Landesweiter Suchthilfebericht veröffentlicht

Schwerin – Der zweite landesweite Suchthilfebericht steht jetzt zur Verfügung. Der Bericht basiert auf den Daten von 26 Sucht- und Drogenberatungsstellen mit 37 Teilstellen in Mecklenburg-Vorpommern. Danach haben im Jahr 2019 insgesamt 10.324 Menschen Rat in einer Sucht- und Drogenberatungsstelle gesucht. Das entspricht 0,64 Prozent der Gesamtbevölkerung in Mecklenburg-Vorpommern.

„Auf Grundlage der Dokumentationsdaten der ambulanten Sucht- und Drogenberatungsstellen im Land ist eine umfassende Übersicht entstanden. Der Bericht zeigt die Relevanz von Suchterkrankungen in Mecklenburg-Vorpommern auf. Der Suchthilfebericht unterstützt die Bemühungen, die Hilfsangebote noch zielgenauer für die Betroffenen auszurichten“, sagte der Minister für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit Harry Glawe.

Neu entwickelt wurde ein Modellprojekt, das Kinder aus psychisch und/oder suchtbelasteten Familien zur Zielgruppe hat, die durch die psychische Erkrankung und/oder Suchterkrankung eines Elternteiles eine besondere Belastung erfahren. Unter dem Namen „Landeskoordination: Kinder aus psychisch und/oder suchtbelasteten Familien“ agiert beispielsweise der Landesverband Sozialpsychiatrie M-V e.V. (LSP M-V). Oberstes Ziel ist es, durch systematische Stimulation von sektorenübergreifender Kommunikation und fachlichem Austausch in ganz Mecklenburg-Vorpommern eine bessere Versorgung der besonders vulnerablen Kinder aus psychisch und/oder suchtbelasteten Familien zu erreichen. Das Wirtschaftsministerium unterstützt das Projekt aus Landesmitteln in diesem Jahr in Höhe von 35.000 Euro.

„Angebote für die Kinder von Betroffenen zu schaffen, ist ein wichtiger Punkt. Die jüngsten Mitglieder einer Familie dürfen nicht darunter leiden, dass es bei den Eltern eine psychische oder Sucht-Problematik gibt. Deshalb haben wir das Modellprojekt angestoßen, um unterstützende Hilfen für die Kinder zu schaffen“, sagte Glawe.

In 2019 gab es in allen Beratungsstellen leicht steigende Fallzahlen (2018: 10.127 Ratsuchende). Die Alkoholabhängigkeit steht in der Rangfolge der Diagnosen weiter an erster Stelle (2019: 60,7 Prozent; 2018: 64 Prozent). Gleichzeitig stiegen die Zahlen bei den Stimulanzien (2,6 Prozent 2018; 2019: 3,5 Prozent), während die Zahlen bei anderen psychotropen Substanzen/Polytoxikomanie konstant geblieben sind (2,7 Prozent 2018 und 2,8 Prozent 2019). Bei einer Cannabisproblematik gibt es einen leichten Rückgang zum Jahr 2018 (2018: 11,5 Prozent und 10,9 Prozent 2019).

Die höchsten Anteile für Menschen mit einer Alkoholproblematik (69,3 Prozent) oder einer Cannabisproblematik (30,5 Prozent) ist die Gruppe mit einem Berufsabschluss. Die größte Altersgruppe der Beratungsstellen sind Hilfssuchende im Alter von 30 – 39 und 50 – 59 Jahren. 47,9 Prozent der Klienten haben einen Realschulabschluss beziehungsweise. einen Abschluss der Polytechnischen Oberschule. Über die Hälfte des Suchthilfeklientels verfügt über eine abgeschlossene Berufsausbildung.

In 2019 sind es mehrheitlich die nicht Erwerbstätigen (ALG I und ALG II), die eine Beratungsstelle kontaktierten. Im Vergleich zum Auswertungsjahr 2018 ist festzustellen, dass es 2019 bei der Gruppe der nicht Erwerbstätigen eine Reduktion von 4,8 Prozent gab und bei der Gruppe der Arbeiter/Angestellten/Beamten eine Steigerung um 6 Prozent. Mit 70,9 Prozent wohnt der überwiegende Teil der Klienten zur Miete oder in einer Eigentumsimmobilie.

Im Vergleich zu 2018 ist der Anteil gestiegen, die bei den Eltern/einem Elternteil oder bei einer sonstigen Person leben. Dabei ist auch der Anteil der Eltern um 3 Prozent gestiegen, die als Angehörige die Beratungsstellen aufsuchten.

„Suchtberatungsstellen sind wichtige Anlaufstellen im Land und können durch ihre niedrigschwelligen Angebote, im Gegensatz zu anderen Anlaufstellen für suchtkranke Menschen, viele Betroffene bereits sehr früh in ihrem Veränderungsprozess aus der Sucht heraus erreichen und dabei begleiten“, so Birgit Grämke, Referentin für Suchthilfe und stellvertretende Geschäftsführerin der Landeskoordinierungsstelle für Suchtthemen Mecklenburg-Vorpommern (LAKOST).

Alkohol ist die vorrangige Problematik in allen Landkreisen und kreisfreien Städten. Aufgrund der Hauptdiagnosen des Suchthilfeklientels ist festzustellen, dass der Landkreis Ludwigslust-Parchim mit 74,1 Prozent an erster Stelle liegt, gefolgt vom Landkreis Vorpommern-Rügen mit 68,9 Prozent und dem Landkreis Nordwestmecklenburg mit 66,3 Prozent.

Cannabinoide sind in allen Landkreisen und Städten die zweitgrößte Hauptdiagnose. Zum Jahr 2018 gab es beispielsweise in der Landeshauptstadt Schwerin eine Steigerung von 10,8 Prozent auf 13,8 Prozent und beim Landkreis Vorpommern- Greifswald eine Senkung von 12,4 auf 11,3 Prozent.

Die Sucht- und Drogenberatungsstellen in Mecklenburg-Vorpommern werden mit bis zu 1,88 Millionen Euro gefördert. Die Landeskoordinierungsstelle für Suchtthemen (LAKOST), welche den Suchtbericht erstellt hat, sowie das Kompetenzzentrum und die Beratungsstelle für exzessive Mediennutzung und Medienabhängigkeit der Evangelischen Suchtkrankenhilfe werden insgesamt mit bis zu 355.000 Euro gefördert. Für die Landesfachstelle Glücksspielsucht und die Schwerpunktberatungsstellen Glücksspielsucht ist eine Landesförderung von insgesamt bis zu 150.000 Euro vorgesehen. Das Wirtschaftsministerium unterstützt auch die regionale Suchtprävention der Landkreise und kreisfreien Städte mit bis zu 7.000 Euro je Kreis beziehungsweise kreisfreier Stadt.

Die Landeskoordinierungsstelle für Suchtthemen Mecklenburg-Vorpommern (LAKOST MV) mit den Standorten in Schwerin und Demmin ist ein Projekt des Vereins zur Förderung der Prävention in Mecklenburg-Vorpommern. In der LAKOST MV sind derzeit 6 Mitarbeiter tätig. Die Stelle koordiniert Angelegenheiten zu den Themen Suchthilfe, Suchtprävention und Suchtselbsthilfe in Mecklenburg-Vorpommern. Das Wirtschaftsministerium unterstützt die LAKOST in Höhe von 330.000 Euro jährlich aus Mitteln des Landes.

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