Schwerin – Seit 2015 stellt die Deutsche Telekom die Festnetzanschlüsse aller Kunden vom analogen Festnetz, zumeist ISDN, auf digitale IP-Telefonie um. „Die Telekom begründet diese bundesweite Umstellung mit der auslaufenden ISDN-Technik“, erklärt Digitalisierungsminister Christian Pegel diese Maßnahme.
Jedoch häufen sich in seinem Ministerium Beschwerden von Privatpersonen und Unternehmen über Probleme bei der Umstellung. Die Telekom habe gerade im ländlichen Raum vielerorts offenbar keine ausreichende Vorsorge beim Ausbau leistungsfähiger Telefon- und damit Breitbandnetze getroffen. „Dies führt jetzt an vielen Stellen dazu, dass Unternehmen und Privathaushalten mit der neuen IP-Telefonie-Technik gar keine Telefon- und Internetanschlüsse mehr angeboten werden können, weil die IP-Telefonie als internetbasierte Telefonietechnologie Bandbreiten erfordert, die vor Ort gar nicht vorliegen“, erläutert Pegel die gegenüber seinem Ministerium vermehrt geäußerten Beschwerden wütender Kunden.
Er habe diesen Punkt deshalb bei der jüngsten Sitzung des Beirats der Bundesnetzagentur auf die Tagesordnung gesetzt und angesprochen. Er habe dabei den Eindruck gewonnen, dass Mecklenburg-Vorpommern davon deutlich stärker betroffen sei als andere Bundesländer. „Mich haben allein in den letzten Wochen diverse vor allem Unternehmen angesprochen, weil ihnen durch diese technische Umstellung von der ISDN- auf die IP-Technologie der Verlust ihres gesamten Telefon- und Internetanschlusses droht. Das kann gut funktionierende Unternehmen ruinieren“, äußert sich Pegel besorgt.
Der in der Sitzung des Beirats der Bundesnetzagentur ebenfalls anwesende Vizepräsident der Bundesnetzagentur Dr. Wilhelm Eschweiler habe sich bereit erklärt, diese Fälle mit dem Telekom-Vorstand zu besprechen und zu helfen, diese nach Möglichkeit zufriedenstellend zu lösen.
„Dafür müssen diese Fälle dem Vizepräsidenten der Bundesnetzagentur aber überhaupt erst bekannt werden“, so Christian Pegel. Deshalb biete das Infrastruktur- und Digitalisierungsministerium an, alle Beschwerden, die in seinem Haus bereits eingegangen sind oder noch unter der E-Mail-Adresse poststelle@em.mv-regierung.de eingehen, dem Telekommunikationsunternehmen sowie der Bundesnetzagentur weiterzuleiten.
Ziel der Umstellung auf IP-Telefonie ist, ein einheitliches Netz zu nutzen, das auf dem Internetprotokoll basiert. Durch die Umstellung auf IP-Telefonie könne die für ISDN erforderliche Hard- und Software abgeschaltet und so Kosten bei den Netzbetreibern gespart werden.
Bereits 20 Millionen Kunden – mehr als 90 Prozent – sind der Telekom zufolge auf die IP-Plattform umgezogen. Für Privatkunden sollte die Umstellung Ende 2019 abgeschlossen werden, für Geschäftskunden im Jahr 2020.
Bei der Umstellung kommt es zur Kündigung von Verträgen durch die Telekom. Der Anbieter möchte alle Kunden auf IP-Technik umstellen und aus Effizienzgründen nicht parallel zwei Netze betreiben. Kunden, die Verträge für Internet und Telefon noch mit einem klassischen Telefonanschluss abgeschlossen haben, werden deshalb mehrere Monate vor Ablauf ihrer Vertragslaufzeit entsprechend informiert und erhalten eine ordentliche Kündigung ihres Vertrags. Sie müssen sich demnach um einen neuen Vertrag kümmern, entweder bei der Telekom oder bei einem anderen Anbieter – die es in einigen Regionen gar nicht gibt. Lehnt der Kunde eine Umstellung ab oder reagiert gar nicht, schaltet die Telekom den Anschluss nach Ende der Vertragslaufzeit ab.