Ehrenamtliche Nachbarschaftshilfe in M-V

Schwerin – Im Herbst 2019 wurde in Mecklenburg-Vorpommern die ehrenamtliche Nachbarschaftshilfe zur Unterstützung im Alltag für Pflegebedürftige eingeführt. Ende April erhielt der eintausendste Nachbarschaftshelfer sein Zertifikat über die Absolvierung des erforderlichen Grundkurses.

„Die ehrenamtliche Nachbarschaftshilfe ist damit ein Erfolgsmodell für unser Land“, betonte Sozialministerin Stefanie Drese zum Jubiläum. „Trotz der Corona-Pandemie ist das Interesse sehr groß und es konnten kontinuierlich, meist online, Schulungen angeboten werden“, so Drese.

Ehrenamtliche Nachbarschaftshelfer*innen können ausgewählte niedrigschwellige Leistungen zur Unterstützung im Alltag für Pflegebedürftige im Rahmen einer Einzelbetreuung erbringen. Dazu gehören etwa Haushaltshilfen, die Begleitung zum Arzt oder Behörden, Vorlesen und Spazieren gehen.

Drese: „Das sind einfache, aber effektive Hilfen, die darauf ausgerichtet sind, pflegebedürftige Personen im Rahmen der selbstständigen Haushaltsführung zu unterstützen sowie deren Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Zudem werden damit pflegende Angehörige entlastet – das ist mir ein besonderes Anliegen.“

„Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer sind eine wichtige zusätzliche Stütze für die Pflege, die ihre Aufgabe in der Nachbarschaft ohne große Bürokratie und sehr flexibel wahrnehmen können“, unterstreicht der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der AOK Nordost, Hans-Joachim Fritzen.

„Als AOK Nordost haben wir uns mit allen Pflegekassen für diesen neuen Ansatz eingesetzt, damit die bestehenden gesetzlichen Entlastungsmöglichkeiten in der Praxis von den Betroffenen noch einfacher genutzt werden können.“

„Mit 1.000 zertifizierten Nachbarschaftshelfern haben wir, trotz der Einschränkungen durch die Corona Pandemie, ein erstes Etappenziel erreicht“, sagt der Güstrower Sozialberater Andreas Nath, stellvertretend für die Pflegeexperten der Pflegestützpunkte in MV.

Bis zum Beginn der Pandemie im Frühjahr des vergangenen Jahres fanden 14 Seminare in Kursveranstaltungen statt. Danach veränderte der folgende Lockdown mit seinen Kontakteinschränkungen die Situation grundlegend. Aufgrund der zeitweiligen Schließung der Pflegestützpunkte wurde zeitnah ein digitales Kursangebot entwickelt, so dass bis Jahresende weitere 47 Schulungen in einer hybriden Form stattfinden konnten.

Seit Jahresbeginn finden die Kurse nun aufgeteilt zwischen den „Servicestellen Nachbarschaftshilfe“ und der AOK Pflege Akademie statt. Dabei beraten die Servicestellen zu Leistungen der Pflegeversicherung und Netzwerkpartnern, nehmen die Erklärungen zum Nachbarschaftshelfer auf und geben Tipps zur Abrechnung. Sie begleiten und unterhalten den persönlichen Kontakt.

Daneben vermitteln die Dozentinnen der PflegeAkademie der AOK Nordost in Online Schulungen das Wissen rund um das Thema Pflegebedürftigkeit und sensibilisieren für einen biografie- und bedürfnisorientierten Umgang auf Augenhöhe. Wichtig ist, dass die oftmals älteren Kursabsolventen Hilfe beim digitalen Zugang erhalten, um die Scheu davor abzulegen.

Ein Modell, dass im Praxisalltag ankommt. Allein im abgelaufenen 1. Quartal erhielten bereits fast 200 Personen trotz des andauernden Lockdowns ihr Zertifikat als Nachbarschaftshelfer*innen.

Voraussetzung für ehrenamtliche Nachbarschaftshelfer*innen ist die Absolvierung eines Grundkurses im Umfang von acht Unterrichtsstunden und die Registrierung bei den Landesverbänden der Pflegekassen in MV. Unterstützt werden dürfen höchstens zwei anspruchsberechtigte Personen in einem Umfang von insgesamt höchstens 25 Stunden je Kalendermonat mit einer Aufwandsentschädigung von maximal acht Euro je Stunde.

Derzeit sind in MV etwa 103.000 Menschen pflegebedürftig. Über 75 Prozent von Ihnen werden zuhause betreut.

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3 comments

  1. Lili sagt:

    Unbürokratisch ist eher ein Witz. Ich haben in Bergen auf Rügen sogar eine Dame gefunden, die die Nachbarschaftshilfe für meine Mama übernehmen würde. Der Pflegestützpunkt Bergen sagte uns, dass sie nach einer kurzen Einweisung und Registrierung sofort anfangen könnte.
    Nun hat sie das einen Monat gemacht und wir haben die Rechnung eingereicht. Jetzt sagt die Barmer aber ätschbätsch, Geld gibt es keins, bevor der Kurs nicht gemacht ist. Auf die Frage, wann denn ein Kurs stattfindet: in den nächsten Monaten haben wir keine Termine.
    Meine Mutter kann also seit April den Entlastungsbetrag nicht in Anspruch nehmen, weil es keine Kurse gibt. Und bereits qualifizierte Helfer, die für 8€ arbeiten wollen, gibt es auch nicht.
    Das System ist ein Rohrkrepierer vor dem Herren…

  2. Udo Lewandowski sagt:

    Ich stimme Herrn Helmut Kreienbrock 100% zu!
    Wer braucht bei dem Pflegegrad1 (125,00€mtl) eine Reinigungshilfe mit Diplom?
    Vom Pflegestützpunkt bekam ich 3. Tel.-Nr., von Helfern mit Zertifikat, keine davon wollte als Reinigungskraft arbeiten.
    Verständlich!!! Wer putzt für max. 8,00€.
    Unsere Volksvertreter sollten sich doch einmal in das reale Leben versetzen, wenn sie dazu in der Lage sind!
    PS. eine angestellte Reinigungskraft kostet 30 – 40,00€

  3. Helmut Kreienbrock sagt:

    Für mich ist das Geldschneiderei auf höchstem Niveau.Ein Zertifikat für Reinigungsarbeiten verlangen ist frech.Hier machen Leute Gesetze,an denen das Leben vorbeigelaufen ist.8,-€ Stundenlohn ist dann der Höhepunkt,Hauptsache die Diäten stimmen, liebe Volksvertreter: Geht erst mal selbst arbeiten, bevor ihr über andere bestimmt