Minister Backhaus: Klimawandel setzt Wäldern in M-V zu

Marlow – Der Gesundheitszustand der Wälder in Mecklenburg-Vorpommern ist im Vergleich zu den Vorjahren weiterhin stabil. „Im Bundesvergleich hat Mecklenburg-Vorpommern nach Brandenburg die gesündesten Wälder!“, verkündete Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Dr. Till Backhaus heute am Rande einer Baumpflanzaktion in Marlow anlässlich des Internationalen Tag des Waldes. Dennoch hätten die Wälder im Dürrejahr 2018 spürbar gelitten. Das gehe aus dem aktuellen Waldzustandsbericht hervor, den der Minister im Anschluss an die Pflanzaktion im Forstamt Billenhagen vorstellte.

„Die vergangenen zwei Jahre haben gezeigt, dass eine der größten Gefahren für unsere Wälder der Klimawandel und besonders die damit einhergehenden Witterungsextremen wie Stürme, Dürre und Überflutungen ist. Wir müssen davon ausgehen, dass es in den Folgejahren zu weiteren Schäden in unseren Wäldern kommen kann, da erfahrungsgemäß viele Baumarten erst zeitverzögert auf solche Witterungsextreme reagieren. Insofern wäre es unverantwortlich, wenn wir diese Entwicklung in ihrer Bedeutung für den Wald und die Forstwirtschaft nicht sehr ernst nehmen würden“, betonte Minister Backhaus.

Die Stürme Xavier und Herwart im Oktober 2017 mit Schwerpunkt im Südwesten des Landes hätten eine Schadholzmenge von 285.000 m³ verursacht, informierte der Minister. (Deutschland: 3,1 Mio m³, Europa: 6,7 Mio. m³) Darauf folgten die Nassschneeereignisse im März und April 2018 mit einem Schadholzvolumen von rund 34.000 m³. Aktuelle Erhebungen zu den Folgeschäden v.a. durch Borkenkäfer gingen davon aus, dass nochmal ca. 300.000 m³ Schadholz hinzukommen. „In Summe müssen wir in 2018 von einem Schadholzaufkommen von rund 600.000 m³ ausgehen. Zum Vergleich: Die hiesigen Forstbetriebe produzieren nachhaltig jährlich ca. 2 Millionen m³ Rohholz für unterschiedlichste Arten der Verwendung“, veranschaulichte Backhaus.

Die ungewöhnlich früh sommerliche Witterung im April und die anhaltende Trockenheit im Laufe des Sommers bis in den Herbst hinein führte sorgten für ein erhebliches Defizit in den Wasserspeicher der Waldböden, erinnerte der Minister. Dürreschäden vor allem in jungen Aufforstungen, sowie zahlreiche Waldbrände waren die Folge. Insgesamt kam es 2018 landesweit zu 88 Wald­bränden mit einer Brandfläche von rund 31 ha. (2017: 6 Waldbrände, 0,17 ha)

Mecklenburg-Vorpommern mit einer Waldfläche von 558.000 ha gehört Minister Backhaus zufolge zu den waldbrandgefährdeten Gebieten in Deutschland. Vor allem in den großflächigen Kiefernwaldgebieten der Landkreise Mecklenburgische Seenplatte, Vorpommern-Greifswald und Ludwigslust-Parchim sei die Zündbereitschaft bei entsprechender Wetterlage besonders hoch.

Laut Waldzustandsbericht hat sich Anteil der Bäume mit deutlichen Schäden – das betrifft Bäume mit über 25 % Kronenverlichtung – von 14 % im Jahr 2017 auf 17 % im Jahr 2018 erhöht. Ein differenziertes Bild liefere die Angabe der mittleren Kronenverlichtung (11 bis 15 % Kronenverlichtung): Bei der im Land weit verbreiteten Kiefer betrage der mittlere Nadelverlust nunmehr 20 %. Dies sei ein Anstieg um 2 %. Dennoch zeige sich die Kiefer sich seit Jahren als recht stabil gegenüber Umwelteinflüssen. Bei der Fichte seien kaum Schwankungen festgestellt worden. Ihr mittlerer Nadelverlust blieb bei 17 %. „Hier rechnen wir mit einer verzögerten Reaktion im Jahr 2019“, so Backhaus. Die Vitalität bei den übrigen Nadelbaumarten (Lärche, Douglasie u. a.) habe sich ebenfalls im Vergleich zu 2017 um 4 % auf 16 % verschlechtert.

Bei den Laubbäumen ist das „Sorgenkind“ nach wie vor die Eiche, sagte der Minister. Die erhoffte Vitalisierung sei nicht eingetreten. Mit einem mittleren Blattverlust im Jahr 2018 von 23 % – 2017 waren es 20 % – bleibe die Eiche auch in anderen Bundesländern die am stärksten geschädigte Baumart. Erfreulich sei demgegenüber der stabile Gesundheitszustand der Buche. „Das freut mich umso mehr, da die Buche bekanntlich von Natur aus die wichtigste Laubbaumart in unserem Land ist und sie von uns seit Jahren bei unseren Waldumbaumaßnahmen besonders berücksichtigt worden ist“, unterstrich Minister Backhaus.

Bei den übrigen Laubbäumen – also Erle, Birke, Esche und weiteren – habe sich der Belaubungszustand gegenüber 2017 um 3 %-Punkte auf 19 % in 2018 verschlechtert. „Diese Baumarten wachsen häufig auf feuchten Böden, welche im Sommer 2018 Mangelware waren“, erklärte der Minister.

„Ich bin froh, dass wir bereits vor gut 20 Jahren auf der Grundlage eines Waldbaukonzeptes mit den Umbau instabiler Wälder begonnen haben. Seitdem sind durchschnittlich jedes Jahr Bestände von rund 800 ha durch aktiven Umbau in stabile Mischwälder überführt worden. Allein der Privat-und Körperschaftswald wurde der Waldumbau von 2015 bis 2017 durchschnittlich mit fast 1 Millionen Euro pro Jahr mit GAK Mitteln gefördert. Im Ergebnis unserer Bemühungen hat sich der Laubwaldanteil zwischen 2002 und 2012 um drei Prozent auf derzeit 50% erhöht“, resümierte Backhaus.

Ein zunehmend ernstes und wenig steuerbares Problem für unsere Wälder stelle die Einschleppung bisher im Land unbekannter Schädlinge vor allem durch weltweiten Handel mit Holz und Pflanzen dar, ergänzte Minister Backhaus. So sei vor etwa 25 Jahren ein Pilz aus Ostasien nach Europa eingeschleppt worden, der die heimischen Eschen meist innerhalb weniger Jahre zum Absterben bringt. In Mecklenburg-Vorpommern sei durch das Eschentriebsterben bereits über die Hälfte Eschen-Anbaufläche verloren gegangen.

„Wir hoffen, dass es uns gelingt über Züchtungsmethoden resistente Eschenpflanzen zu erzeugen, um so diese in vielerlei Hinsicht wertvolle Baumart zu retten“, sagte der Minister. Ein entsprechendes Projekt sei 2016 im M-V gestartet und werde durch das Bundeslandwirtschaftsministerium gefördert. Die ersten veredelten Pfropflinge sollen April in der Samenplantage im Forstamt Stavenhagen ausgepflanzt werden.

Der Waldzustandsbericht 2018 steht auf der Homepage des Ministeriums als PDF-Datei sowie unter www.wald-mv.de zum Download bereit.

Der Waldzustand wird in Mecklenburg-Vorpommern seit 1992 jährlich in Form einer bundesweit abgestimmten Stichprobeninventur erhoben. Im Mittelpunkt steht die Erfassung des Vitalitätszustandes der Wälder. Dabei dient der Kronenzustand als Weiser für den Gesundheitszustand der Bäume. Die Kronenverlichtung beschreibt, wie viel Prozent der Nadeln bzw. Blätter im Vergleich zu einer vollbenadelten/-belaubten Baumkrone fehlen. Zur übersichtlichen Darstellung und damit Beschreibung des Waldzustandes insgesamt wird der Gesundheitszustand in Form von Schadstufen mitgeteilt. Dabei werden die Schadstufen „2, 3 und 4“ zu der besonders aussagekräftigen Kategorie „deutliche Schäden“ zusammengefasst. Die Schadstufe „1“ mit einer Kronenverlichtung zwischen 11-25 % gilt als Warnstufe. Die Stufe „0“ umfasst alle Bäume mit bis zu 10 % Kronenverlichtung. Für die Betrachtung einzelner Baumarten wird der mittlere Nadel- bzw. Blattverlust der begutachteten Bäume verwendet.

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