Grundlagenplanung für Reaktivierung der Bahnstrecke Ducherow – Heringsdorf beginnt
Insel Usedom – Die Deutsche Bahn hat – im Auftrag des Landes und durch dieses finanziert – in diesem Monat mit der Grundlagenermittlung für eine Reaktivierung der Bahnstrecke Ducherow – Seebad Heringsdorf einschließlich des Kernbauwerks Karniner Brücke begonnen. Damit wird die Basis für die potenzielle Wiederaufnahme einer zweiten Festlandanbindung der Insel Usedom über die Schiene geschaffen.
„Nachdem Vertreter von Deutscher Bahn, Verkehrsgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern und Verkehrsministerium Anfang dieses Monats die Finanzierungsvereinbarung für diese Planung unterschrieben haben, bereitet die Bahn nun die Bestandsaufnahmen vor Ort vor. Sie hatte bereits – im Rahmen der Erarbeitung des Finanzierungsvertrags – die Rahmenbedingungen und konkreten Planungsleistungen mit dem Ministerium und der Verkehrsgesellschaft abgestimmt und parallel die entsprechenden Leistungen ausgeschrieben”, sagt Landesverkehrsminister Christian Pegel.
Für ihn ist die Wiederherstellung der Brücke Herzensangelegenheit: „Ich bin überzeugt, mit dieser zusätzlichen Verkehrsanbindung der Insel Usedom ans Festland könnten wir sie deutlich von den vor allem in den Urlaubsmonaten kaum zu beherrschenden Autokolonnen entlasten – und zugleich etwas für den Klimaschutz tun.“ Über die neu errichtete Brücke würde Usedom von Berlin aus wieder in etwa zwei Stunden mit dem Zug erreichbar. „Ich bin überzeugt, für diese schnelle Verbindung und einen entsprechend weiterentwickelten Nahverkehr auf der Insel würden viele Usedom-Liebhaber ihr Auto gern zuhause lassen und lieber bequem und zuverlässig mit den öffentlichen Verkehrsmitteln reisen“, so der Minister.
Aus diesem Grund hat er sich auch nicht entmutigen lassen, als der Bund 2015 eine Aufnahme der Brücke in den Bundesverkehrswegeplan 2030 und somit die Realisierung des Vorhabens ablehnte. „Mit der Grundlagenplanung, die die Deutsche Bahn jetzt in unserem Auftrag – und potenziell als künftiger Bauherr und Betreiber der Strecke – erarbeitet, wollen wir nachweisen, was die Wiedererrichtung der Strecke tatsächlich kosten und bringen würde. Ich bin zuversichtlich, dass wir darauf basierend eine Kosten-Nutzen-Rechnung präsentieren können, die eine Aufnahme in den Bundesverkehrswegeplan rechtfertigt“, nennt der Minister das Ziel der aktuellen Planung und ergänzt: „Selbstverständlich wäre sie dann auch Grundlage für die Realisierung des Vorhabens und müsste nicht nochmal gemacht werden. Das Land geht hier in Vorleistung.“ Der Landtag hatte dafür im Doppelhaushalt 2020/21 insgesamt 2,8 Millionen Euro bewilligt.
In den kommenden Wochen beginnen die ersten sichtbaren Aktivitäten entlang der Strecke, die mit der teilweisen Zerstörung der Brücke zum Ende des Zweiten Weltkriegs unterbrochen wurde. Entlang der ehemaligen Bahntrasse werden Begehungen sowie geotechnische Untersuchungen vorgenommen. Das Verkehrsministerium hat die Bürgermeister aller betroffenen Gemeinden vorgestern bei einer Videokonferenz darüber informiert. Vertreter der Bahn stellten Planungsprämissen und die nächsten Schritte vor.
Im ersten Quartal 2022 soll die Bahn die Ergebnisse ihrer Untersuchungen vorlegen. Sie soll neben der grundsätzlichen Reaktivierung auch die Elektrifizierung und die Ausstattung der Strecke mit moderner Leit- und Sicherungstechnik betrachten, so dass attraktive Angebote und Fahrzeiten für den Personenfern- und -nahverkehr erreicht werden können.