Neue Prognose: Einwohnerzahl sinkt

Schwerin – „Die Zeiten, in denen Mecklenburg-Vorpommern deutlich Einwohner verliert, liegen hinter uns“, sagte Christian Pegel heute (20.8.2019) bei der Vorstellung der neuen Bevölkerungsprognose für den Nordosten der Republik. Die 5. Bevölkerungsprognose gibt einen Ausblick auf die Bevölkerungsentwicklung bis 2040.

„Prognosen sind keine sicheren Zukunftserkenntnisse. Aber alle Zeichen deuten darauf, dass wir allenfalls noch moderat sinkende Einwohnerzahlen haben werden“, fuhr der Landesentwicklungsminister fort. Es gebe einen Entwicklungskorridor zwischen einem minimalen Bevölkerungswachstum von knapp 2.000 Menschen bis 2040 in der optimistischen Prognose und einem Sinken um knapp 116.000 Menschen in der pessimistischen Variante. Die sogenannte Standardvariante geht von knapp 80.000 Menschen weniger in Mecklenburg-Vorpommern bis 2040 aus. Danach würde die Einwohnerzahl von 1,61 Millionen Menschen im Jahr 2017 auf ca. 1,58 Millionen im Jahr 2030 und bis 2040 auf ca. 1,53 Millionen Einwohner sinken. Das sind minus zwei Prozent bis 2030, minus fünf Prozent bis 2040, beides im Vergleich zu 2017.

Christian Pegel betonte bei der Vorstellung der neuen Landesprognose der Abteilung Landesentwicklung im Ministerium für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung, die das Kabinett heute (20.8.2019) beschlossen hat, dass diese zwar als Grundlage für künftige Planungen der Landesverwaltung diene, aber nicht unverrückbar sei. „Die tatsächliche Einwohnerentwicklung kann durch verschiedene Ereignisse, Entscheidungen und Handeln auf allen Ebenen von der Prognose abweichen – im Guten wie im weniger Guten.“

Dies zeige auch ein Vergleich der aktuellen Prognose mit den Annahmen der vorhergehenden vierten Landesprognose. Nach den neuen Berechnungen werde bis 2030 in der Standardvariante von einem um 70.000 Menschen geringeren Einwohnerverlust ausgegangen als noch 2012. Ein Faktor dabei sei auch das Hinzukommen von Flüchtlingen bis zum Jahr 2017. Dieser war in der aktualisierten vierten Landesprognose, die auf Zahlen von 2010 basierte, nicht abzusehen. Die aktuelle Berechnung beruht auf Angaben des Statistischen Landesamtes bis 2017.

Heruntergebrochen auf Landkreise und kreisfreie Städte werden sich die Einwohnerzahlen zum Teil gegensätzlich entwickeln: „In den beiden größten Städten unseres Landes werden sie weiter steigen, am stärksten in Rostock“, nennt der Minister ein Ergebnis der Berechnungen. In den Landkreisen hingegen werden sie sinken – von um 0,5 Prozent im Landkreis Rostock in der Standardprognose bis zu um mehr als zwölf Prozent in den Kreisen Mecklenburgische Seenplatte und Vorpommern-Greifswald.

Bestehen bleibt die Aussage, dass sich die Altersstruktur im gesamten Land stark verändern wird. „Die Geburtenziffer wird bis 2040 voraussichtlich von 1,54 auf 1,59 Geburten je Frau weiterhin leicht ansteigen. Für den Erhalt des Bevölkerungsbestands reicht das jedoch, wie in allen anderen Bundesländern, nicht aus“, erläutert Christian Pegel. Die Lebenserwartung wird in den nächsten 20 Jahren um ca. vier Jahre auf knapp 81 Jahre bei den Männern und um ca. drei Jahre auf gut 86 Jahre bei Frauen steigen. „Die Wanderungen – vor allem jüngerer Menschen – hinzugenommen, wird dies alles dazu führen, dass sich die Bevölkerung unseres Landes im Jahr 2040 aus weniger Erwerbsfähigen und deutlich mehr lebenserfahrenen Menschen als im Jahr 2017 zusammensetzen wird“, so der Minister weiter.

Der Anteil der über 67-Jährigen an der Bevölkerung wird überall im Land zunehmen – in den Landkreisen allerdings deutlich stärker als in den kreisfreien Städten.

Im Rahmen der fünften Bevölkerungsprognose werden erstmals offizielle Prognosen unterhalb der Ebene der Landkreise und kreisfreien Städte angeboten. „Dafür gibt es einen großen Bedarf in den Ressorts der Landesregierung, aber auch in den Kommunen“, begründet Christian Pegel.

Die kleinteiligeren Voraussagen konzentrieren sich auf die 22 Mittelbereiche der Zentralen Orte im Land. Diese, im Landesentwicklungsprogramm (LEP) 2016 festgelegt, bestehen jeweils aus einem Ober- oder Mittelzentrum als Schwerpunkte des wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Lebens und deren Einzugsbereichen. Die Zentren nehmen für die Gemeinden des Verflechtungsbereichs übergemeindliche Versorgungsfunktionen wahr.

„Die für das Land und seine Teilregionen unterschiedlichen Ergebnisse der fünften Landesprognose spiegeln sich verstärkt auf Ebene der Mittelbereiche wider. Es ist jedoch zu berücksichtigen, dass die Berechnungen aufgrund der kleineren Raumeinheiten mit geringeren Einwohnerzahlen mit erheblich größeren Unsicherheiten behaftet sind“, so der Minister.

Ähnlich wie auf Ebene der Landkreise und kreisfreien Städte besteht auch bei den Mittelbereichen ein West-Ost-Gefälle bei der Bevölkerungsentwicklung. Eine höhere Einwohnerzahl als im Ausgangsjahr 2017 werden 2040 lediglich die drei Mittelbereiche im Umkreis der Städte Rostock, Schwerin und Greifswald haben. Diese Zunahme beruht auf Wanderungsgewinnen, die das Geburtendefizit mehr als ausgleichen.

In den übrigen Mittelbereichen wird die Bevölkerung mittel‐ bis langfristig zurückgehen, in zwölf davon um voraussichtlich mehr als zehn Prozent.

In den vergangenen Monaten führte der Bereich Landesentwicklung im EM umfassende Berechnungen zur Bevölkerungsentwicklung bis 2040 durch. Auf Grundlage der Daten für die Jahre 2016/17, die das Statistische Landesamt Ende 2018 vorgelegt hatte, wurde die Bevölkerungsprognose 2019 noch einmal aktualisiert. Damit wurde sichergestellt, dass die starken Wanderungsausschläge der Jahre 2015/16 in der Bevölkerungsstatistik auf Grund der Flüchtlingszuwanderungen mit realistischer Perspektive in die Berechnungen der Prognose einflossen.

Für die Vorhersage wurden – wie auch in den vorhergehenden Prognosen – drei Varianten berechnet: eine optimistische, eine Standard- und eine pessimistische Variante. Die hier genannten Zahlen entsprechen der Standardvariante.

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