Ministerin Drese wirbt für höhere Spendebereitschaft und Aufklärung
Schwerin – In Mecklenburg-Vorpommern spenden durchschnittlich mehr Menschen Organe als im Bundesdurchschnitt. Auf eine Million Einwohner:innen kamen 2021 16,1 Spender:innen. Bundesdurchschnittlich waren es 11,2. Gesundheitsministerin Stefanie Drese appelliert zum Tag der Organspende am 4. Juni an Bürgerinnen und Bürger, sich mit dem Thema Organspende zu befassen.
Drese: „Dass in unserem Land die Zahl der Organspenden verhältnismäßig höher ist als bundesweit, ist natürlich eine gute Nachricht. Dennoch sind die absoluten Zahlen gering. Gleichzeitig warten viele Menschen auch aus Mecklenburg-Vorpommern auf ein Spenderorgan. Der Tag der Organspende soll die bewegenden Schicksale der Menschen in den Blickpunkt nehmen, die Organe gespendet haben oder denen als Organempfänger ein neues Leben geschenkt wurde. Im Vordergrund steht deshalb auch der Dank an die Organspenderinnen und -spender.“
Die Ministerin hält es zudem für zentral, durch Aufklärung und Informationen etwa bei den Bürgerämtern, die Entscheidungsbereitschaft zur Organspende zu stärken. „Umfragen zeigen, dass viele Menschen theoretisch bereit sind, nach dem Tode Organe zur Transplantation freizugeben. Und immerhin etwa 35 Prozent besitzen sogar einen Organspendeausweis“, so Drese.
Zum Stichtag 30.04.2022 waren 200 Personen aus Mecklenburg-Vorpommern auf der Warteliste von Eurotransplant registriert. Die Zahl der Organspender:innen ist zu Beginn des Jahres 2022 bundesweit auf einem deutlich niedrigeren Niveau als im Vorjahreszeitraum. Auch in Mecklenburg-Vorpommern wurden mit 6 realisierten Organspendenspenden von Januar bis April 2022 50 Prozent weniger Entnahmen vorgenommen als im Vorjahreszeitraum (12). Ein Hauptgrund hierfür sind die Belastungen in den Kliniken durch die Corona-Pandemie.
Umso wichtiger ist es deshalb nach Ansicht von Ministerin Drese, die Strukturen in den Kliniken zu stärken. Eine Schlüsselrolle nehmen dabei die gesetzlich vorgeschriebenen Transplantationsbeauftragten an den Kliniken ein. „Transplantationsbeauftragte schaffen die organisatorischen Voraussetzungen, damit Organspenden realisiert werden können. Sie sollen aber nicht nur die Spendebereitschaft steigern, sondern auch die Qualifikation von Ärzten und Pflegepersonal verbessern sowie die Angehörigen der Verstorbenen empathisch begleiten“, verdeutlichte Drese.
Die Ministerin regt darüber hinaus eine neue Debatte über die Einführung einer Widerspruchslösung an. „Auch wenn eine Gesetzes-Initiative vor gut zwei Jahren im Bundestag gescheitert ist, sehe ich die Politik in der Pflicht, sich des Themas, insbesondere vor dem Hintergrund der derzeit deutlich sinkenden Organspendezahlen, fortwährend anzunehmen“, so Drese.
In Deutschland gilt die Entscheidungslösung bei der Organ- und Gewebespende.
Sie erlaubt eine Spende nur, wenn der/die mögliche Spender:in zu Lebzeiten eingewilligt hat oder ein nächster Angehöriger zugestimmt hat. Die Entscheidung muss schriftlich festgehalten sein. Die Widerspruchslösung gilt unter anderem in Frankreich, Irland, Italien, Österreich und Spanien und in 12 weiteren europäischen Ländern. Wer nicht vor seinem Tod widerspricht, wird automatisch Organspender/-in.
Laut einer aktuellen Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung fällt die passiv vorhandene Bereitschaft zur Organspende in Deutschland mit 73 Prozent sehr hoch aus. Nicht einmal die Hälfte (44 Prozent) jedoch hat die Entscheidung schriftlich festgehalten, sodass viele Spenden nicht zustande kommen.