten des Landes-Bauernverbandes, Detlef Kurreck sowie weiteren Gästen zum Thema „Landwirtschaft im Spannungsfeld zwischen Umweltverantwortung und Wirtschaftlichkeit einbringen.

Auf den 378.500 Quadratmetern des Messegeländes werden vier Tage lang über 1.000 Aussteller aus dem In- und Ausland vertreten sein. Das Landwirtschaftsministerium betreibt mit 114 Quadratmetern in Halle 1 den größten Stand auf der Messe. Ein Themenschwerpunkt am Stand wird der Alltag in landwirtschaftlichen Unternehmen sein, in den die Besucher auf einem Traktorfahrsimulator eintauchen können. Zu den Höhepunkten der MeLa gehören auch wieder die Technik- und die Tierschauen. Mehr als 1000 Tiere aus 160 verschiedenen Rassen werden gezeigt; das Tier der MeLa ist die Pommerngans.

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