Oldenburg: Kinder brauchen dringend mehr Zeit zum Üben und Festigen
Schwerin – In Mecklenburg-Vorpommern sollen sich die Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern im Lesen, Schreiben und Rechnen gestärkt werden. Das Land legt ein umfangreiches Maßnahmenpaket auf, um die grundlegenden Fähigkeiten aller Kinder zu verbessern und jene Schülerinnen und Schüler so zu fördern, dass sie den Anschluss nicht mehr verlieren. Die geplanten Vorhaben des Landes setzen in der Kita an und werden in der Grundschule fortgeführt.
„Lesen, schreiben, rechnen – das ist Bildung. Diese basalen Kompetenzen können nicht durch den Laptop, durch Hörbücher, den Taschenrechner, nicht durch Apps oder durch künstliche Intelligenz ersetzt werden. Lesen zu lernen öffnet Türen zum Miteinander, es ist die Voraussetzung für den Erwerb weiteren Wissens. Deshalb muss das Erlernen von Lesen, Schreiben und Rechnen früh beginnen und lang andauern. Dann werden die Kinder noch besser auf die Welt eingestimmt, die vor ihnen liegt und die sie gestalten können“, betonte Bildungsministerin Simone Oldenburg.
„Der Dreiklang ‚Mehr Unterricht, mehr Förderung, mehr Zeit‛ muss die Devise sein, um Wissenslücken und Sprachdefizite bei den Kindern zu verringern und damit ihre grundlegenden Kompetenzen zu erhöhen. Dies wird von allen Gewerkschaften und Verbänden unterstützt“, so Oldenburg weiter. „Anscheinend war es der GEW kurzzeitig entfallen, dass sie seit Ende letzten Jahres in die Prozesse wöchentlich eingebunden war, dass sie an dem Anhörungsverfahren als Gewerkschaft beteiligt ist genauso wie als Mitglied im Bildungsrat. Hier heißt die Devise: lesen, zuhören, erinnern.“
Ab dem Schuljahr 2023/2024 werden die Kinder mit einer Willkommenswoche „Wir lernen uns und unsere Schule kennen“ an ihre Schulzeit herangeführt. Geplant ist auch, in den ersten vier bis sechs Schulwochen die individuellen Lernvoraussetzungen für jedes Kind zu erfassen.
Ab dem Schuljahr 2024/2025 soll in allen Grundschulen des Landes ein flächendeckendes Leseband eingeführt werden. An drei bis fünf Tagen sind Lautlesetrainings in der Schule vorgesehen. Dafür sind pro Tag 20 Minuten der Unterrichtszeit fest eingeplant – unabhängig vom zu unterrichtenden Fach.
Um die basalen Kompetenzen noch stärker zu fördern, werden die Rahmenpläne der Grundschule überarbeitet und aktuelle Bildungsstandards mit aufgenommen: So wird die Stundenzahl für die Fächer Deutsch und Mathematik ab dem Schuljahr 2024/2025 in der Grundschule erhöht.
„Die Kinder brauchen dringend mehr Zeit zum Üben, Festigen und zur individuellen Unterstützung, um Lücken zu schließen, damit Begabungen gefördert werden können. Wir haben mit vielen Grundschullehrkräften gesprochen und ihre Konzepte der Förderung, mit denen sie gute Erfahrungen gemacht haben, in unsere Planungen übernommen“, erläuterte Oldenburg.
In der Kindertagesförderung soll das Fachkraft-Kind-Verhältnis im Kindergarten künftig von 1:15 auf 1:14 verbessert werden. Darüber hinaus wird die Landesregierung aufgefordert, mit der Gesetzesnovelle des Kindertagesförderungsgesetzes weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität in der Kindertagesförderung zu prüfen und umzusetzen. Die Leitungskräfte und pädagogischen Fachkräfte sollen zum „Kompetenzportfolio zum Übergang von der Kita in die Grundschule und den Hort“ in diesem Prozess weiterhin geschult werden. Die Kita-Fachkräfte werden darüber hinaus verstärkt im Bereich Bewegung, Konzentration und Ausdauer im Elementar- und Primarbereich qualifiziert.
Im Gutachten „Basale Kompetenzen vermitteln – Bildungschancen sichern. Perspektiven für die Grundschule“ vom Dezember 2022 empfiehlt die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK) wie Bildung aus wissenschaftlicher Sicht gestaltet werden sollte. Das Gutachten bezieht sich auf die Ergebnisse des IQB-Bildungstrends, wonach eine wachsende Zahl von Grundschülerinnen und -schülern die Mindeststandards in Deutsch und Mathematik nicht erreicht. Es gibt eine klare Zielperspektive vor, damit alle Grundschulkinder die grundlegenden Fähigkeiten und Fertigkeiten erhalten, um vorgegebene Mindeststandards erreichen zu können.