Lebensmittelwertschätzung

Mühlengeez – Beim Podiumsgespräch „Lebensmittelwertschätzung“ zum Auftakt der Mecklenburgischen Landwirtschafts­ausstellung 2019 kritisierte Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschafts- und Umweltminister Dr. Till Backhaus heute die Erwartung der Wohlstandsgesellschaft, dass Lebensmittel zu jeder Tageszeit in breiter Vielfalt möglichst billig zur Verfügung stehen und gleichwohl den steigenden Anforderungen an Umweltschutz, fairen Handel und Tierwohl entsprechen.

„Viele Menschen haben den Bezug zum Ursprung unserer Lebensmittel und damit auch zu deren Wert verloren“, so der Minister. Ursachen sehe er im äußerst geringen Preisniveau und in der Tatsache, dass Europa seit Jahrzehnten keine Lebensmittelknappheit mehr erlebt hat. „Alles ist in Hülle und Fülle vorhanden“, sagte Backhaus. Der Überfluss sei zur Selbstverständ­lichkeit geworden.

Der Minister betonte, dass statistisch jeder Deutsche pro Jahr rund 55 Kilogramm Lebensmittel wegwerfe. Entlang der gesamten Wertschöpfungskette seien es bundesweit pro Jahr rund elf Millionen Tonnen. Das mache rund ein Drittel der gesamten Nahrungsmittel­produktion aus. „Beim Transport, für die Weiterver­arbeitung, Verpackung und Zubereitung von Nahrung werden tonnenweise Treibhausgase freigesetzt – völlig umsonst, wenn die Lebensmittel nie gegessen werden“, monierte der Minister. Auch würden auf diese Weise Ressourcen wie Ackerboden und Wasser verschwen­det.

Diese Entwicklung sei auch der Überproduktion in der Landwirtschaft geschuldet, ergänzte Backhaus. So habe sich beispielsweise der weltweite Pro-Kopf-Verbrauch von Fleisch in den letzten 100 Jahren verdoppelt und lag 2018 bei fast 44 Kilogramm. In Deutschland liege der Fleischkonsum mit 60 Kilogramm pro Kopf/Jahr sogar noch deutlich über dem Weltdurchschnitt. Die weltweite Fleischproduktion habe sich parallel dazu fast vervierfacht und liege derzeit bei etwa 330 Millionen Tonnen.

Durch den verantwortungsvolle Umgang mit Lebensmitteln könne jeder Einzelne einen wichtigen Beitrag für den nachhaltigen Ressourceneinsatz sowohl im privaten als auch im unternehmerischen Bereich und damit für den Klimaschutz leisten, ist sich Minister Backhaus sicher.

Das Land Mecklenburg-Vorpommern setze deshalb auf Aufklärungskampagnen und Informationsplattformen. „Nur was ich kenne, kann ich schätzen“, begründete Backhaus diese Herangehensweise. Besonders wichtig sei es, schon in Schulen mit der Aufklärung zu beginnen. So würde im Rahmen des EU-Schulpro­gramms mit Unterstützung des Bauern- und des Landfrauenverbandes entsprechende Bildungsarbeit an Grund- und Förderschulen geleistet. Kooperationen bestehen auch mit der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, der Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung sowie der Verbraucherzentrale Mecklenburg-Vorpommern. Auf der MeLa bieten diese Institutionen entsprechende Informationen und Beratungen an.

Abschließend kündigte Backhaus an, dass es am 21. Oktober 2019 an seinem Dienstsitz in Schwerin einen Runden Tisch „Wertschätzung von Lebens­mitteln“ geben wird. Mit dabei sind Vertreter aus Produktion, Verarbeitung, Handel, Gastronomie, Politik, Forschung sowie Konsumenten.

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