Arbeitsmarktförderung für Mecklenburg-Vorpommern

Schwerin – Wirtschafts- und Arbeitsminister Harry Glawe hat am Dienstag im Kabinett den Bericht „Regionalspezifische Arbeitsmarktförderung“ für Mecklenburg-Vorpommern vorgestellt.

„Der Arbeitsmarkt hat sich insgesamt weiter positiv in den vergangenen Jahren entwickelt. Neue zukunftsfähige Arbeitsplätze in der Gesundheitswirtschaft, im verarbeitenden Gewerbe, im Handwerk oder im Tourismus sind entstanden und die Arbeitslosenzahlen sind spürbar zurückgegangen. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung steigt. Unterschiede werden in den einzelnen Regionen deutlich. Maßgebliches Ergebnis dieser Analyse ist die Identifizierung von Räumen mit besonderen arbeitsmarktlichen Herausforderungen innerhalb Mecklenburg-Vorpommerns. Notwendig ist es deshalb, Arbeitsmarktförderung in unserem Land stärker an regionalspezifisch unterschiedliche Bedarfe in Regionen und Orten auszurichten. Das setzen wir konsequent weiter um. Es liegen viele Herausforderungen vor uns. Wir brauchen weiter mehr Arbeitsplätze auf dem ersten Arbeitsmarkt“, sagte der Minister für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit Harry Glawe vor Ort.

Es wurde vom Wirtschafts- und Arbeitsministerium eine umfassende und räumlich differenzierte Analyse der regionalen und sektoralen Arbeitsmärkte in Mecklenburg-Vorpommern erstellt. Darauf aufbauend wurde ein Maßnahmenpaket zugunsten einer regionalspezifischen Arbeitsmarktförderung des Landes entwickelt.

Im Ergebnis wurden sechs Handlungsfelder identifiziert:

  • Handlungsfeld „Regional differenzierte Unterstützungsangebote gezielter nutzen“
  • Handlungsfeld „Wirtschafts- und Entwicklungspotenziale heben“
  • Handlungsfeld „Zielgruppen am Arbeitsmarkt helfen“
  • Handlungsfeld „Erreichbarkeit verbessern, Mobilität unterstützen“
  • Handlungsfeld „Akteure professionalisieren, Zusammenarbeit verbessern, Know-how-Transfer ermöglichen“
  • Handlungsfeld „Regionalspezifische Arbeitsmarktförderung neu denken“.

In der Zusammenschau der im Bericht untersuchten Indikatoren (zum Beispiel Beschäftigungsentwicklung, Entwicklung der Arbeitslosigkeit, Angebot-Nachfrage-Relation am Arbeitsmarkt sowie Langzeitarbeitslosigkeit) sind Altentreptow, Anklam, Bergen auf Rügen, Bützow, Demmin, Grimmen, Malchin, Neubrandenburg, Neubrandenburg Umland, Pasewalk, Sternberg, Stralsund, Teterow und Ueckermünde Räume mit ganz besonderen arbeitsmarktlichen Herausforderungen. „Deutlich wird, dass es Bedarfe für eine spezifische Unterstützung vor allem in Vorpommern, aber auch in Mecklenburg gibt“, sagte Glawe.

Glawe machte deutlich: „Die vier Regionalbeiräte in Westmecklenburg, Region Rostock, Mecklenburgische Seenplatte und Vorpommern werden gestärkt“, so der Minister. In den vier Regionalbeiräten wurden die Budgetmittel für Strukturentwicklungsmaßnahmen bis 2020 aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) um zwei Millionen Euro aufgestockt.

„Von diesen zusätzlichen ESF-Mitteln werden mit 68 Prozent überproportional viele Mittel für die östlichen Landesteile bereitgestellt. Ebenso angehoben wurde der Fördersatz (regional maximal 80 Prozent statt bisher maximal 70 Prozent) und die Förderhöhe (regional maximal 30.000 Euro statt bislang höchstens 25.000 Euro). Die Ausrichtung dieses Förderinstrumentes wurde für Räume mit besonderen arbeitsmarktlichen Herausforderungen verbessert. Damit können gerade in diesen Räumen potenzialorientiert Arbeitsplätze geschaffen, gesichert und höchstmögliche Effekte für Beschäftigungs-, Branchen- und Regionalentwicklung erzielt werden“, betonte Arbeitsminister Glawe. Seit der Aufstockung der Mittel wurden durch die Regionalbeiräte Vorpommern und Mecklenburgische-Seenplatte 55 Strukturentwicklungsmaßnahmen auf den Weg gebracht, die mit ca. 1.650.000 Euro aus dem ESF gefördert wurden.

Darüber hinaus erhalten die Regionalbeiräte aus der „Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) künftig so genannte Regionalbudgets. Je Beirat und Jahr stehen 300.000 Euro zur Verfügung. Über zunächst drei Jahre sind dies 3,6 Millionen Euro. „Die Finanzmittel dafür werden für Projekte zur Verbesserung der regionalen Kooperation, zur Mobilisierung und Stärkung regionaler Wachstumspotenziale, zur Verstärkung von Maßnahmen des Regionalmarketings oder auch zur Verbesserung der Fachkräfteversorgung eingesetzt“, so Wirtschaftsminister Harry Glawe.

Durch weitere Finanzmittel – bis zu 200.000 Euro aus den Existenzgründerförderprogrammen des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit – sind unter Einbindung der Regionalbeiräte regionalspezifische Maßnahmen zugunsten von Räumen mit besonderen arbeitsmarktlichen Herausforderungen auf den Weg gebracht worden. Mit derartigen Maßnahmen können Pilotprojekte beispielsweise zur Verbesserung des regionalen Gründungsklimas, zur Entfaltung regional-spezifischer Existenzgründungsinitiativen oder zur regionalen Nutzung der Möglichkeiten der Digitalisierung für Start-ups unterstützt werden.

Die Budgetmittel für Integrationsprojekte wurden für die Jahre 2018 bis 2020 um landesweit drei Millionen Euro aus dem ESF aufgestockt. „Damit verbreitern sich gerade in den Räumen mit besonderen arbeitsmarktlichen Herausforderungen die Möglichkeiten, Langzeitarbeitslose in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Integrationsprojekte werden in enger Zusammenarbeit mit den Jobcentern im Land umgesetzt“, sagte Glawe. So konnten beispielsweise im Integrationsprojekt „Tandem“ der ABS GmbH in Greifswald im Jahr 2018 von 91 Teilnehmern 32 in den 1. Arbeitsmarkt integriert werden.

Auch in der Mecklenburgischen Seenplatte wurden durch das Integrationsprojekt „Initiative 50plus in der Region Neubrandenburg und Neustrelitz“ von 130 über 50-jährigen Teilnehmern 34 Teilnehmer nach teilweise jahrelanger Arbeitslosigkeit wieder in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung vermittelt. Im Landkreis Vorpommern-Rügen (Stralsund, Ribnitz-Damgarten, Bergen, Grimmen) erreichte das Projekt „SLALOM+“ bislang insgesamt 609 Teilnehmer. Von den Teilnehmern, die überwiegend über einen Migrationshintergrund verfügen, konnten 118 Personen aus dem Projekt in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung vermittelt werden.

Gemeinsam mit der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit und den Jobcentern in Mecklenburg-Vorpommern wurden zwei neue Förderungen – Bürgerarbeit und Joblotsen – für am Arbeitsmarkt besonders benachteiligte Zielgruppen implementiert. „Diese Förderungen berücksichtigen zugleich die jeweils regionalspezifischen Bedingungen und werden deshalb verstärkt in Räumen mit besonderen arbeitsmarktlichen Herausforderungen durchgeführt“, so Glawe weiter.

Mit „Bürgerarbeit Mecklenburg-Vorpommern“ wird Langzeitarbeitslosen, die sonst keine Chancen auf den regionalen Arbeitsmärkten haben, die Möglichkeit für eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung gegeben. Die Regionalaufteilung von Bürgerarbeitsplätzen erfolgt nach der Verteilung Langzeitarbeitsloser im Land und berücksichtigt daher die östlichen Landesteile besonders. Nachdem für das Jahr 2017 zunächst 200 Förderungen für Bürgerarbeitsplätze ermöglicht wurden, werden für die verbleibende Laufzeit der aktuellen EU-Förderperiode 500 weitere Förderungen möglich sein. Insgesamt werden dafür Mittel in Höhe von 4,2 Millionen Euro aus Mitteln des ESF bereitgestellt.

„Joblotsen“ bringen Arbeits- und Fachkräfte benötigende Unternehmen einerseits sowie arbeitsuchende geflüchtete Menschen andererseits zusammen. Die Regionalaufteilung dieser „Joblotsen“ erfolgt nach der Verteilung arbeitsloser beziehungsweise arbeitsuchender geflüchteter Menschen im Land. Im Förderzeitraum bis 2020 sind 2,7 Millionen Euro ESF-Mittel für die Finanzierung der Personalkosten der Joblotsen vorgesehen. Zum Jahresbeginn 2018 waren alle 22 vorgesehenen Joblotsen in der Jobcentern installiert.

Um die regionalen Spezifika bei der Arbeitsmarktintegration von Migrantinnen und Migranten besser berücksichtigen und die diesbezüglichen Aktivitäten insbesondere von Unternehmen einbeziehen zu können, wurde eine Projektgruppe „Berufliche Integration von Migranten und Migrantinnen“ im Wirtschafts- und Arbeitsministerium eingerichtet. Diese besteht aus einem Landeskoordinator sowie vier jeweils für eine Region zuständigen Regionalkoordinatoren (in Neubrandenburg, Rostock, Schwerin und Stralsund). Grundlage ist eine Vereinbarung zwischen dem Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit Mecklenburg-Vorpommern sowie der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit.

Mit der in 2018 gestarteten „Initiative der Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern zur Stärkung der Digitalisierung in der Wirtschaft“ bieten sich künftig landesweit neue Möglichkeiten der Entwicklung von Wirtschaft und Arbeitsmarkt. Die mit dieser Initiative anvisierten Unterstützungsrichtungen bei der Digitalisierung Mecklenburg-Vorpommerns, wie digitale Innovationszentren, digitales Innovationsnetzwerk, themenspezifische Kompetenzzentren im Bereich der Digitalisierung, Ergänzung der Förderkulisse (Qualifizierung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Förderung von kleineren Digitalisierungs-Investitionen, Förderung von Personalkosten) sowie Beteiligungsfonds für innovative digitale Geschäftsmodelle – können auch für die ländlich peripheren, strukturschwachen Räume im Land chancenreiche Ansatzpunkte einer zukunftsorientierten Wirtschafts- und Arbeitsmarktentwicklung bieten.

Das in Vorbereitung befindliche Kompetenzzentrum „Digitalisierung in der Arbeitswelt Mecklenburg-Vorpommern“ wird die besonderen Bedarfe ländlich peripher gelegener, strukturschwacher Räume ebenfalls berücksichtigen. „Die Chancen der Digitalisierung sollen dadurch auch in diesen Räumen und in solchen mit besonderen arbeitsmarktlichen Herausforderungen genutzt werden“, erläuterte Arbeitsminister Glawe.

Die Arbeitslosigkeit ist im gesamten Land Mecklenburg-Vorpommern weiter zurückgegangen. Das Jahr 2018 war von sehr guten Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt geprägt. Die Arbeitslosenquote lag landesweit im Februar 2019 bei 8,4 Prozent und somit um 0,9 Prozentpunkte unterhalb der Quote des Vorjahresmonats. Im Land waren 68.600 Menschen arbeitslos gemeldet. Das sind 43.000 weniger als vor 5 Jahren.

Auch in Vorpommern geht es deutlich voran. In den Landkreisen Vorpommern-Rügen und Vorpommern-Greifswald lag die Arbeitslosenquote vor 5 Jahren bei 16,2 bzw. 16,1 Prozent. Im Februar 2019 lag die Quote bei 10,5 Prozent im Landkreis Vorpommern-Rügen und bei 10,2 Prozent im Landkreis Vorpommern-Greifswald. In beiden Landkreisen zusammen ist die Arbeitslosigkeit in den vergangenen fünf Jahren um 14.800 Menschen gesunken. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in Vorpommern stieg in den vergangenen fünf Jahren um etwa 15.000 Beschäftigte (10 Prozent) an.

Im Landkreis Ludwigslust liegt die Arbeitslosenquote im Februar aktuell bei 5,9 Prozent. Das ist die niedrigste Quote im Land. Im Landkreis Vorpommern Rügen ist die Quote mit 10,5 Prozent (Vorjahr: 11,9 Prozent) am höchsten [Vorpommern-Greifswald: 10,2 Prozent (Vorjahr: 11,1 Prozent), Mecklenburgische Seenplatte 10,1 Prozent (Vorjahr:11,2)]. „Die Arbeitslosigkeit sinkt im gesamten Land deutlich, wir verbessern die Rahmenbedingungen weiter“, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschafts- und Arbeitsminister Harry Glawe abschließend.

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